s Big Bad Wolves (2013) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Big Bad Wolves

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Reviewer

Sonysonic * 8.0

Wer nicht reden will,...

Die Problematik, welche "In the Name of the Son" und auch "Dark Touch" bereits thematisierten, findet in "Big Bad Wolves" eine nochmalige Steigerung an Dynamik, aber auch Galgenhumor, ohne jedoch in Spott auszuufern! Besonders die sehr heftige und impulsive Hintergrundakustik versteht es, der Bildsprache zusätzliche Intensität zu verleihen. Auch hier ergibt sich ein Wechselbad aus komischer Tragik und tragischer Komik, sodass sich auch Ungewiss einschleicht, inwiefern das eigene Urteilsvermögen von angebrachter Situationskomik bereits getrübt wurde. Die Handschrift der Macher des israelischen Meisterwerks "Rabies" wurde jedoch auch adäquat durch Verhaltensklischees gegenüber dem jüdischen Volk sowie innerhalb jüdischer Familien gekonnt und humoristisch eingebracht.

Als Schulnote vergab ich eine 2.

glotzte im Cinemaxx 7, Berlin

Fex * 9.0

Wölfe unter sich

Absolut gelungener und stilvoller Rachethriller, der über die ganze Laufzeit fesselt. Nachdem einige kleine Mädchen entführt, vergewaltigt, gefoltert und danach geköpft wurden, versuchen zunächst zwei Polizisten den vermeintlichen Täter mit Gewalt zum Reden zu bringen, was misslingt.

Danach macht sich der Vater des letzten Mädchens daran, mit Foltermethoden und weiteren Beteiligten den Mann auf seine Weise im Keller seines extra im Niemandsland angemieteten Hauses auf sehr schmerzhafte Weise dazu zu bringen, ihm den Verbleib des Kopfes seiner Tochter zu verraten...
Was sich wie ein einfacher Folterfilm anhört, ist in Wahrheit viel mehr. Es geht hier in erster Linie nicht um die Darstellung von Gewalt, die zwar auch und durchaus explizit gezeigt wird, sondern vielmehr um ein Psychoduell zwischen den Beteiligten und natürlich die Frage, zu welchen Methoden Rache führen kann und was überhaupt zu rechtfertigen wäre, um ein durchaus nachvollziehbares Ziel durchzusetzen.
Man weiß bis zum Schluss nicht, ob der Gefolterte auch der Täter ist und gerade das macht das Ganze eigentlich erst so richtig spannend.
Die durchgehend souverän agierenden Schauspieler, das durchdachte Drehbuch, die professionelle Kameraarbeit und die wuchtige und passende Musik machen den Film, trotz der Laufzeit ohne Längen, zu einer absolut runden Sache, der darüber hinaus zum Nachdenken anregt. Ein Quantensprung zu dem in meinen Augen heillos überbewerteten "Rabies". Hier wird ernsthaftes gutes und großes Kino geboten.

glotzte im Cinemaxx 7, Berlin

dasmetall * 8.0

Rabies fand ich schon gar nicht mal schlecht. War er doch recht originell in seiner Art und in jedem Fall unterhaltsam. Das neueste Werk der Macher ist jedoch noch ein deutlicher Schritt nach vorne. Gute Story, Tiefgang, schwarzer Humor, Spannung und starker Soundtrack, dies alles bietet Big Bad Wolves. Die vielen witzigen Einlagen sind recht gut platziert und gehen nicht auf Kosten der nötigen Härte, die bei dieser Story notwendig ist.

Das Ende fand ich sehr gelungen. Wie die anwesenden Macher nach dem Film noch mitteilten, haben sie selber viel über das Ende diskutiert. Offen lassen oder nicht?! Und haben eine sehr schlüssige und überzeugende Erklärung gefunden, warum sie sich so entschieden haben, wie es ist.

Sollte man sich ansehen!

war im Cinemaxx 7, Berlin

Umelbumel * 6.0

Ein wirklich schön in Szene gesetzter Film, der meinen ganz persönlichen Geschmack aber ein wenig verfehlt hat, weil er mir einfach ein wenig ZU lustig war. Wenn man all den Humor rausgelassen hätte und der Film ein knüppelhartes Brett wäre, hätte er mir wahrscheinlich besser gefallen. Dennoch absolut sehenswert.

goutierte im Cinemaxx 8, Hamburg

landscape * 9.0

Hebräischer Rachefilm

Der Vater, der wenigstens noch den Kopf seiner Tochter haben will, der Lehrer als Hauptverdächtiger, der in die Mangel genommen wird, der Ex-Cop, der mangels Intellekt mit Instinkt handelt, eine schöne Konstellation.
Endlich der böse Film, den ich bisher vermisste - trotz der Komik finden auch sehr unangenehme - sagen wir - Verhörszenen statt, die den Zuschauer unwohl auf dem Sessel rumrutschen lassen.
Sehr schön! Und wenn wir den Gästen glauben, dann helfen wir mit unserer Begeisterung auch dem israelischen Film, dann werden mutigere Filme mit dem Drive der 80er Jahre demnächst aus diesem kleinen Land kommen, in dem das Sicherheitsdenken und die staatliche Militanz allgegenwärtig sind.
Nächstes Jahr gerne wieder, ich sehe der Schwemme hebräischer Filme freudig entgegen!

war im Cinemaxx 8, Hamburg

Lovecraft * 5.5

Der Zweck heiligt die Mittel

Tut mir leid, Herrschaften, aber ich muß mich hier doch ein wenig als Spaßbremse betätigen. "Big Bad Wolves" will vieles sein, setzt sich aber konsequent zwischen alle Stühle. Revenge-Movie, schwarze Komödie, politisches Statement (der arabische Cowboy, Wagners Walkürenritt als Klingelton) - alles in Ansätzen vorhanden, letztlich läuft die Handlung über einen großen Teil der Laufzeit dann doch nur auf Torture-Porn hinaus. Ich bitte darum, den Härtegrad nicht völlig zu unterschätzen, der einen Teil der augenscheinlich nicht zum Stammpublikum gehörigen Zuschauer völlig auf dem falschen Fuß erwischt hat. Die humorigen Einsprengsel passen denn auch nicht zum restlichen Tonfall, wie die Message des Films aus meiner Sicht eher fragwürdig ist. Immerhin bleiben die guten Darsteller, eine beachtliche Kameraarbeit und, als unerwartetes Highlight, der bombastisch-hysterische Orchesterscore.

war im Cinemaxx 7, Berlin

Michaela * 8.0

Es war einmal

ein großer böser Wolf, der gerne kleine Mädchen vergewaltigte, folterte und tötete - alles ziemlich bestialisch. Ebenso wie die Rache des Vaters eines der ermordeten Mädchens. Ein ziemlich bösartiger Film mit ausgeprägt jüdischem Humor. Nicht von der Leichtigkeit eines Woody Allen, nein, eher alltagsbestimmt und somit bleibt einem das Lachen auch schon mal im Halse stecken. Und das ist bei diesem Film auch der starke Kontrast - einerseits die brutale Handlung und brutalen Bilder zu einem unangenehmen und emotionalen Thema (Kindesmissbrauch und Kindesmord) - andererseits der Dialog, der anderswo eher zu einer platten Komödie passen würde. Dazu auch noch überzeugende Charaktere, die nicht einfach nur schwarz/weiß gezeichnet sind, sondern eben wie Menschen aus dem wahren Leben wirken, und schon hat man einen Film, der einen gewiss nicht unberührt lässt.

war im Cinema, München

misspider * 7.0

Homo homini lupus

Was passiert, wenn blinde Rachelust und polizeilicher Übereifer aufeinander treffen, wird in Big Bad Wolves äußerst anschaulich demonstriert. Wird der Täter zum Opfer oder ist das Opfer tatsächlich der Täter? Bis zum bitteren Ende lässt einen der Film im Dunklen tappen. Das Mitleid dreht sich wie eine Fahne im Wind mal dieser, mal jener Seite zu, bis es letztendlich ganz verflogen ist und nichts zurück lässt außer Abscheu und Verachtung. Nach diesem Film kann man sich durchaus schlecht fühlen.

war im Metropol 1, Stuttgart

D.S. * 6.5

Überbewertet.

In Israel ist eine ganze Reihe von kleinen Mädchen entführt, bestialisch missbraucht, gefoltert und ermordet worden; ihre Leichen wurden ohne Kopf aufgefunden. Die Polizei glaubt zu wissen, wer der Täter ist, und der ermittelnde Kommissar ist sich auch für körperliche Zwangsmaßnahmen ihm gegenüber nicht zu schade... allerdings wird er von seinem Vorgesetzten gestoppt, der Verdächtige muss laufengelassen werden. Das passt dem toughen Cop gar nicht, und so macht er sich aufs Handfesteste an private Nachforschungen. Jedoch kommt ihm da der Vater des letzten Opfers in die Quere - und der hat noch weitaus weniger Hemmungen. Um zumindest an den Kopf seiner toten Tochter zu gelangen, ist er bereit, dem vermeintlichen Täter alle Qualen dieser Welt zuzufügen.

Und das war’s. End of Story, mehr hat BIG BAD WOLVES nicht zu bieten: Ein Verdächtiger, der von verschiedenen Personen in unterschiedlichen Konstellationen gefoltert wird. Klar, das hat manche Härte, aber nicht mal in diesem Punkt wirkt der Film sonderlich entschlossen: Schon die Anfangsszene von NEW WORLD hat ein höheres Intensitätspotenzial, von Schmerz-Reißern wie THE DENTIST oder gar modernem HOSTEL-Torture-Porn ganz zu schweigen.

Um schockierende Folterszenen geht es also nicht wirklich, worum dann? Um den zwar manchmal schön schwarzen, insgesamt aber doch eher zahmen und zudem nur sporadisch eingestreuten Humor? Um ein Statement zum Thema Selbstjustiz? Ich weiß es nicht, denn einen echten Punkt macht der Film an keiner Stelle. Was hier passiert und vor allem, worauf das Ganze hinausläuft, scheint mir hochgradig beliebig; dramaturgische Höhepunkte fehlen ebenso wie selbst eine klare Erklärung für die allseits vorherrschende Annahme, der Verdächtige sei auch wirklich der Täter - und sorry: Wenn ich bereit bin, jemanden zu Tode zu foltern, brauche ich doch wirklich starke Gründe für den Glauben, dass ich tatsächlich den Richtigen vor mir sitzen habe. Solche werden aber zumindest dem Publikum nicht genannt, weshalb man das Handeln der „Verhörenden" nur sehr bedingt nachvollziehen kann. Hat darum oft mehr von Theater als etwa von psychologisch involvierender Filmkunst.

Wobei, sicher, auf filmischer Ebene erreicht BIG BAD WOLVES ein hohes Niveau. Nicht nur der von anderen Reviewern bereits mehrfach genannte Soundtrack kann überzeugen, auch die Kameraarbeit und die darstellerischen Leistungen sind über jeden Zweifel erhaben. Kein Vergleich zu RABIES. Auch langweilt der Film nie, im Gegenteil, es passieren ausreichend possierliche Dinge, um einen beim gebannten Warten auf die Auflösung stets bei der Stange zu halten. Den Hype hat das Ganze meiner Meinung nach dennoch nicht verdient, denn storyseitig ist man hier einfach zu schwach auf der Brust, und zu deutlich stellt sich beim Abspann schließlich die ungeliebte Frage: Was wollte uns der Autor damit sagen?
Ich denke aus irgendwelchen Gründen an SEVEN. Und damit an eine Güteklasse, von der dieses Werk unendlich weit entfernt ist.

Zu unentschieden, zu unspektakulär, zu inkonsequent, um ein großer Film zu sein. Für mich deshalb eher enttäuschend und nur 6,5 Punkte wert.

goutierte im Metropolis 8, Frankfurt

Alexander * 7.0

Schenkelklopfer im Folterkeller

Wenn es ein Regisseur schafft so unbequeme Themen wie Kindesmisshandlung und Folterung als Thema eines kurzweiligen (!) Films abzubilden und dabei gleichzeitig mehr Zoten reisst als bierselige Stammtischbrüder im ganzen Jahr, dann hatte das zwar etwas mehr als Befremdliches, war auf der anderen Seite aber das extreme Kontrastprogramm das von anspruchsvollen Filmfestgästen jenseits des Mainstream verkostet werden möchte. Eine krasse Vorstellung , inhaltlich vielleicht etwas zu sehr reduziert, aber fesselnd bis zum Schluss. Die scheinen da drüben jedenfalls eine ganz eigene Art Humor zu haben.

war im Metropolis 8, Frankfurt

lexx * 5.0

Prädikat: höchst fragwürdig

Nein, nachvollziehen kann ich die meisten hier geäußerten positiven Kommentare zu diesem Film nicht. Ein für mich kaum nachvollziehbarer Plot mit unzähligen Logiklöchern, der diesen Tortour-Porn-Ausflug zu keiner Zeit begreifbar macht. Wieso die Dinge hier so geschehen und die zu keiner Zeit bewiesene Schuld eines Mannes derart vehement und brutal bestraft wird, obwohl Verhalten und Charaktererscheinung das angebliche Monster in keinster Weise wiederspiegeln, erschließt sich mir kaum. Der ganze Plot dient nur einem Zwecke, den darzubietenden Greultaten Nahrung zu verschaffen, ohne aber ein sinnvolles Alibi anzubieten. Das schwierige Thema wird in keinster Weise tiefgründig durchleuchtet, humorvolle Passagen geben sich locker die Kante und insbesondere scheint es den beiden Regisseuren hauptsächlich darum zu gehen, sich in Coolness und abgehobener Sichtweise gegenüber ähnlich gearteten Filmen zu profilieren.
Tolle Schauspieler, eine absolut solide Regiearbeit zeigen zumindest, dass hier keine Amateure am Werk sind. Inhaltlich jedoch höchst fragwürdig fällt es mir schwer, dem Film etwas abzugewinnen. Zu sinnlos erscheint die angewendete Gewalt, zu nutzlos und oberflächlich die Betrachtung der Thematik.

goutierte im Metropolis 8, Frankfurt

ArthurA S * 8.5

Dieser Review enthält SPOILER!

Erschreckend und lustig - eine ungewöhnliche Mischung, die funktioniert!

Das ist es, das erste wirklich große Highlight des diesjährigen Fantasy Filmfests. Nachdem Rabies von den Regisseuren Aharon Keshales und Navot Papushado vom Publikum eher gespalten aufgenommen wurde, sollte Big Bad Wolves schon eher einhelliger Lob zustehen. Bei dem Film handelt es sich um ein perfides, über lange Strecken kammerspielartiges Stück, welches sich vehement dagegen sträubt, eindeutig einem Genre zugeordnet zu werden. Dabei klingt die Prämisse zunächst eher simpel. Ein junges Mädchen wird entführt. Ein Verdächtiger ist schnell gefunden - der harmlose, unscheinbare Schullehrer Dror. Dieser wird allerdings von einigen Polizisten auf eigene Faust misshandelt und muss deshalb freigelassen werden. Kurze Zeit darauf taucht die Leiche des Mädchens, kopflos und an einen Stuhl gefesselt, auf. Einer der Polizisten, die sich Dror geschnappt haben, wird suspendiert und macht sich auf, um aus Dror im Alleingang ein Geständnis zu erzwingen. Doch jemand kommt ihm zuvor - der Vater des Mädchens, ein Ex-Militär, entführt kurzerhand Dror und den Polizisten in ein Landhaus, wo der Lehrer nach allen Regeln der Kunst gefoltert werden soll, bis er ein Geständnis ablegt.

An dieser Stelle noch mehr zu verraten, wäre eine Schande, denn Big Bad Wolves gehört zu der Sorte Film, bei der man im Vorfeld möglichst wenig dazu lesen sollte. Der Film lebt von seinen kleinen verrückten Einfällen und diversen Wendungen, die beinahe spontan wirken. Was an dem Film aber besonders auffällt, ist der pechschwarze Humor, mit dem der gesamte Film durchtränkt ist. Es ist Humor von der schwärzesten und bösesten Sorte, denn die wirklich harten Folterszenen lassen einem das Lachen mehr als nur einmal im Halse stecken. Doch bevor man sich versieht, lacht man wieder. Und ist dann wieder schockiert. Den Wechsel zwischen Folterhorror, Drama und schwarzer Komödie meistert Big Bad Wolves mit Bravour und ist womöglich der erste humorvolle Film, in dem die Entführung, Vergewaltigung und Ermordung eines kleinen Mädchens den Ausgangspunkt der Handlung bietet. Das klingt zunächst äußerst bizarr, absurd bis unangenehm. Doch es funktioniert, unter anderem dank dem tollen Schauspieltrio Lior Ashkenazi, Rotem Keinan und Tzahi Grad. Der Vater des Folterknechts, Dov Glickman, stiehlt mit seinem kurzen Auftritt allen die Show.

Big Bad Wolves schickt den Zuschauer gnadenlos durch ein Wechselbad der Gefühle. Wie auch der arme (?) Verdächtige, werden die Zuschauer hier nicht mit Samthandschuhen angefasst und der Streifen legt es darauf an, zu schockieren, im nächsten Moment zu amüsieren und dann schnell ein schlechtes Gewissen hervorrufen, weil man über schreckliche Sachen gelacht hat. Der Film hat sogar Zeit, mit einem scheinbar zufälligen Nebencharakter, auf humorvolle Art und Wiese auf das Verhältnis zwischen Israelis und Palästinensern anzuspielen. Vor allem bleibt aber Big Bad Wolves bis zur letzten Sekunde unvorhersehbar und versetzt dem Zuschauer in den letzten 10 Minuten mehr als nur einen Schlag in die Magengrube. Es leben die Wölfe!

Erstveröffentlichung

war im Cinedom 9, Köln

stefsta90 * 8.5

Spoiler free: Toll geschriebener und unvorhersehbarer Rachefilm. Ich musste oft herzlich lachen, obwohl das Gesehene moralisch fragwürdig ist. Diese bittersüße Erzählweise ist eine der Stärken des Films. Sehr positiv sind mir noch die Kamera und der Soundtrack in Erinnerung. Allerdings könnte der Film etwas straffer erzählt werden. In der Mitte hat er sich etwas gezogen. Aber alles in allem ein echtes Highlight dieses Jahr.

war im Cinema, München

Herr_Kees * 7.0

Im Keller

Seit dem interessanten aber etwas wirren Erstling RABIES hat sich das israelische Regie-Duo Keshales und Papushado ordentlich weiterentwickelt, aber einen wirklich stimmigen Film bekommen sie auch hier noch nicht hin.
Die Story ist spannend, die Schauspieler sind überzeugend, der Soundtrack ist packend und einige Bilder sind sehr eindrucksvoll, doch die (für sich genommen durchaus amüsante) humoristische Ebene überlappt das ernste Thema hier so unpassend, als hätte man in PRISONERS oder DIE JAGD noch ein paar Tarantino-Szenen hineingeschnitten.

Leimbacher-Mario * 6.5

Schaf im blutigen Wolfspelz

Wenn Herr Tarantino von einem Film schwärmt, heißt das nicht unbedingt viel, da er einen recht verqueren Geschmack & Hang zu verkannten Außenseiter-Filmen hat. Wenn zu seinem Lob aber auch noch ein begeistertes Festivalpublikum rund um den Globus kommt, dann sind das für mich genug Gründe für einen Blindkauf. Und diese perfide, kleine (Anti-)Spaßgranate, bei der einem oft genug das Grinsen im Hals stecken bleibt, kann definitiv begeistern & hat sich Lorbeeren verdient - trotzdem sollte man vielleicht die Erwartungen nicht unerreichbar hoch hängen. Es ist ein gemeiner, recht hübscher, aber sehr intim gehaltener Low-Budget-Thriller & fast ein Kammerspiel. Nach einer grausamen Mordserie wird der vermeintliche Mädchenmörder in einem Keller festgehalten & die Wahrheit soll aus ihm heraussprudeln, wie das Blut durch ein paar gemeine Verhörmethoden. Saw trifft Reservoir Dogs - kein Wunder, dass Tarantino durch so eine glasklare Verbeugung in Freude gerät.

Ist er der Mörder? Ist er vielleicht doch unschuldig? Wer hat hier Geheimnisse? Wann kommt der nächste Twist? Wie sieht die nächste Torture-Methode aus? Und vor allem: wohin bewegt sich der unberechenbare Mix aus Horror & Comedy? Denn eine seiner absoluten Stärken ist sein rigoroses Überraschungsmoment. Eigentlich ein kleines Wunder, da man ähnliche Folterstorys, Ratespiele & Twists schon oft genug gesehen hat. Trotzdem wirken die großen, bösen Wölfe frisch genug, sind zudem extrem hübsch dargestellt & verbeugen sich stilvoll vor noch wesentlich älteren Schund- & Bahnhofsfilmen. Allerdings in clever, sichtbar begabt & ohne Gefangene zu machen. Ich mag die ernste, wenn auch dunkelschwarzhumorige Herangehensweise. Und ein Ende mit mehreren perfiden Betrachtungsweisen & Kniffen ist dann das späte i-Tüpfelchen, kurz bevor der Film endgültig an Fahrt & mein Interesse verlor. Etwas zu lang ist er nämlich auf jeden Fall. Die Darsteller sind aber weitestgehend toll, oft & passend zum Versteckspiel & zweischneidigen Film schwer zu lesen. Mal Schaf, mal Wolf & oft einfach nur böser Mensch - was wohl am schlimmsten von allem ist. Halb so böse wie ihm sein Ruf vorauseilt, jedoch überraschend, dass sich Israel so auf die internationale Genrekarte metzelt. Überraschend toll! Ob der Film mehrmaligem Schauen standhält, hängt wohl extrem davon ab, was man ins Finale hineininterpretiert... ich spüre momentan keinen absoluten Zwang, nochmal auf Play zu drücken & um Wörter wie Kultfilm oder Meisterwerk würde ich hier auch einen bewussten Bogen machen.

Fazit: ein cleverer Torture-Porn aus Israel, mit dunkelstem Humor & ein paar überraschenden Wendungen - ein gut zusammengeklauter Mix aus Saw, Reservoir Dogs & einem perversen Anti-Witz. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

73 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Big Bad Wolves
  • Score [BETA]: 73
  • f3a.net: 7.4/10 73
  • IMDb: 7.1/10
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© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-20 16:22

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