Reviewer
Leimbacher-Mario * 5.5
Die Auserwählten in der Betonwüste
Erstmal Verwechslungsgefahr wegräumen: "Seuls" hat nichts mit dem letztjährigen "Don’t Grow Up" zu tun. Beide liefen auf dem Fantasy Filmfest, beide haben Storyähnlichkeiten, den gleichen deutschen Verleihtitel "Alone" und beide sind europäische Teenie-Apokalypsen - trotzdem sind sich beide fremd. "Seuls" handelt von einer Gruppe Teenagern, die in einer menschenleeren französischen Großstadt aufwacht, zusammentrifft und von einer mysteriösen Nebelwand umringt wird... Das klingt nicht nur nach "Maze Runner" oder "Divergent", das basiert auch auf einem ähnlichen Young Adult-Endzeit-Comic. Ebenfalls finden sich altbekannte Muster aus Hits wie "Stranger Things" oder Geheimtipps wie "The Midnight After". Aber ist es bei Filmen nicht ähnlich der Musik: immer die gleichen Töne und Noten, nur anders zusammengestellt? Daher kein Vorwurf. Oder nur ein Kreativitätsabzug in der B-Note.
"Seuls" packt einen schell und die Halbstarken sind sympathisch, normal und nicht allzu flach gezeichnet. Zumindest ein paar von ihnen. Dazu baut sich durch die verlassenen Straßen eine gespenstige Atmosphäre auf, die man so brachial seit "28 Days Later" nicht mehr hatte. Die feurige Nebelwand sieht beängstigend aus und ist nicht das Einzige, was gelungen & überraschend düster für dieses Subgenre ist. Über das Ende lässt sich streiten und ich als Nichtkenner der Vorlage würde gerne mehr wissen bzw. nachlesen. Dafür ist der Film aber noch zu frisch um dazu etwas im Netz zu finden auf englisch oder deutsch. Für die Kleineren könnte "Seuls" sogar fast schon zu heftig und intensiv sein, gerade das verstörende Ende. Seinen Platz auf dem Fantasy Filmfest hat er allerdings spätestens damit gerechtfertigt. Besser und kantiger, fieser und gemeiner als jegliche Hollywood-Konkurrenz. Eine Möglichkeit für das Mutterland des Films über den großen Teich zu schauen und zu lernen. Zu lernen habe ich gesagt, nicht zu remaken!!!
Fazit: Frankreich kann auch Teenie-Endzeit - zumindest ansatzweise. Muss ich nicht nochmal sehen, selbst wenn das letzte Viertel verwirrt und sich überschlägt. Da vermisst man das IMDB-Message-Board. Hübsch isser & sehr hochwertig produziert (bis auf so manche CGI).
"Seuls" packt einen schell und die Halbstarken sind sympathisch, normal und nicht allzu flach gezeichnet. Zumindest ein paar von ihnen. Dazu baut sich durch die verlassenen Straßen eine gespenstige Atmosphäre auf, die man so brachial seit "28 Days Later" nicht mehr hatte. Die feurige Nebelwand sieht beängstigend aus und ist nicht das Einzige, was gelungen & überraschend düster für dieses Subgenre ist. Über das Ende lässt sich streiten und ich als Nichtkenner der Vorlage würde gerne mehr wissen bzw. nachlesen. Dafür ist der Film aber noch zu frisch um dazu etwas im Netz zu finden auf englisch oder deutsch. Für die Kleineren könnte "Seuls" sogar fast schon zu heftig und intensiv sein, gerade das verstörende Ende. Seinen Platz auf dem Fantasy Filmfest hat er allerdings spätestens damit gerechtfertigt. Besser und kantiger, fieser und gemeiner als jegliche Hollywood-Konkurrenz. Eine Möglichkeit für das Mutterland des Films über den großen Teich zu schauen und zu lernen. Zu lernen habe ich gesagt, nicht zu remaken!!!
Fazit: Frankreich kann auch Teenie-Endzeit - zumindest ansatzweise. Muss ich nicht nochmal sehen, selbst wenn das letzte Viertel verwirrt und sich überschlägt. Da vermisst man das IMDB-Message-Board. Hübsch isser & sehr hochwertig produziert (bis auf so manche CGI).
saß im Residenz, Köln
D.S. * 6.5
Kein deutscher Jugendfilm
Ein europäischer Film für Jugendliche, der sich um jugendliche Helden dreht: In Deutschland heißt so was BIBI & TINA oder DIE WILDEN KERLE. In Frankreich ALONE – und es ist eine vollkommen andere Liga. Eine Comicverfilmung, in die Studiocanal eine nicht unerhebliche Menge Geld gesteckt hat; die keine Angst vor düsterer Atmosphäre, Waffengewalt oder sogar dem Tod als Thema kennt, die ihre Figuren zum größten Teil ernst nimmt und sie auf ein Mystery-Abenteuer schickt, das man sich in einer deutschen Ausprägung weder vorstellen kann noch will.
Tatsächlich erinnert der Film von David Moreau, der 2006 im Genre mit THEM für einige Aufmerksamkeit gesorgt hat, fast ein bisschen an eine französische Variante von DIVERGENT oder MAZE RUNNER, abzüglich der teuren Spezialeffekte. Das Set-up ist dabei zwar kein neues: Ein paar Jugendliche wachen eines Morgens auf und stellen fest, dass außer ihnen alle Menschen spurlos verschwunden sind, dass ihre Stadt komplett von dichtem, beißend heißem Nebel umschlossen ist, ja dass die gesamte Außenwelt offenbar aufgehört hat zu existieren. THE LANGOLIERS trifft THE MIST, so fühlte sich das Ganze für mich zumindest über weite Strecken an, aber ihrer Vertrautheit zum Trotz hat eine solche Storyidee ja durchaus ihren Reiz.
Der wird bei ALONE noch dadurch erhöht, dass es ein weiteres, bedrohliches Mysterium gibt: Irgendjemand oder irgendetwas macht Jagd auf die kleine Gruppe Überlebender. Es gilt also nicht nur, das Rätsel um den Verbleib des Rests der Menschheit und um den gefährlichen, langsam immer näher rückenden Nebel zu lösen. Gleichzeitig müssen die sehr unterschiedlich gestrickten neuen Freunde potentiell tödlichen Angriffen entgehen und ultimativ ihren Verursacher konfrontieren...
Der Film bemüht sich – nicht vollständig erfolgreich –, seinen Figuren etwas Tiefe zu verleihen und uns ein paar ihrer Hintergründe zu vermitteln. Klischees vermeidet er zwar leider nicht immer, dennoch geraten die Charaktere einigermaßen glaubhaft und man kann eine Bindung zu ihnen aufbauen. Glücklicherweise setzt Moreau dabei nicht auf exzessive „Atempausen“ zum dialogischen Erörtern der Vergangenheit, sondern baut entsprechende Informationen meist geschickt in die fortlaufende Handlung ein. Ohnehin mindert die Erzählung nur selten ihr Tempo und führt stringent aufs Finale zu.
Dieses bietet dann einerseits eine Erklärung für das Geschehen, die man schon meilenweit gegen den Wind – oder Nebel – riechen konnte. Was ich zunächst schwer ernüchternd fand. Andererseits geht ALONE dann aber einen beachtlichen Schritt weiter und führt zu einem äußerst interessanten Schlussbild, das eigentlich in einer Fortsetzung münden muss. Zumindest aber hebt die finale Volte die Story auf ein Level, das so nicht zu erwarten war und das ich so auch noch nie gesehen habe.
Ob es tatsächlich einen zweiten Teil geben wird, ist nach dem mäßigen Einspielergebnis in Frankreich aktuell wohl eher zweifelhaft; ein angedachter deutscher Kinostart ist jedenfalls gestorben. Schade. Auch unsere Kids hätten eine Sichtung verdient gehabt. So bleibt ihnen wohl wieder nur BIBI & TINA. 6,5 Punkte.
Tatsächlich erinnert der Film von David Moreau, der 2006 im Genre mit THEM für einige Aufmerksamkeit gesorgt hat, fast ein bisschen an eine französische Variante von DIVERGENT oder MAZE RUNNER, abzüglich der teuren Spezialeffekte. Das Set-up ist dabei zwar kein neues: Ein paar Jugendliche wachen eines Morgens auf und stellen fest, dass außer ihnen alle Menschen spurlos verschwunden sind, dass ihre Stadt komplett von dichtem, beißend heißem Nebel umschlossen ist, ja dass die gesamte Außenwelt offenbar aufgehört hat zu existieren. THE LANGOLIERS trifft THE MIST, so fühlte sich das Ganze für mich zumindest über weite Strecken an, aber ihrer Vertrautheit zum Trotz hat eine solche Storyidee ja durchaus ihren Reiz.
Der wird bei ALONE noch dadurch erhöht, dass es ein weiteres, bedrohliches Mysterium gibt: Irgendjemand oder irgendetwas macht Jagd auf die kleine Gruppe Überlebender. Es gilt also nicht nur, das Rätsel um den Verbleib des Rests der Menschheit und um den gefährlichen, langsam immer näher rückenden Nebel zu lösen. Gleichzeitig müssen die sehr unterschiedlich gestrickten neuen Freunde potentiell tödlichen Angriffen entgehen und ultimativ ihren Verursacher konfrontieren...
Der Film bemüht sich – nicht vollständig erfolgreich –, seinen Figuren etwas Tiefe zu verleihen und uns ein paar ihrer Hintergründe zu vermitteln. Klischees vermeidet er zwar leider nicht immer, dennoch geraten die Charaktere einigermaßen glaubhaft und man kann eine Bindung zu ihnen aufbauen. Glücklicherweise setzt Moreau dabei nicht auf exzessive „Atempausen“ zum dialogischen Erörtern der Vergangenheit, sondern baut entsprechende Informationen meist geschickt in die fortlaufende Handlung ein. Ohnehin mindert die Erzählung nur selten ihr Tempo und führt stringent aufs Finale zu.
Dieses bietet dann einerseits eine Erklärung für das Geschehen, die man schon meilenweit gegen den Wind – oder Nebel – riechen konnte. Was ich zunächst schwer ernüchternd fand. Andererseits geht ALONE dann aber einen beachtlichen Schritt weiter und führt zu einem äußerst interessanten Schlussbild, das eigentlich in einer Fortsetzung münden muss. Zumindest aber hebt die finale Volte die Story auf ein Level, das so nicht zu erwarten war und das ich so auch noch nie gesehen habe.
Ob es tatsächlich einen zweiten Teil geben wird, ist nach dem mäßigen Einspielergebnis in Frankreich aktuell wohl eher zweifelhaft; ein angedachter deutscher Kinostart ist jedenfalls gestorben. Schade. Auch unsere Kids hätten eine Sichtung verdient gehabt. So bleibt ihnen wohl wieder nur BIBI & TINA. 6,5 Punkte.
war im Cinestar, Frankfurt
17 Bewertungen auf f3a.net
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Bewertungen
Alone
- Score [BETA]: 60
- f3a.net: 6.2/10 17
- IMDb: 5.8/10