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Review Bad Match

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Tinderüberraschung
von D.S.

Harris (Jack Cutmore-Scott, KINGSMAN) ist ein smarter Sonnyboy, ohne nennenswerte Sorgen und mit einer ordentlich laufenden Karriere als Konzeptioner bei der Digitalagentur CCG in Los Angeles, er hat gute Freunde und immer eine gute Zeit – und vor allem ist er ein echter Spezialist in Sachen Tinder-Sex. Er spielt das "Numbers Game" und wischt bei fast jedem Profil nach rechts: Denn je mehr Likes er verteilt, desto höher die statistische Wahrscheinlichkeit, dass am Ende etwas fürs Bett dabei herumkommt.

Etwas fürs Bett: Als nichts anderes betrachtet er die vielen Frauen, mit denen er sich trifft, die er mit routinierten Sprüchen bezaubert und dann abschleppt. Allerdings hat er wohl nicht bedacht, dass es hierbei ebenfalls ein "Numbers Game" gibt: Je mehr Frauen er auf diese Weise benutzt, desto höher die statistische Wahrscheinlichkeit, dass er auch mal auf eine trifft, die sich das nicht gefallen lässt.

Die (natürlich) hübsche Riley (Lili Simmons, BANSHEE) ist eine solche Frau. Und wenn man sich auch herzhaft freut, dass unser selbstsüchtiges Arschloch Harris endlich mal mit einer Art ebenbürtigem Gegner konfrontiert wird: Die Dame tritt schon einigermaßen besorgniserregend auf. Als ein klammernder Borderline-Stalker, wie er im Buche steht. Dieser Frau traut man alles zu – und bald, nachdem er sie abserviert hat und sie das nicht auf sich sitzen lassen will, mag man wirklich nicht mehr in Harris’ Haut stecken.

Das Ausmaß der Probleme, vor dem er plötzlich steht, ist keineswegs unrealistisch; aufgrund ihrer Charakterzeichnung kann man sich auch ohne Weiteres vorstellen, dass jemand wie Riley ein entsprechendes Rache-Verhalten an den Tag legt. In dieser Hinsicht und bis zu diesem Punkt macht BAD MATCH alles richtig; als Zuschauer kann man lustvoll mitschaudern – sowohl aufgrund von Harris’ miesem Verhalten als auch aufgrund der bösen Ereignisse, die nun seines Weges kommen.

Allerdings will der Film dann smarter sein, als es ihm gut tut. Man kann irgendwann im zweiten Drittel sehr genau erahnen, worauf die Handlung hinauslaufen wird, und verliert ab diesem Moment auch ein gutes Teil seines Involvements in das Geschehen – das sich mehr und mehr in eine cartoonhafte Klischee-Show verwandelt. Recht früh fällt dabei unangenehm auf, dass sich Harris’ Charakter unglaubwürdig übertrieben wandelt. Binnen eines Tages wird aus dem lässigen Checker ein fertiges Wrack, das in schmutzstarrender Kleidung durch die Gegend läuft und alle Vernunft komplett fahren lässt.

Schade, denn das böse Grinsen im Gesicht des Publikums weicht so rapide leichter Genervtheit; aus einem sarkastischen Thriller mit hohem Realitätsbezug wird dann in gewisser Hinsicht tatsächlich der im Programmheft angekündigte "FATAL ATTRACTION für die Smartphone-Generation": sprich, ein Hollywood-mäßiges Vehikel, das seine Glaubwürdigkeit und damit seinen Punch für einen dramatischen Effekt über Bord wirft, der dank zu viel Vorhersehbarkeit nicht eintritt.

Dennoch ist BAD MATCH insgesamt unterhaltsam. Zumindest für jeden, der selbst schon mal getindert hat... Knappe 6 von 10 Punkten.

war im Cinestar, Frankfurt

31 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Bad Match
  • Score [BETA]: 71
  • f3a.net: 6/10 31
  • IMDb: 8.1/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-26 15:42

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