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Review Amer

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Dieser Review enthält SPOILER!

von Alan Smithee
Am besten kann man "Amer" wohl als 90-minütiges Experiment beschreiben, als eine Art stream-of-consciousness der Sinneswahrnehmungen und Emotionen, der einen in der ersten Hälfte vor allem wegen seiner stilistischen Brillanz mitreißt.

Erzählt werden darin drei Episoden, die entscheidende Erlebnisse der Hauptfigur als Kind, Jugendliche und Erwachsene wiedergeben. Allen Episoden gemein ist ein akuter Voyeurismus, das ständige Gefühl, beobachtet und verfolgt zu werden.

In der ersten Episode wird die Hauptfigur als junges Mädchen mit dem Tod ihres Großvaters konfrontiert und wenig später Zeuge des Liebesakts ihrer Eltern. Das Stöhnen der Mutter überlagert sich dabei auf potentiell traumatische Weise mit dem Todesseufzer ihres Großvaters, so dass Männer (und Sexualität?) fortan als negative Bezugspunkte in ihrem Bewusstsein verankert zu sein scheinen.
Die erste Episode war für mich auch die intensivste des ganzen Films. Das gefängnisartige Haus wird visuell beeindruckend in zum Teil grellen Komplementärfarben eingefangen und dank der grandiosen Soundeffekte eine unheimliche und durchweg bedrohlich wirkende Atmosphäre geschaffen, die noch bis daheim auf mich nachwirkte.
Die zweite Episode erzählt vom sexuellen Erwachen des Mädchens, das sich allmählich zur Frau entwickelt und von ihrer Mutter abkoppelt. Während sich die männlichen Figuren in dieser Episode auf starrende Blicke beschränken, kommt es in der dritten Episode zu heftigen physischen Übergriffen, wobei man das Geschehen samt seiner Phallus-Symbolik vermutlich auf rein psychologischer Ebene interpretieren muss.

Alles in allem war "Amer" für mich eine wirklich beeindruckende Erfahrung und vor allem die ersten zwei Episoden des Filmes audiovisuell einfach atemberaubend. Die Handlung war trotz interessanter Freudscher Verweise insgesamt nicht substantiell genug, um mich über die volle Laufzeit zu fesseln, dennoch kann ich den Film Freunden experimentellen Kinos durchaus empfehlen (bei Interesse unbedingt im Kino ansehen!).

war im Metropolis 8, Frankfurt

56 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Amer
  • Score [BETA]: 66
  • f3a.net: 6.4/10 56
  • IMDb: 6.8/10
Bewertungen von IMDb werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-24 17:08

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