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Review All the Boys Love Mandy Lane

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"Ich baue mir einen echten 70er Slasher nach" oder "All the leaves are brown..."
von Timo

Nach einigem Ringen habe ich mich dazu entschlossen MANDY LANE zu lieben. Jonathan Levine versucht meiner Meinung nach gar nicht den Kultfilm schlechthin zu drehen, sondern er will vor allem eines sein: 70s. Und das ist ALL THE BOYS LOVE MANDY LANE definitiv! Lustigerweise atmet der Film mehr Spirit und Esprit der einstigen Slasher (erinnert in einigen Einstellungen durchaus an I SPIT ON YOUR GRAVE, for example), als zum Beispiel der große Rodriguez in Bezug auf seine Grindhouse-Exploitation-Filme. Sein fröhlich buntes Kaubonbon PLANET TERROR hat nämlich nicht einmal ansatzweise verstanden was er da imitiert. Bei MANDY LANE ist das anders: Hier werden keine Szenen kopiert, sondern der Verve wiedergegeben. Levine orientiert sich mehr an der Zeit und an vermeintlichen Genrerastern als an irgendwelchen Zitaten. Keine Versatzstücke, es wird eine eigene Geschichte erzählt. Und hier liegt einer der größten Vorzüge, wenn es um die Frage geht, wieso man MANDY LANE ähnlichen Filmen vorziehen sollte.

Der zweite und vielleicht ebenso entscheidende Punkt sind die satirischen Züge, welche der Film unwiderruflich mit sich bringt. Auf absolut einleuchtende, nicht aber zu penetrante Art und Weise wird hier ein frisches Stück Gesellschaftskritik eingewoben: Die Schnelllebigkeit der heutigen Teenager, in der jeder immer sofort bekommen möchte was er will. Am liebsten würde sich jeder einfach nehmen was er will, ohne Rücksicht auf Verluste. Dies können viele Dinge sein, in Levine’s Film sind es beispielsweise Frauen, die wie das schäbigste Objekt behandelt werden. Der junge Bird bekommt in einer eher beiläufigen Szene von Mandy Lane eine Abfuhr, weil er zu forsch und schnell vorgeht. Auch dies ist ein Indiz darauf, dass Levine den Zuschauer ermahnt endlich wieder für das was er begehrt zu arbeiten, anstatt es sich einfach zu nehmen. Da wir in einer Höher/Schneller/Weiter-Gesellschaft leben, ist es ebenso wenig verwunderlich, dass zwei bildhübsche Mädchen schon einmal links liegen gelassen werden, weil jeder Tropfen Testosteron im Raum um die Hand von Miss Lane balzt.

Da ist es doch nur umso erfreulicher zu sehen, dass Amber Heard MANDY LANE mit dem nötigen Respekt verkörpert, die Rolle aber voll und Ganz trägt. In der Tat ist Heard wahrscheinlich dass, was sich viele unter einer "Mandy Lane" vorstellen. Der restliche Cast spielt nach Möglichkeiten, über das durchschnittliche Genreniveau kommt aber außer Amber Heard nur ihre ebenso hübsche Kollegin Whitney Able. Was unbedingt noch genannt werden sollte, ist der maßgeschneiderte Soundtrack. Superb!

Und trotzdem wird nicht jeder Zuschauer etwas mit ALL THE BOYS LOVE MANDY LANE anfangen können. Der Film wirkt wie zweigeteilt. Die erste Hälfte wandert auf den Spuren von AMERICAN PIE und EINE WIE KEINE (mit einer Prise EISKALTE ENGEL), führt uns langsam in den Kosmos der Teenager ein und versucht uns Mandy Lane näher zu bringen, in dem ihre fragile, schüchterne aber sympathische Art eingefangen wird. Außerdem quatschen die Teenager auch über ihre Probleme, lassen sich über Teen-Klischees aus und chillen ein wenig. Wer also von Jonathan Levine’s Film erwartet, das es nach 10 Minuten knapper Einführung lospoltert, liegt falsch. Erst in der zweiten Hälfte, welche sich auch optisch noch einmal vom Anfang unterscheidet, bekommen wir es mit einem Slasher im eigentlichen Sinne zu tun. Und dann erfüllt MANDY LANE dem Zuschauer einen Großteil der zuvor gemachten Versprechen, indem er mit verdammt kalten, wohl platzierten und kompromisslosen Tötungen aufwartet.

ALL THE BOYS LOVE MANDY LANE kommt gegen Ende lediglich ins Stolpern, weil er bei der Überspitzung von Genrekonventionen und Klischees Gefahr läuft selbst zu diesen zu werden. Die eine oder andere Jungfrau mag so manchem Zuschauer auf der Flucht vor dem Killer ein paar Mal zu oft stolpern. Aber das Alles sind Kleinigkeiten und werten den Film nicht wirklich ab. Und auch wenn es vielleicht einfacher ist den Film zu hassen, bleibt meine Meinung weiterhin bestehen: Wären derzeitige Genreproduktionen nur halb so verspielt und frisch wie ALL THE BOYS LAVE MANDY LANE - Die Filmwelt könnte eine bessere sein.

saß im Metropolis 6, Frankfurt

72 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

All the Boys Love Mandy Lane
  • Score [BETA]: 60
  • f3a.net: 6/10 72
Bewertungen von IMDb werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-26 22:44

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