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Review Alone

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Hell of a lot of Style. Less Substance.
von D.S.

Zunächst mal: ALONE plättet in audiovisueller Hinsicht ungemein. Das Sounddesign ist wirklich superb, der Schnitt trägt dann das restliche dazu bei, daß man in den Film hineingesogen und (zumindest anfangs) enorm gefesselt wird. Es gibt relativ ungesehene Bilder, und es gibt eine extrem düstere, dunkle Atmosphäre, die immer wieder von Farb-Schocks unterbrochen wird, was im Zusammenspiel definitiv für Anspannung und Aufmerksamkeit sorgt.

Leider aber hat der Film auf der Storyseite einige Schwächen. Ein paar davon sind eklatant und lassen einen dann eben doch merken, daß wir es mit dem Erstlingswerk eines sehr jungen Regisseurs zu tun haben... Aber der Reihe nach.

Wir werden völlig unvorbereitet in die Handlung hineingestoßen und sehen, in kurzen Schnitten, verschiedene Vorbereitungen, die ein Paar Hände in Latexhandschuhen zu treffen scheint. Dazu hören wir wirre Stimmen, und unter anderem wird ein Gedicht von Edgar Allan Poe zitiert und eingeblendet, dem der Film seinen Titel verdankt. Nach dieser atemlosen Eröffnungssequenz kehrt erst einmal ein wenig Ruhe ein. Wir sehen, wie eine Frau nach einer Reise in ihre Wohnung zurückkehrt. Stellen dann fest, daß sie in dieser Wohnung beobachtet wird. Und erleben dann die Begegnung von Beobachter und Frau. Schwupp, nächster Schauplatz in kurzen Schnitten, hämmernde Sounds, neue Figuren, crash, neuer seltsamer Schauplatz, wirre Stimmen, wirre Bilder, was passiert hier jetzt eigentlich grade, uh-oh, das klingt düster, brrrrr, verstörend, hey, was geht denn jetzt grade ab, hmmm, was soll das denn jetzt wieder...?! Und so weiter, und so fort.

Nach geraumer Zeit schält sich dann tatsächlich eine Handlung aus all dem heraus, der man halbwegs folgen kann. Aber das dauert meiner Meinung nach zu lange. Der Film präsentiert ein Puzzle, das aus tausend Einzelteilen zu bestehen scheint, die sich wirklich nur ganz, ganz langsam zusammenfügen - und einige Teile bleiben bis zuletzt isoliert, scheinbar sinnlos in den Raum geworfen.

Und genau hier offenbart sich ein Problem des Films: es gibt jede Menge düstere Andeutungen und Flashbacks und Storyschnipsel, auf die aber in großen Teilen überhaupt nicht weiter eingegangen wird. Die also letztlich nur da sind, um möglichst düster, verwirrend, atmosphärisch, cool zu wirken. Das muß ja nicht unbedingt schlimm sein. Aber da der Film sehr früh die Erwartungshaltung aufbaut, einen tiefenpsychologischen Blick in die "Seele" bzw. die Beweggründe eines Serienkillers zu werfen, ist der weitere Verlauf des Ganzen eben ein wenig enttäuschend.

Wir verfolgen die Jagd zweier Polizisten (Männlein und Weiblein) nach einem ominösen Killer, der seine Opfer offenbar nicht aus Haß oder Gefühlskälte ermordet, sondern sich im Gegenteil viele Gedanken um sie macht; sich zu ihnen hingezogen fühlt. So weit, so unspektakulär - wäre da eben nicht die (teilweise bewußt verwirrende) Narration, die uns z. B. einen guten Teil der Geschichte aus der Perspektive des Killers selbst erzählt. Der Handlungsablauf wird immer wieder unterbrochen durch ... tja... stylische Sequenzen. Die im Endeffekt wahrscheinlich wirklich nur davon ablenken sollen, daß sich die Story selbst nicht großartig weiterentwickelt.

Das ist trotzdem sehr interessant anzusehen und fesselt. Bis zu einem Punkt, wo dann auch kein noch so stylischer Schnitt mehr darüber hinwegsehen läßt, daß fundamentale Logikböcke vorhanden sind. An mindestens zwei Stellen greift das Drehbuch, um die Story weiterlaufen zu lassen, zu so jämmerlichen Tricks, daß es wirklich ärgerlich ist. Worum es geht, kann ich nicht sagen, ohne zu spoilern. Aber es sind Situationen, in denen man denkt: "Das KANN doch nicht wahr sein. So einen uralten Narrations-Trick kann er doch gar nicht aus der Mottenkiste ziehen." Bzw.: "SO verhalten sich die Leute aber echt nur in den billigsten Teenie-Slashern der 80er Jahre." ... Und bei einem derart avantgardistisch gestylten und vom gesamten Aufbau her auf "heyyyyy... abgefahren!" getrimmten Film ist das mal echt ein Armutszeugnis.

Das kostet Zufriedenheit und Punkte. Aber trotzdem ist der Film sehenswert, empfehlenswert. Allein schon, weil er einen eben ziemlich plättet. Man darf nur keine zu großen Erwartungen an die Story haben - denn diese würden absolut enttäuscht werden. Schade - denn der Anfang des Films ist auch in Storyhinsicht vielversprechend. Aber angesichts des Alters des Regisseurs kann man hier definitiv noch auf einiges hoffen.

goutierte im Turm-Palast, Frankfurt

13 Bewertungen auf f3a.net

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Alone
  • f3a.net: 6.7/10 13
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-24 14:04

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