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Review Appleseed

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Farblos.
von D.S.

"Appleseed" war für mich ein höchst zwiespältiges Filmerlebnis. Einerseits beeindruckend durch famose 3D-Animation (wenn mich auch die humanoiden Figuren - ja, nennt mich Ketzer - mehr als einmal an "Captain Future" und Co. erinnerten). Andererseits erschütternd durch das Erzählen einer Geschichte voll billigster Moral.

Vorab muß ich allerdings sagen, daß ich weder ein Anime-Fan bin, noch die Manga-Vorlage oder die frühere (TV-?) Verfilmung des Stoffes kenne. Vielleicht urteile ich hier also nicht objektiv genug, und vielleicht bewerten Fans "Appleseed" ganz anders. Als sozusagen neutraler Beobachter habe ich aber diverse Schwächen zu vermerken. An erster Stelle ist hier, wie schon angedeutet, die Story selbst zu nennen: In Olympus, einer scheinbar heilen Welt, leben Menschen in Frieden mit den Bioroids, einer nützlichen und sie schützenden Klon-Rasse. Bald stellt sich aber heraus, daß die wahre Macht in Olympus gar nicht mehr in den Händen der Menschen liegt. Die Bioroids und der sie lenkende Supercomputer Gaia scheinen eigene Pläne zu verfolgen... oder steckt etwa etwas ganz anderes hinter den zunehmenden Gewaltausbrüchen? Die schöne Ex-Soldatin Deunan tritt in einen Wettlauf mit der Zeit und mit heimtückischen Feinden, um das Rätsel zu lüften, das über ihrer Vergangenheit liegt - und die am Horizont aufziehende Katastrophe noch zu verhindern...

Klingt nach Thrills und viel Action. Letztere gibt es tatsächlich, wenn auch nicht unbedingt kontinuierlich über den Film hinweg, sondern eher an einigen Stellen arg gebündelt auftretend. Thrills aber ... Spannung, Dramatik, überraschende Wendungen - sucht man weitgehend vergebens. Dabei versucht der Film ja, sie zu bieten: archetypische Suspense-Momente ("Wird es die Heldin noch vor dem großen Knall schaffen? Die Sekunden ticken davon...") sind vorhanden, ebenso scheinen nicht alle Personen die zu sein, die sie vorgeben zu sein. Das Problem ist dabei nur, daß das alles nicht unbedingt funktioniert. Ohne zu spoilern: echte Überraschungen inszeniert man anders.

Viel schwerwiegender war für mich allerdings "die Moral von der Geschicht". Mag ja durchaus sein, daß die in der Vorlage schon genau so angelegt ist - aber hier wird mir dennoch zu schablonenhaft in Gut und Böse, Schwarz und Weiß, voll und ganz ehrenhaft und abgrundtief böse, skrupellos, verdorben unterteilt. Im Gegensatz zur Grafik/Animation, die echte Tiefe erreicht und die Figuren plastisch werden läßt, bleiben die Charaktere von der Storyseite her eindimensional. Flach. Farblos. Und mit ihnen eben auch die Story selbst, jedenfalls zu einem großen Teil.

So kracht und scheppert und strahlt das zwar alles ganz gut - insbesondere die Anfangssequenz von "Appleseed" macht enormen Spaß. Im gesamten aber ärgerte ich mich einfach zu oft über die Plattheiten, die auf mich niederprasselten; über die Vorhersehbarkeit; und ab und zu auch noch über die doch stellenweise arg chaotische Narration. Deshalb kann ich beim besten Willen nicht mehr als 3 von 10 Punkten vergeben - und den Film nur Fans empfehlen. Aber wie gesagt: die können das auch ganz anders sehen als ich Anime-Banause.

16 Bewertungen auf f3a.net

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Appleseed
  • f3a.net: 6.2/10 16
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-24 10:56

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