s The Autopsy of Jane Doe (2016) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews The Autopsy of Jane Doe

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Reviewer

Alexander * 8.5

Im Keller brennt noch Licht

Eiserne Genreregel: Die Pathologie befindet sich (fast) immer in einem Keller. Das verschafft schon mal den notwendigen Rahmen für ein angemessen gruseliges Setting, selbst wenn es sich "nur" um die routinierte Untersuchung einer Leiche durch geschulte Fachkräfte handeln sollte. Denn allein der Anblick des unterkühlten Kellerlabors vermag sofort Unbehagen beim Betrachter auszulösen.

Die Leiche einer jungen Frau, offensichtlich Opfer eines Gewaltverbrechens, liegt bei 2 Pathologen, genauer gesagt bei Vater & Sohn, im Keller auf dem Stahltisch. Eigentlich ist es bereits spät am Tage und längst Feierabend, aber die offensichtlich höchst ungewöhnlichen Umstände, unter denen die hübsche Dame verleben musste, verlangen nach möglichst rascher Aufklärung...

Und so beginnt einer der besten und spannendsten Genrefilme des Jahres, ach was, der letzten 10 Jahre!

Der geneigte Filmfreund fragt sich natürlich zwangsläufig, was hier wohl Besonderes passieren soll? Nun kann man über den Film leider nur sehr wenig erzählen, die Gefahr zu "spoilern" wäre einfach zu hoch.

Mir hat das "Mystery"-Element in der ersten Hälfte des Films besonders gut gefallen, das "Jane Doe" auf das Level eines Mystery-Thrillers hebt, ohne dass der Film sich sofort plakativ auf seine reinen Horrorelemente stürzen würde. Denn eine sehr lange und spannende Zeit tappt man zusammen mit den Protagonisten im Halbdunkel herum und kann höchstens erahnen, aus welchem Winkel das Grauen auf uns zukommen wird und warum. Das Böse bahnt sich seinen Weg nur ganz allmählich und auf leisen Sohlen, aber irgendwann klingelt es in den Köpfen der Pathologen...

Als Zuschauer sitzt man zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich bereits Nägel kauend auf dem Sesselrand – wer hier keine Gänsehaut bekommt, hat wahrscheinlich gar keine Haut mehr, soviel sei noch verraten. Für mich einer der mit Abstand besten und gruseligsten Horrorfilme der letzten Jahre.

meiklsan * 8.0

Leiche ist nicht Leiche!

Ich kann mich dem Review von Alexander eigentlich nur anschließen und bin ebenso fasziniert von diesem neuartigen Pathologie-Grusler der besonderen Art. Ich habe mir diesen Film ohne jegliche Vorab-Infos neugierig angeschaut und war ab der ersten Minute absolut gebannt und gefesselt. Natürlich war auch ich vorbelastet von diversen Pathologie-Filmen der Vergangenheit wie z. B. dem herausragenden Nightwatch Ole Bornedals und all den bis dato leider unwürdigen Nachfolgern, aber „Jane Doe“ erfindet dieses spezielle Genre völlig neu und geht dabei ganz andere Wege.

Anfangs war ich vielleicht noch etwas enttäuscht ob des minimalen Settings, Casts und Timings, aber der Film nimmt sich zum Glück sehr geschickt und bewusst die Zeit, den Zuschauer langsam einzufangen und als stillen Beobachter immer tiefer in das Geschehen zu involvieren. Man fühlt sich fast wie der neue unbedarfte Praktikant, der neben dem abgebrühten Vater-und-Sohn-Pathologie-Profi-Gespann endlich mal live einer pathologischen Untersuchung beiwohnen darf. Und dann liegt auf einmal dieser bezaubernde wunderschöne unschuldige regungslose weibliche Körper nackt und unschuldig vor Dir auf dem Tisch! Oh my God!!! Den soll/muss ich jetzt aufschnippeln, never ever!

Genau ab diesem Zeitpunkt wird es schwierig, das Gesehene ohne Spoiler-Alarm zu beschreiben. Ich kann nur so viel verraten, die Story wird ab dem ersten Body Cut nur schwer vorhersehbar, aber dafür immer mystischer, grusliger, blutiger und driftet zum Ende hin völlig ab.

„Jane Doe“ will niemals perfekt sein, ist ein Indie durch und durch, lässt viel Spielraum für Rätsel-Freunde, mag dem Realisten vielleicht zu kitschig sein, dem Splatter-Fan zu wenig blutfontänig, dem Grusler vielleicht zu wenig Jump-scarig, aber eines wird er definitiv niemals sein: langweilig.

Ich kann den Film also nur wärmstens empfehlen, nicht nur für Medizin-Studenten/innen!?

Astrogirl * 7.5

Ein Sturm kommt auf

Die Ankündigung als besten Horrorfilm des Jahres, ja ... es gibt dann wohl doch einige FFFler, die im Genre zu Hause sind. Nun, als "alter" Genrehase weiß man schon in den ersten 15 Minuten, wohin das Storyboard einem trägt, wobei die Story durch die Protagonisten super ausgefüllt wird. Vater & Sohn, ein eingespieltes Team, in einem "Kammerspiel" ***SPOILER***mit einer solch lebensbejahenden Leiche, wie es nun wirklich die Filmwelt nicht gesehen hat. Im Mittelpunkt Olwen Cathrin Kelly als Leiche, wobei, wie kann man so sensationell eine Leiche spielen? Alles dreht sich um Jane Doe, die so was von präsent ist, wie man es als Mensch nur sein kann, oder besser, als toter Mensch.

Gruselfaktor: Ich war mit jemanden in Begleitung, der wirklich Angst hatte, den Film zu sehen. Und was soll ich sagen, er hat es überlebt!

Fazit: Auch wenn man ahnt oder weiß, ist der Film doch unterhaltsam, weil, auch eine Leiche kann unterhaltsam sein!

saß im Cinemaxx, München

Michaela * 8.0

Neulich, in der Pathologie

Es beginnt mit einem blutigen Tatort, die Polizei kennt alle Toten und man beginnt mit der Polizeiroutine. Etwas kryptisch merkt eine Polizistin an, dass es so scheint, dass keiner in das Haus eingebrochen ist, sondern die Menschen im Haus raus wollten. Allein dieser Satz lässt einen schon erschauern. Mysteriös wird das ganze, als man eine unversehrte, makellose Leiche einer jungen unbekannten Schönen im Keller findet. Eine Jane Doe, deren Todesursache durch das örtliche Pathologenteam so schnell wie möglich festgestellt werden soll, um eine Erklärung für die Presse zu haben. Die beiden Pathologen, Vater und Sohn, machen sich ans Werk. Anfangs läuft alles noch routinemäßig ab, langsam aber sicher wird es unheimlicher und gruseliger bis zum bitteren Ende.

Der Film ist insgesamt recht spannend in Szene gesetzt, mit einigen unheimlichen Geschehnissen, der aber auch ein zwei Dinge enthält, bei denen man beide Augen wohlwollend zudrücken und sie den dramaturgischen Gründen zuschreiben sollte.

Was mir gut gefallen hat, war das Zusammenspiel von Brian Cox und Emile Hirsch, sie geben ein sehr überzeugendes Vater-Sohn-Gespann ab, das auch beruflich gut zusammenarbeiten kann.

Für Fans von Gerichtsmedizinern, Pathologen und klaustrophobischen Kammerspielen ein Muss, allen anderen ein angenehmes Gruseln.

war im Cinemaxx, München

Herr_Kees * 7.5

Kling Glöckchen klingelingeling

Erinnert sich noch jemand an die Szenen auf dem Schiff und im Leichenschauhaus in John Carpenters THE FOG? Auf etwa diesem Niveau findet die unheimliche erste Stunde von JANE DOE statt: eiskalt, atmosphärisch, beklemmend und in ständiger Ahnung einer nahenden Bedrohung.

THE AUTOPSY OF JANE DOE ist endlich mal wieder ein echter Oldschool-Grusler, der seine Stimmung durch Andeutungen erschafft, mit Darstellern, für die man Sympathie aufbringt und die sich wie erwachsene Menschen verhalten und mit einer Story, die fesselt und deren Rätsel man selbst fieberhaft zu lösen versucht. Der letzte Akt schmälert das Erlebnis etwas, eine ***SPOILER***"schockierende Überraschung" ist allzu offensichtlich vorhersehbar, es wird viel zu viel erklärt, wo Andeutungen weiterhin gut ausgereicht hätten und der Schrecken wird zu physisch.

Es ist die alte Geschichte: Guter Horror findet vor allem im Kopf statt, da ist weniger oft mehr. Dennoch ein starker Genrebeitrag, von denen man sich in den Zeiten von Jump Scare-Spektakeln wie INSIDIOUS, ANNABELLE, CONJURING und wie sie alle heißen, wieder mehr wünscht.

war im Metropol, Stuttgart

landscape * 9.0

Wenn man eine Leiche im Keller hat...

Einsame Holzvilla mit historischer Vivisektionseinrichtung im Keller, Sturm, Nachtschicht, und Sohnemann will eigentlich auf ein Date - also haben wir auch noch eine junge Frau.

Bewährte Zutaten mit bedrohlichem Langeweil-Potential...
Gibt es aber nicht, denn eine stocksteif daliegende Leiche kann vieles erzählen, und schon regen flackernde Lichter, aufspringende Türen und klingende Glöckchen doch wieder die Nackenhaare an.
Vielen Dank für diesen Streifen!

war im Savoy, Hamburg

André Hecker * 7.0

Nach dem überraschend guten Troll Hunter darf Regisseur André Øvredal sich jetzt an einer Leiche austoben. The Autopsy of Jane Doe ist ein sehr gut besetzter Horrorfilm, der fast ausschließlich in einem Leichenschauhaus spielt.

Eine weibliche, unbekannte Leiche (genannt Jane Doe) wird zur Obduktion angeliefert. Für Austin und Tommy Routine, doch die seltsame Leiche birgt düstere Geheimnisse. Was wie ein Klischee-Gruselfilm beginnt, überzeugt über seine Laufzeit immer wieder mit sehr guten Einfällen und Ideen und kommt sogar mit einem Twist daher, der so im Genre noch nicht zu finden war. Besonders loben muss man zudem Olwen Catherine Kelly, die in ihrer Rolle knapp 100 Filmminuten nackt auf einem Obduktionstisch liegt und dabei in zahlreichen Close-up-Shots auf ihr Gesicht mehr Grusel versprüht, als manche andere Filme über ihre gesamte Laufzeit.

Die erste Hälfte des Films besteht aus der Obduktion der mysteriösen Leiche, die atmosphärisch wirklich dicht daher kommt und alten Akte X-Charme versprüht. In der zweiten Filmhälfte beginnt dann mehr oder weniger klassischer Horror und Grusel, mit Erscheinungen, Visionen und Terror. Hier rutscht der Film teilweise etwas in gewohnten Standard ab, liefert aber trotzdem gute, spannende Unterhaltung.

Ein sehr guter Beitrag, bei dem man Øvredal erneut zugestehen muss, dass er sicher noch weiteren frischen Wind in das Genre bringen kann.

Erstveröffentlichung

staunte im Savoy, Hamburg

Huan Vu * 8.0

Inside Out

Die erste Hälfte des Films ist absolut großartig und flawless perfect - danach, sobald immer klarer wird, was die Auflösung ist, flacht er ab, was aber an der Natur der Sache liegt. Das Unbekannte ist einfach gruseliger, und die einzelnen Schritte der Autopsie sind natürlich kein schöner Anblick, aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran.

Das Ende lässt einen schließlich etwas unbefriedigt zurück aber ich wüsste auch nicht, wie man aus der Nummer besser rauskommen könnte.

Alles in allem ist der Film kein Meisterwerk, aber sehr sehr sehr solide.

goutierte im Metropol, Stuttgart

Janina Himmen * 8.5

AAAH!topsie

Wer Horrorfilme mag, sollte diesen nicht verpassen, denn THE AUTOPSY OF JANE DOE kombiniert die essentiellsten Elemente zu einem äußerst unterhaltsamen Ganzen.

In einer stürmischen Nacht wohnen wir der im blutigen Detail gezeigten Autopsie einer nicht identifizierten Leiche bei, von der der Gerichtsmediziner in Erfahrung bringen soll, wie sie gestorben ist. Hilfe bekommt er dabei von seinem Sohn, und die beiden geben ein sehr sympathisches Duo ab, mit dem man gerne die furchtbare Nacht durchleidet. Was ein Krimi hätte werden können, schlägt sehr bald den Pfad Richtung blankem Horror ein, und dann wechseln sich bedrohliche Atmosphäre mit heftigen Jump Scares ab. Hier geht es jedenfalls richtig zur Sache, über Langeweile wird sich niemand beschweren.

Aber gerade die Jump Scares sind mein einziger Kritikpunkt... ein paar sind ja okay, aber gerade dieser Film hätte sie nicht so ausschlachten müssen. Die "ich sehe durch ein kleines Loch / einen Gang entlang und dann WAH"-Szenen wiederholen sich, und zwischenzeitlich war es dermaßen laut, dass mich das ziemlich genervt hat. Ich habe außerdem gehört, dass der letzte Akt allgemein wohl nicht so gut ankam wie der Rest, aber da mir kein besseres Ende einfällt, will ich deshalb nicht meckern. Die Phase, in der man noch herumrätselt, was mit der Leiche los ist, ist logischerweise die spannendste. Dazu gehört auch die Frage, ob wir es mit Übersinnlichem zu tun haben oder einem kreativen Killer. Ich verrate es nicht.... denn ihr solltet euch vorher auf keinen Fall spoilern, was es mit dieser mysteriösen Jane auf sich hat.

JANE DOE ist insgesamt ein wundervoller, klassischer Horrorfilm, den sich kein Freund des Genres entgehen lassen sollte. Und sind wir das hier nicht alle?

Erstveröffentlichung

saß im Cinestar, Frankfurt

D.S. * 7.0

Open up your Heart

Viel gibt es den bisherigen Reviews nicht hinzuzufügen: JANE DOE ist eine sichere Bank für Liebhaber guten Grusels, die zwar stilistisch keine neuen Wege geht, aber immerhin mal eine etwas weniger verbrauchte Route einschlägt – und dabei souverän eine nagelbeißend dichte Atmosphäre aufbaut.

Was zunächst ein gehöriges Maß an Rätselraten in den Vordergrund stellt – wer ist die hübsche Frau auf dem Seziertisch, wie ist sie ums Leben gekommen, was finden sich bloß für wunderliche Dinge in ihrem kalten Körper –, wird mit fortschreitender Laufzeit mehr und mehr zu einem reinrassigen, adrenalingeladenen Horrorszenario. Bei dem es mit einigen Jump Scares ordentlich rumst, bei dem insgesamt aber mehr Wert auf angespanntes Schaudern gelegt wird, das durch schemenhafte Erscheinungen, dumpf polternde Geräusche und den schieren Creep-Faktor eines abgeschlossenen Kellergewölbes voller Leichen in einer finsteren Sturmnacht ausgelöst wird.

Zwar ist dem Genrefan nach sehr kurzer Zeit klar, wohin die Reise wohl gehen wird, aber das mindert den Gruselfaktor erstaunlicherweise kaum. Schwerer ins Gewicht fällt da schon, dass JANE DOE im letzten Drittel zunehmend auf Schock-Taktiken der aktuell gängigen Teenie-Horrorfilme zurückgreift. Vor allem aber, dass die Auflösung dann doch ausnehmend profan ausfällt – und diverse Fragen offenbleiben. Um sie nicht Logiklücken zu nennen.

Insgesamt aber dennoch die erwähnt sichere Bank, gut gespielt und inszeniert, für Freunde wohlig beklemmender Spukgeschichten Pflichtprogramm. 7/10

war im Cinestar, Frankfurt

Frank * 7.0

Wake me up before you go go

Eine Leiche landet zu später Stunde (wann auch sonst?) auf dem Obduktionstisch im Keller, der natürlich nur durch einen Fahrstuhl zugänglichen Pathologie. Während es draußen stürmt, darf das Vater-Sohn Gespann die Geheimnisse der Leiche ans Tages-, ähh... Kellerlicht führen.

THE AUTOPSIE OF JANE DOE wartet mit einem NIGHTWATCH ähnlichem spooky Setting auf, setzt von Beginn an auf Atmosphäre und nimmt sich Zeit die Geheimnisse der rätselhaften Frauenleiche Schritt für Schritt, wie die Schalen einer Zwiebel, freizulegen. (Ich hatte den Eindruck das für die Augen von Jane Doe Feueropale verwendet wurden.) Hierbei baut der Film eine dichte Spannung auf, lädt zum Miträtseln ein und entpuppt sich in der ersten Hälfte als schauriger Mystery Streifen. Getragen wird das Ganze durch das tolle Zusammenspiel von Papa Brian Cox und Sohn Emile Hirsch, denen man das Vater-Sohn-Team gut abnimmt. Für die musikalischen Impulse sorgt ein dezenter Klavier-Score, der mir über die gesamte Länge allerdings etwas zu sparsam war und durchaus mal um einige Nuancen hätte variieren können. Dieser eine Song aus dem Radio passte gut.

Angesichts des behutsam aufgebauten Plots mit seinen Mystery Schwerpunkten ist der Schwenk zu einem eher konventionellem Horror Schocker inkl. vermehrter Jump Scares etwas ernüchternd, zumal aufgeworfene Fragen keine befriedigenden Antworten erhalten. Hier ist ganz klar das Drehbuch zu kritisieren. Nichtsdestotrotz bleibt es ein spannend inszenierter Film mit einigen wirkungsvollen Kamera Close-ups und ordentlicher Ausleuchtung.

Ich sag das jetzt mal so, obwohl manch einer nun vielleicht mit einem "Bitte bloß nicht" reagiert: Aber Autopsie ist wegen seiner offenen Fragen ein Film von dem ich mir einen zweiten Teil oder ein Prequel wünsche. Natürlich nur in den Händen eines Regisseurs, der die Atmosphäre bewahrt und es versteht die vielen Hinweise zu ergänzen, weiter zu führen und aufzuschlüsseln. Bzw. dem Zuschauer dabei zu helfen dies zu tun.

Minimalistisch gehalten ist THE AUTOPSIE OF JANE DOE Kammerspiel, Mystery Thriller und ***SPOILER***(okkulter) Horror zugleich und in jedem Fall einer der besseren Vertreter seiner Art. Trotz Defiziten in der Auflösung der Story 7 Punkte.

goutierte im Savoy, Hamburg

Leimbacher-Mario * 7.5

Leiche im Keller & dein Pulsschlag geht schneller

"The Autopsy of Jane Doe" hat schon jetzt seinen exzellenten Ruf und den kann ich nur bestätigen. Vielleicht nicht der neue Genreklassiker schlechthin, den manche schon ausrufen haben lassen, jedoch eine verdammt gruselige Zeit in der Pathologie. Oldschool meets New School. Vater und Sohn aka das sympathische Bestatterduo von nebenan treffen auf eine weibliche, unbekannte Last-Minute-Leiche, die ihnen ihre Nacht versüßen wird... Wer hätte gedacht, dass eine Autopsie fast alles bieten kann, was das Horrorherz begehrt?

Eiskalte Atmosphäre? Stimmt. Wendungsreiches Rätsel um die mysteriöse Unbekannte? Macht Spaß. Wenige, dafür umso stärkere Darsteller? Auf jeden, sogar die faszinierende "Leiche". Hohe Spannung? Ja, von allen Seiten und fast durchgängig. Technisch versiert? Audiovisuell gibt es null zu meckern, nur positiv zu schaudern. Nette Zitate auf Horrorklassiker? Gibt’s zu entdecken. Gore? Hell ja, die Autopsie(n) sind detailliert, blutig und wunderschön eklig. Ein befriedigendes Ende? Geht so, das ist vielleicht der einzige echte Schwachpunkt. Das letzte Drittel droht immer damit zu zerfallen. Trotzdem: Grusel ist dieses Jahr selten feiner zu finden.

Fazit: Mystery, Ekel und Familienbande im Einklang. Allein schon die ungewöhnliche und feine Prämisse hält einem am Ball. Der Rest ist äußerst effektive, fast schon routinierte Gruselkost, die nur hinten raus etwas von ihrem Rätsel und ihrer Atmosphäre verliert. Spuktipp!

staunte im Residenz, Köln

ArthurA * 8.0

Wohliger Grusel mit tollen Darstellern

Das englischsprachige Debüt des norwegischen Regisseurs André Øvredal, dessen Mockumentary Trollhunter vor einigen Jahren bei den Fantasy Filmfest Nights lief, erreicht das Fantasy Filmfest mit vielen Vorschusslorbeeren von diversen Festivals. Diese sind weitgehend gerechtfertigt. The Autopsy of Jane Doe ist nicht so gruselig, wie er sein möchte oder wie er von diversen Rezensionen angepriesen wird, doch er baut bedächtig eine unheimliche Atmosphäre auf und sorgt im letzten Drittel durchgehend für wohlige Gänsehaut. Geschickt lässt Øvredal seine Protagonisten mit jeder neuen Stufe der Autopsie tiefer in das Geheimnis der Leiche vordringen. Auch wenn die meisten Zuschauer die große Enthüllung noch vor den Hauptcharakteren erahnen können werden, ist es ein erfrischender Ansatz im angestaubten Genre.

Die Filmmusik von Danny Bensi und Saunder Jurriaans hilft dabei, die Spannungsschraube anzuziehen. Großes Lob gebührt auch den beiden Hauptdarstellern, die als Vater und Sohn sehr glaubwürdig sind. Gerade Brian Cox hat man schon länger nicht mehr so gut gesehen. Er bringt Würde, Trauer und augenzwinkernden Humor in die Rolle mit. Die Spannung funktioniert in einem Horrorfilm bekanntlich immer nur zu dem Maß, in dem wir mit den Figuren mitfiebern.

Erstveröffentlichung

verweste im Residenz, Köln

MarxBrother81 * 7.5

Spannendes und emotionales US-Debüt von "Trollhunter" Øvredal, der sich mit diesem harten Schocker einem grausamen Szenario zuwendet: der Autopsie eines Menschen. Für Freunde des leichten Grusels jetzt schon mal die Warnung sich diesen Film nicht anzusehen. Die Szenen sind recht widerlich, gut arrangiert, mit tollen Make-up versehen. Sie werden sehr oft, wenn auch nur kurz, in Szene gesetzt und sind für Normalseher von Krimiserien sicher schwerer zu ertragen als für leichenzählende Gorehounds, die nicht so leicht umzuhauen sind. Die "Ausweidung" der Jane Doe und die Aufnahme von Fakten für die Gerichtsmedizin wird durch das Vater-Sohn-Gespann ruhig, klärend, intensiv und sehr lebendig erzählt. Mit zunehmender Laufzeit wird die Story schneller, der Bogen immer weiter gespannt, der Horror noch mysteriöser - manchmal geht Øvredal aber zu weit. Er lässt die beiden Protagonisten, die den Streifen fast ganz alleine bestreiten, zu Forschern, Kriminalisten, Historikern werden, die dem real gewordenem Alptraum nicht entkommen zu scheinen und einem Finale ausgeliefert werden, das schon fast typisch für diese Art von Horrorfilm ist. Olwen Catherine Kelly als Leiche hat mitunter den schwersten Job ihres Schauspielerlebens zu absolvieren: Sie liegt nackt, aufgeschnitten und ohne Zuckung auf dem kalten Seziertisch liegend herum. Neben ihrer kalten Ausstrahlung zieht vor allem der Soundtrack dem Zuschauer die Schuhe aus und lässt das Blut endlich wieder schön gefrieren. Die Kamera (alt), der Schnitt (modern) und die Regie (alt/modern) sind insgesamt recht unmodern, was an die Vorgehensweise und Umsetzung von Filmemachern aus den 1980ern erinnert, was sympathisch und unterhaltsam ist. Aber: Wäre die Story nicht so abstrus und manche Momente vorhersehbar, die Figuren nicht zu schemenhaft und der Background würde fehlen, dann wäre der schwarzhumorige Film wirklich die volle Punktzahl wert. So bleibt er nur klein, gemein und gut. Aber das ist wieder mal reine Geschmackssache.

60 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Autopsy of Jane Doe
  • Score [BETA]: 74
  • f3a.net: 7.7/10 60
  • IMDb: 6.8/10
  • Rotten Tomatoes: 86%
  • Metacritic: 65/100
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© Fantasy FilmFest Archiv 2024-09-10 12:42

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