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Review Blood Star

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ACAB
von D.S.

Might makes right – oder auch nicht: In BLOOD STAR erleben wir, was uneingeschränkte Macht aus denen machen kann, die sie erlangen. Und denen antun kann, die deren Opfer werden. Obwohl es sich um einen britischen Film handelt, fühlt er sich außerordentlich amerikanisch an. Nicht nur, weil die Handlung in New Mexico spielt. Sondern auch, weil Berichte über systematischen Machtmissbrauch von Polizeibeamten in erster Linie aus den USA zu uns herüberschwappen. Wobei nicht zuletzt die Ermittlungsgeschichte der NSU-Morde uns eindrücklich lehrt, dass bösartiges Fehlverhalten von Behördenvertretern vor Landesgrenzen keinen Halt macht…

Im hier geschilderten Fall ist der Antagonist der superzynische, durch keinerlei übergeordnete Instanzen kontrollierte Sheriff Bilstein, der nichts lieber macht, als jungen, allein reisenden Frauen zu zeigen, wo der Hammer hängt. Er hält sie wegen vorgeblicher oder tatsächlicher Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung bevorzugt irgendwo im Nirgendwo auf den Wüsten-Highways seiner gottverlassenen Kommune an, verdonnert sie zu absurd hohen Strafzahlungen und setzt darauf, dass sie diese nicht unmittelbar bezahlen können – und sich in der Folge von ihm in ein krankhaftes Katz-und-Maus-Spiel verwickeln lassen, in dessen Verlauf er immer ungeschönter zur Schau stellt, dass er der gottgleiche Herr über Leben und Tod ist, dem man sich zu unterwerfen hat, wenn man irgendwie aus der Sache herauskommen will. Falls er gerade bereit ist, das überhaupt zuzulassen. Bei der jungen Roberta gerät er an ein ohnehin schon von patriarchalischen Machtstrukturen geschädigtes Opfer: Sie kommt gerade erst aus dem Krankenhaus, in das sie ihr gerne beherzt zuschlagender Freund befördert hat, und will eigentlich nur noch zurück nach Hause … zu ebenjenem Freund?!

Inwieweit Roberta zu falschen Entscheidungen neigt, wird hier des Öfteren thematisiert. Im Kern handelt es sich bei BLOOD STAR jedoch, jeglicher Geräuschkulisse zum Trotz, um einen geradezu archetypischen Menschenjagd-Thriller im Niemandsland zwischen DUEL und WOLF CREEK. Bei dem ich, der Personalsituation geschuldet, mehrfach an den Stephen-King-Roman DESPERATION denken musste. Auch, wenn die Hintergründe hier ganz andere sind: Der Antagonist weckt ähnliches Entsetzen. Und ist, nebenbei, verdammt gut gespielt.

Letzteres gilt leider weniger für unsere weibliche Hauptfigur, deren Darstellerin ihre Handlungen nicht immer überzeugend auf die Leinwand bringt. Zum größten Teil ist das Problem hier allerdings im Drehbuch zu verorten – und es sorgt dafür, dass man BLOOD STAR sehr deutlich als Erstlingswerk erkennt: Dialoge und Verhaltensweisen von Roberta passen mehrfach überhaupt nicht zur vorherigen Zeichnung ihrer Figur, weshalb sich jene immer wieder sehr „geschrieben“, absolut nicht lebensecht anfühlt. Noch stärker gilt das für die Figur der Amy, einer Diner-Kellnerin, die sich Roberta vorübergehend anschließt. Zunächst als äußerst zurückhaltend, schüchtern, brav dargestellt, reißt sie ganz plötzlich extravertiert ihre Mittelfinger in die Luft, flucht, erzählt etwas von einer wilden Drogen-Historie. Diese Ausbrüche wirken im Gesamtbild alles andere als stimmig.

Natürlich kann man darüber hinwegsehen, es macht es aber schwerer, sich auf das Geschehen vollumfänglich einzulassen. Denn es mindert seinen Realismus deutlich. Am Ende bleibt so ein eben irgendwie zusammengeschusterter Thriller, der keine großartige Wirkung hinterlässt, keine ganz neue Geschichte erzählt, über keine herausragenden Momente – inklusive eventueller Gewaltexzesse – verfügt, die ihn nachdrücklich in der Erinnerung verankern würden. Kann man sich schon mal ansehen. Dass für ein Debüt-Feature, das in der Wüste spielt, aber auch ein ganz anderes Niveau erreichbar ist, hat erst kürzlich THE LAST STOP IN YUMA COUNTY gezeigt. BLOOD STAR ist im Vergleich nur Durchschnitts-Thriller-Ware, die man morgen schon wieder vergessen haben wird. 5,5 Punkte.

staunte im Harmonie, Frankfurt

33 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Blood Star
  • Score [BETA]: 61
  • f3a.net: 6.1/10 33
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2025-06-04 15:19

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