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Review 2LDK (Duel Project)

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Frauen ohne Feingefühl.
von D.S.

Zwei auf den ersten Blick sehr unterschiedliche junge Frauen - die aber letztendlich doch eine Menge Gemeinsamkeiten aufweisen - haben sich um die Hauptrolle eines Yakuzafilms beworben. Sie teilen sich ein luxuriöses Appartement mitten in Tokyo, das ihnen vom Filmproduzenten vorübergehend zur Verfügung gestellt wird. Sie kommen beide in die engste Wahl; und zu Beginn des Films wird dann klar, daß eine von ihnen die Rolle bekommen wird. Beide würden alles dafür geben - denn für die eine wäre dies der Einstieg ins Filmgeschäft, für die andere die letzte Chance, ihre Filmkrarriere zu retten. Und sie WERDEN alles dafür geben - wie wir in den folgenden 70 Minuten erleben...

Die Frauen können einander nicht nur der Konkurrenzsituation wegen absolut nicht ausstehen, auch wenn sie das zunächst weitgehend für sich behalten: Lana ist eine Superbitch; geld- und modefixiert; denkt, sie wäre unwiderstehlich; hält sich für etwas besseres. Nozomi ist ein anfangs verschüchtert wirkendes Landei mit arg begrenzter sozialer Kompetenz, das unter ungeheurem Druck steht, sich selbst (vor ihren Eltern, vor sich selbst...) zu beweisen. In ihren Gewohnheiten und Ansichten kollidieren die beiden permanent, was sich zum Beginn des Films vor allem in den typischen WG-Konflikten manifestiert: Nozomi markiert ihre Lebensmittel mit ihrem Namen, Lana sieht Besitzverhältnisse generell lockerer; Nozomi versteift sich auf Regeln, Lana tut das, worauf sie gerade Lust hat. Soweit nichts allzu ungewöhnliches also - bis sich herausstellt, daß sie beide auf den selben Typen stehen. Ab diesem Zeitpunkt verwandeln sich die versteckten Gehässigkeiten in offene - und ihr Zusammenleben wird mehr und mehr zu einem Kampf um Leben und Tod. Mit unsaubersten Mitteln.

Der Film hinterläßt einen mehrfach mit offenem Mund, denn die Maßnahmen, die die beiden ergreifen, um einander eins auszuwischen, werden drastischer und drastischer, erreichen schließlich gar Miike-Niveau. Leider ist das aber etwas zu viel des Guten; man kauft den Protagonistinnen diese Maß- und Grenzenlosigkeit, die noch dazu recht abrupt einsetzt, in dieser Form einfach nicht ab. Glaubwürdig ist das ganze also nicht - unterhaltsam aber um so mehr. Hier öffnen sich Abgründe der Verhaltens- und Persönlichkeitsstörung; hier öffnen sich Perspektiven für die Verwendung einfacher Haushaltsgeräte, die man nie für möglich gehalten hätte.

2LDK ist eine bittere, rabenschwarze und stellenweise sehr brutale Komödie um Erfolgsdruck und Skrupellosigkeit, die (nachdem sie etwas braucht, um in die Gänge zu kommen) großartig unterhält, dabei aber alles andere als subtil arbeitet. Wer ein Feuerwerk an allerdings unrealistischen Gemeinheiten erleben will, der ist hier jedoch genau richtig - und bekommt außerdem noch eine wunderbare Schlußpointe serviert. 7,5 Punkte

glotzte im Cinemaxx, Berlin

25 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

2LDK (Duel Project)
  • f3a.net: 7.2/10 25
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-28 10:38

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