s American Carnage (2022) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews American Carnage

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Reviewer

Herr_Kees * 6.5

„Ka-kah, Motherfuckers!“

In einer zum Glück noch nicht real gewordenen Zukunft findet ein republikanischer US-Gouverneur eine scheinbare Endlösung für das Einwanderungs-„Problem“. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion werden potenziell Illegale kurzerhand verhaftet und interniert. Eine Handvoll junger Hispanics erhält die Chance, im Rahmen eines dubiosen Rehabilitationsprogramms als Altenpfleger die Freiheit wiederzuerlangen.

AMERICAN CARNAGE ist der GET OUT für Latinos. Allerdings bekennt sich der Film von vornherein zu seinem Genre, ist offensiv als B- bis C-Picture angelegt und verkündet seine Botschaft entsprechend laut und plakativ.

So souverän wie Jordan Peele inszeniert Diego Hallivis natürlich nicht: Ein paar Hinweise werden vielleicht etwas zu früh gegeben und so mancher „Reveal“ hätte durchaus eine bessere Dramaturgie gebrauchen können.

Aber die Chemie zwischen den jungen Darsteller:innen ist erfrischend (insbesondere Allen Maldonado als „Big Mac“ macht großen Spaß), die Dialoge sind schön flott, die Make-up-Effekte wirklich ausgezeichnet und der Film dann doch überraschend kurzweilig.

glotzte im EM, Stuttgart

PinkyHH * 5.0

Der Film passt auf jeden Fall gut auf das Festival. Es kommt keine Langeweile auf. Die Charaktere werden sympathisch eingeführt. Die Rollen sind hier klar verteilt. Die Schubladen sitzen an ihren Plätzen. Es gibt genug Blut zu sehen. An Action mangelt es auch nicht. Gut, Logik – da gibt es so einige Löcher, aber hey – wer braucht heute noch logische Handlungsstränge (Stichwort äußerst gut abgehangenes Fleisch). Daher solide 5 Punkte. Kann man gucken. Ist nett. Kein Highlight. Kein Flop.

Leimbacher-Mario * 7.0

Bürgermadness

„American Carnage“ lief die Tage in einer noch nicht ganz fertigen Version (!) beim Fantasy Filmfestival - Newsflashs und Credits am Schluss waren noch nicht mit dabei. An der Bewertung und Einordnung dieses flotten Horrormix hindert das zum Glück nichts. Ist sie auch so bei mir schon ordentlich bis überraschend unterhaltsam. Wir folgen einem Amerika (oder zumindest einem US-Staat?) unter neuer, republikanischer Führung. Alle nicht reinrassig weißen Menschen werden nun in eine Art Internierungslager gesteckt oder zur Umerziehung/„sinnvollen Nutzung“ zur Pflege in Altersheimen genutzt. Dabei folgen wir „Battle Royale“-artig ein paar Jugendlichen mit Fussfesseln und Migrationshintergründen in eine solch weirde Seniorenresidenz. Doch was sich nach hochaktuellem, politischem und hartem Stoff anhört, wird sehr schnell zu einer augenzwinkernden und selbstreflektierten Funfarce zwischen „New Mutants“, „A Cure For Wellness“ und „Get Out“ - mit einer wirklich heißen Portion Humor und Lockerheit!

Flach wie ein ***SPOILER***(„Soylent Green“-)Filmposter

Absolut für die Generation Netflix. Das habe ich mir bei „American Carnage“ oft mehr als deutlich gedacht. Die haben ja die ebenfalls auf dem Fantasy Filmfest laufende Gurke „Old People“ produziert oder zumindest gekauft - hätten sie sich mal lieber für dieses wilde Genrezitatefest entschieden! Denn für harte Genrehunde hält „American Carnage“ vielleicht nur ein müdes Lächeln bereit. Wem die Generation Y sehr schnell auf die Nerven geht, darf ebenfalls Ohropax mitnehmen. Aber für seine junge Zielgruppe mit etwas Interesse an viel Vorangegangem in dieser Nische kommt „American Carnage“ gut. Teilweise sogar sehr gut. Deutlich politisch links gelehnt, aber nie zu ernst oder predigend. Mit witzigen Figuren und lockeren Sprüche, flotten Zitaten und immer Drang nach vorne. Stehen bleibt hier nix. Überraschend kommt hier ebenfalls nix. Aber es funktioniert halt eben. Und mit dieser Kurzweile kann ich ihm dann auch nicht böse sein. Selbst wenn nicht in jedes Detail, in jede Wendung, in jede Reminiszenz Hirnschmalz und Flipcharts geflossen sind. McDreamys Konkurrent als Bösewicht. Süßes MakeUp. Alles in Ordnung. Lebt im Moment. Danach schnell vergessen. Macht was er machen will aber enorm erfolgreich.

Fazit: hip, flott, cool und im Grunde belanglos. Die sympathischen Zitate, glaubhafte Teens und seine unbeschwert-lockere Art retten ihn über den Durchschnitt. Bei mir sogar erstaunlich weit darüber. Positive Netflixware und -zielgruppe. Kein Klassiker - aber will er auch gar nicht sein. Unprätentiös bis in die letzte Schulbank.

saß im Residenz, Köln

D.S. * 5.5

Midnight Madness für Anfänger

In kaum einem anderen Genre lassen sich politische Themen effektiver unterbringen als im Horrorfilm – den Beweis erbrachte nicht zuletzt Romero mit seiner DEAD-Reihe. Effektiv bedeutet allerdings nicht unbedingt offensichtlich. Ein Jordan-Peele-Film leistet wohl fraglos deutlich mehr für seine Sache als ein x-ter Teil von THE PURGE, der seine Gesinnung wie ein leuchtendes Banner vor sich herträgt. Und damit bereits Gefahr läuft, als „preachy“ wahrgenommen zu werden, was gerade bei seiner wichtigsten Zielgruppe leicht zu Reaktanz führen kann. Gegenüber einem AMERICAN CARNAGE wirkt aber selbst ein THE FOREVER PURGE wie ein Meisterwerk der Subtilität: Im rotzigen Punkrock-Style wird hier gleich im Intro ein Donald-Trump-MAGA-Maniac-Exzess auf die Leinwand gebracht und so eindeutig positioniert, dass auch Denkbenachteiligte keine Fragen mehr zu Einstellung und Mission der Filmemacher haben.

Nun teile ich diese Einstellung und Mission ja zu ca. 100 Prozent, ein Fan von plumpen Erzählstrategien bin ich aber bei Weitem nicht. AMERICAN CARNAGE wirkt von Anfang an einfach nicht besonders clever, sondern nur besonders überzeugt. Aber okay, muss man nicht so eng sehen, immerhin verspricht dieser Ansatz ein ordentliches Blutbad, das menschenverachtende, rassistische Standpunkte in einer Flutwelle hinfort fegt, und damit zudem eine ordentliche Portion Fast-Food-Unterhaltung ohne Tabus und Kompromisse. Partyfutter, ein Spaß-Gemetzel, das ausnahmsweise auch noch mit der richtigen Gesinnung unterwegs ist. Nur leider bekommt man genau das nur äußerst eingeschränkt geboten.

Nach dem politisch aufgeladenen, schnell geschnittenen Storyeinstieg wechselt der Film die Gänge und präsentiert uns in aller Ausführlichkeit ein Szenario, das mich irgendwie entfernt an SEE NO EVIL erinnert hat. Jugendliche mit Migrationshintergrund, die vom republikanischen Regierungsmob als Straftäter deklariert wurden, müssen in einem Altersheim arbeiten, um ihre Freiheit zurückzuerlangen. Was genau sie dort eigentlich machen sollen, wird im Detail nicht erörtert, aber in erster Linie geht es wohl um die Bespaßung der Insassen. Diese wirken davon allerdings nur in Teilen beglückt, immer wieder begehren einige der Oldies auf und attackieren unsere Protagonist:innen – die nicht nur deshalb bald Zweifel ob des tatsächlichen Sinns ihres Zwangsarbeit-Einsatzes entwickeln. Und siehe da, es steckt etwas viel Größeres, viel Bizarreres hinter der verpflichtenden Sozialarbeit … etwas geschmacklos Lebensbedrohliches.

Jenes ist komplett Banane und stammt aus der B-Movie-Hölle, ist dumpfer, in der Theorie sehr cooler Trash, wird aber leider absolut nicht adäquat umgesetzt. Ich wünschte mir, Troma hätte sich dieses Stoffes angenommen: Dann hätten wir zwar kaum so beeindruckende Make-up-Effekte wie hier bewundern dürfen, wohl aber viel mehr davon – und viel hemmungslosere. Wenn man eine derart platte Story ohne jede Hintergründigkeit, wie sie hier dargeboten wird, verfilmen möchte, sollte man doch bitte in die Vollen gehen, dem Publikum Gore, Unkorrektheiten, derben Humor und Action ohne Zurückhaltung und ohne Atempause bieten. Stattdessen versucht sich AMERICAN CARNAGE aber in einem langsamen Storyaufbau und will uns mit schockierenden Entdeckungen überraschen, die gar noch durch Liebesbefindlichkeiten zwischen einzelnen Figuren verlangsamt werden. Das funktioniert nicht, denn jene Entdeckungen lassen sich nur allzu bald vorhersehen – und jene Figuren sind Eindimensionalität und Oberfläche pur. Was bei einem Partyfilm natürlich völlig egal ist, allerdings ist dieser Film eben nur sehr bedingt ein solcher.

Vielleicht hilft der Konsum von ein paar alkoholischen Getränken beim Genuss dieses einerseits komplett over-the-top-, andererseits befremdlich zahm daherkommenden Polit-Splatter-Nicht-Spektakels. Die Zeiten sind hart, und ich freue mich über jeden, der das Herz am richtigen Fleck trägt. Man muss allerdings schon ein Genre-Neuling sein, damit es einem hier aufgeht. Flaue Witze, viel zu wenig Tempo, nur selten ausufernd spritzendes Blut: Für mich leider nur 5,5 Punkte wert – am Ende einfach viel zu brav und mit dem Fuß öfter auf der Bremse als auf dem Gaspedal.

war im Harmonie, Frankfurt

27 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

American Carnage
  • Score [BETA]: 54
  • f3a.net: 5.9/10 27
  • IMDb: 4.8/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-10-06 21:37

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