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Review Big Bad Wolves

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Dieser Review enthält SPOILER!

Erschreckend und lustig - eine ungewöhnliche Mischung, die funktioniert!
von ArthurA

Das ist es, das erste wirklich große Highlight des diesjährigen Fantasy Filmfests. Nachdem Rabies von den Regisseuren Aharon Keshales und Navot Papushado vom Publikum eher gespalten aufgenommen wurde, sollte Big Bad Wolves schon eher einhelliger Lob zustehen. Bei dem Film handelt es sich um ein perfides, über lange Strecken kammerspielartiges Stück, welches sich vehement dagegen sträubt, eindeutig einem Genre zugeordnet zu werden. Dabei klingt die Prämisse zunächst eher simpel. Ein junges Mädchen wird entführt. Ein Verdächtiger ist schnell gefunden - der harmlose, unscheinbare Schullehrer Dror. Dieser wird allerdings von einigen Polizisten auf eigene Faust misshandelt und muss deshalb freigelassen werden. Kurze Zeit darauf taucht die Leiche des Mädchens, kopflos und an einen Stuhl gefesselt, auf. Einer der Polizisten, die sich Dror geschnappt haben, wird suspendiert und macht sich auf, um aus Dror im Alleingang ein Geständnis zu erzwingen. Doch jemand kommt ihm zuvor - der Vater des Mädchens, ein Ex-Militär, entführt kurzerhand Dror und den Polizisten in ein Landhaus, wo der Lehrer nach allen Regeln der Kunst gefoltert werden soll, bis er ein Geständnis ablegt.

An dieser Stelle noch mehr zu verraten, wäre eine Schande, denn Big Bad Wolves gehört zu der Sorte Film, bei der man im Vorfeld möglichst wenig dazu lesen sollte. Der Film lebt von seinen kleinen verrückten Einfällen und diversen Wendungen, die beinahe spontan wirken. Was an dem Film aber besonders auffällt, ist der pechschwarze Humor, mit dem der gesamte Film durchtränkt ist. Es ist Humor von der schwärzesten und bösesten Sorte, denn die wirklich harten Folterszenen lassen einem das Lachen mehr als nur einmal im Halse stecken. Doch bevor man sich versieht, lacht man wieder. Und ist dann wieder schockiert. Den Wechsel zwischen Folterhorror, Drama und schwarzer Komödie meistert Big Bad Wolves mit Bravour und ist womöglich der erste humorvolle Film, in dem die Entführung, Vergewaltigung und Ermordung eines kleinen Mädchens den Ausgangspunkt der Handlung bietet. Das klingt zunächst äußerst bizarr, absurd bis unangenehm. Doch es funktioniert, unter anderem dank dem tollen Schauspieltrio Lior Ashkenazi, Rotem Keinan und Tzahi Grad. Der Vater des Folterknechts, Dov Glickman, stiehlt mit seinem kurzen Auftritt allen die Show.

Big Bad Wolves schickt den Zuschauer gnadenlos durch ein Wechselbad der Gefühle. Wie auch der arme (?) Verdächtige, werden die Zuschauer hier nicht mit Samthandschuhen angefasst und der Streifen legt es darauf an, zu schockieren, im nächsten Moment zu amüsieren und dann schnell ein schlechtes Gewissen hervorrufen, weil man über schreckliche Sachen gelacht hat. Der Film hat sogar Zeit, mit einem scheinbar zufälligen Nebencharakter, auf humorvolle Art und Wiese auf das Verhältnis zwischen Israelis und Palästinensern anzuspielen. Vor allem bleibt aber Big Bad Wolves bis zur letzten Sekunde unvorhersehbar und versetzt dem Zuschauer in den letzten 10 Minuten mehr als nur einen Schlag in die Magengrube. Es leben die Wölfe!

Erstveröffentlichung

war im Cinedom 9, Köln

73 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Big Bad Wolves
  • Score [BETA]: 73
  • f3a.net: 7.4/10 73
  • IMDb: 7.1/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-26 17:02

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