Don’t go near the House
von D.S.
Aus dem Wald von "Sam’s Lake" ging es für mich heute direkt in den Wald (des Vorspanns) von "Bad Blood", und da ich eh nicht besonders fit war, weckte das in mir böse Befürchtungen in Sachen nicht zu verhindernden Einschlafens. Schließlich hatte ich mehrfach gehört, dieser Film sei sehr ruhig, sehr langsam und vor allen Dingen auch sehr ermüdend.
Glücklicherweise wurden diese Befürchtungen enttäuscht, denn tatsächlich erlebte ich hier einen der spannendsten und intensivsten Filme des Festivals - vom für mich ziemlich unbefriedigenden Ende einmal abgesehen. Zwar wird hier wirklich relativ viel geredet und es passiert - vordergründig - relativ wenig, dafür aber erreicht "Bad Blood" atmosphärisch echte Höhepunkte.
Wie ein finsterer Vorhang senkt sich ein unbekanntes, ungreifbares Böses über die früher mal fröhliche und laute Familie aus Lissabon, die in ein altes Landhaus in einem Dorf "hinter dem Sonnenuntergang" (schöne Umschreibung für "am Arsch der Welt") umgesiedelt ist. Der Vater hat dieses von einem entfernteren Verwandten geerbt, und da er ohnehin einen Neuanfang in seinem Leben starten wollte, zieht der Rest (seine Frau, zwei Söhne und eine Tochter, die selbst schon ein uneheliches Kind geworfen hat) zähneknirschend mit. Zwar stößt man auf die üblichen Probleme, in eine alte, eingeschworene Dorfgemeinschaft so richtig aufgenommen zu werden, aber das ist alles nicht wirklich dramatisch. Zudem stößt man mit dem jungen katholischen Pfarrer des Ortes, der gleichfalls noch nicht final akzeptiert worden ist, auf einen herzlichen und offenen Gesprächspartner.
Dieser wird auch bald benötigt, denn so einiges am Haus und am Dorf scheint nicht wirklich in Ordnung zu sein. Zwar schreibt man seltsame Erfahrungen und Erlebnisse zunächst noch der anfänglichen Überspanntheit und Schwierigkeiten bei der Anpassung an die neuen Lebensumstände zu. Dann jedoch wird das Verhalten der Kinder immer merkwürdiger, und einige schier übersinnliche Geschehnisse lassen insbesondere die Mutter nachhaltig an ihrem Geisteszustand zweifeln. Die im Kern absolut wissenschaftsgläubige, skeptische und jedem religiösen Aberglauben abgeneigte Familie bekommt es langsam mit der Angst zu tun - besonders, als sie schließlich erfährt, welche Vorgeschichte mit ihrem Anwesen verbunden ist...
Genau an dieser Stelle kann man "Bad Blood" dann wohl auch die größten Vorwürfe machen: die Story wirkt schon etwas ausgelutscht, die Begründung für viele der Geschehnisse altbacken und an den Haaren herbeigezogen. Andererseits ist das dem Film scheinbar durchaus bewußt: an mindestens einer Stelle macht er sich in einem Dialog jedenfalls selbst über die Plattheit und Unglaubwürdigkeit der offenbar hinter der Storyentfaltung steckenden Legenden lustig. Das hindert ihn aber nicht daran, ein stetig ansteigendes Gefühl der Bedrohung zu erzeugen - viele der Handlungsaspekte, die man vielleicht logische Unzulänglichkeiten nennen kann, fallen dem Betrachter tatsächlich erst nach dem Ende des Films auf. Vorher zieht einen die Inszenierung dafür zu sehr in ihren Bann, die Story und ihr Verlauf funktionieren einfach.
Entwarnung muß ich übrigens geben, was den angeblich enorm hohen Gehalt an religiösen Themen und Symbolen im Film angeht. Genau genommen gibt es gerade mal zwei ausführlichere Diskussionen zu diesen Inhalten, und selbst die fand ich unter den gegebenen Voraussetzungen alles andere als langweilig. Viel mehr geht es hier darum, wie scheinbar rational nicht erklärbare Vorkommnisse einem langsam den Boden unter den Füßen entziehen können, und das macht "Bad Blood" eindringlich nachfühlbar. Irgendwo erinnert das Ganze natürlich (schon thematisch, aber insbesondere auch atmosphärisch) durchaus an den "Exorzisten", allerdings ohne dessen Special Effects, Lautstärke und vordergründige Dramatik. Hier geht man alles tatsächlich ein ganzes Stück langsamer an, dabei aber immer und immer intensiver, zudem hervorragend gespielt und clever inszeniert.
Von der Oberfläche darf man sich bei diesem Film also nicht abschrecken lassen. Wer sich auf die Situation und die zunächst fast unmerklichen, aber dafür langfristig umso beeindruckenderen atmosphärischen Verschiebungen einläßt, kann sich hier tatsächlich gruseln - was ja nicht mehr allzu viele Filme erreichen. Deshalb eine dicke Empfehlung und 7,5 Punkte von mir.
Glücklicherweise wurden diese Befürchtungen enttäuscht, denn tatsächlich erlebte ich hier einen der spannendsten und intensivsten Filme des Festivals - vom für mich ziemlich unbefriedigenden Ende einmal abgesehen. Zwar wird hier wirklich relativ viel geredet und es passiert - vordergründig - relativ wenig, dafür aber erreicht "Bad Blood" atmosphärisch echte Höhepunkte.
Wie ein finsterer Vorhang senkt sich ein unbekanntes, ungreifbares Böses über die früher mal fröhliche und laute Familie aus Lissabon, die in ein altes Landhaus in einem Dorf "hinter dem Sonnenuntergang" (schöne Umschreibung für "am Arsch der Welt") umgesiedelt ist. Der Vater hat dieses von einem entfernteren Verwandten geerbt, und da er ohnehin einen Neuanfang in seinem Leben starten wollte, zieht der Rest (seine Frau, zwei Söhne und eine Tochter, die selbst schon ein uneheliches Kind geworfen hat) zähneknirschend mit. Zwar stößt man auf die üblichen Probleme, in eine alte, eingeschworene Dorfgemeinschaft so richtig aufgenommen zu werden, aber das ist alles nicht wirklich dramatisch. Zudem stößt man mit dem jungen katholischen Pfarrer des Ortes, der gleichfalls noch nicht final akzeptiert worden ist, auf einen herzlichen und offenen Gesprächspartner.
Dieser wird auch bald benötigt, denn so einiges am Haus und am Dorf scheint nicht wirklich in Ordnung zu sein. Zwar schreibt man seltsame Erfahrungen und Erlebnisse zunächst noch der anfänglichen Überspanntheit und Schwierigkeiten bei der Anpassung an die neuen Lebensumstände zu. Dann jedoch wird das Verhalten der Kinder immer merkwürdiger, und einige schier übersinnliche Geschehnisse lassen insbesondere die Mutter nachhaltig an ihrem Geisteszustand zweifeln. Die im Kern absolut wissenschaftsgläubige, skeptische und jedem religiösen Aberglauben abgeneigte Familie bekommt es langsam mit der Angst zu tun - besonders, als sie schließlich erfährt, welche Vorgeschichte mit ihrem Anwesen verbunden ist...
Genau an dieser Stelle kann man "Bad Blood" dann wohl auch die größten Vorwürfe machen: die Story wirkt schon etwas ausgelutscht, die Begründung für viele der Geschehnisse altbacken und an den Haaren herbeigezogen. Andererseits ist das dem Film scheinbar durchaus bewußt: an mindestens einer Stelle macht er sich in einem Dialog jedenfalls selbst über die Plattheit und Unglaubwürdigkeit der offenbar hinter der Storyentfaltung steckenden Legenden lustig. Das hindert ihn aber nicht daran, ein stetig ansteigendes Gefühl der Bedrohung zu erzeugen - viele der Handlungsaspekte, die man vielleicht logische Unzulänglichkeiten nennen kann, fallen dem Betrachter tatsächlich erst nach dem Ende des Films auf. Vorher zieht einen die Inszenierung dafür zu sehr in ihren Bann, die Story und ihr Verlauf funktionieren einfach.
Entwarnung muß ich übrigens geben, was den angeblich enorm hohen Gehalt an religiösen Themen und Symbolen im Film angeht. Genau genommen gibt es gerade mal zwei ausführlichere Diskussionen zu diesen Inhalten, und selbst die fand ich unter den gegebenen Voraussetzungen alles andere als langweilig. Viel mehr geht es hier darum, wie scheinbar rational nicht erklärbare Vorkommnisse einem langsam den Boden unter den Füßen entziehen können, und das macht "Bad Blood" eindringlich nachfühlbar. Irgendwo erinnert das Ganze natürlich (schon thematisch, aber insbesondere auch atmosphärisch) durchaus an den "Exorzisten", allerdings ohne dessen Special Effects, Lautstärke und vordergründige Dramatik. Hier geht man alles tatsächlich ein ganzes Stück langsamer an, dabei aber immer und immer intensiver, zudem hervorragend gespielt und clever inszeniert.
Von der Oberfläche darf man sich bei diesem Film also nicht abschrecken lassen. Wer sich auf die Situation und die zunächst fast unmerklichen, aber dafür langfristig umso beeindruckenderen atmosphärischen Verschiebungen einläßt, kann sich hier tatsächlich gruseln - was ja nicht mehr allzu viele Filme erreichen. Deshalb eine dicke Empfehlung und 7,5 Punkte von mir.
goutierte im Metropolis 6, Frankfurt
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