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Review Bloody Hell

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von D.S.

Rex, unsere Hauptfigur (Ben O'Toole, HACKSAW RIDGE), sieht nicht nur brutal aus wie ein junger „Tony Stark“-Robert Downey Jr., er hat auch ansonsten einen schweren Superheldenkomplex: Als er in die Mitte eines Banküberfalls gerät, muss er sich unbedingt einmischen; koste es, was es wolle. Das bringt ihm zwar nicht die erhoffte Bewunderung der hübschen Kassiererin Maddy ein, wohl aber einen mehrjährigen Knastaufenthalt – ist doch auch was Schönes! Als er endlich wieder rauskommt, will er nur noch eins: Weg aus dem Land, in dem ihn jeder liebt und hasst und „John Wick“ nennt und vor allem: kennt. Also los, warum nicht nach Finnland?!

Gesagt, getan, und vom Regen in die Todestraufe: Vielleicht steckt in „Helsinki“ ja nicht aus bloßem Zufall „Hel(l)“…

BLOODY HELL kreuzt Vigilante-Satire mit Backwoods-Slasher – das hat man in dieser Form tatsächlich noch nicht allzu oft gesehen. Was übrigens auch für den Film als solches und sein FFF-Screening gilt: Wir können hier, man höre und staune, die Weltpremiere dieser US-amerikanischen/australischen Co-Produktion erleben. Und wenn sie auch nichts grundsätzlich Neues auf den Tisch bringt, so liefert sie doch souverän unterhaltsamen, gut Gore- und One-Liner-gefüllten Zeitvertreib für alle Freunde von knuffigen Psychokiller-Familien – was wir am Ende des Tages doch wohl alle sind, oder?

Dabei vermeidet sie es geschickt, allzu auffällig auf allzu ausgetretenen TEXAS-CHAINSAW-Pfaden unterwegs zu sein und fügt gleich mehrere halbwegs frische Handlungselemente in ihre Erzählung ein. Dazu zählt zum Beispiel, dass Rex gerne mit sich selber spricht – nicht nur in seinem Kopf: Eine Projektion seiner selbst steht ihm permanent zur Seite und begutachtet seine Situation großmäulig aus einer anderen Perspektive. Eine Art „imaginary Friend“ also, ein doppelter Rex, was es in dieser Torture-Porn-Kombination von Genre-Fans für Genre-Fans bislang so noch nicht gab.

Apropos, BLOODY HELL ist nicht unbedingt der teuerste Gang in eurem FFF-Menü. Das augenscheinlich knappe Budget wurde aber für ein paar hübsch gräusliche Masken- und Gore-SFX durchaus sinnvoll eingesetzt. Weniger war dann wohl für die Flashback-Sequenzen übrig, die uns Banküberfall und Gerichtsverhandlung auf vergessenswürdig schäbige Weise näherbringen. Da hätte man sich vom Drehbuch eine andere Lösung gewünscht.

Andererseits trägt der Film sein „Indie“-Signet damit auf unübersehbare Weise stolz zur Schau und fühlt sich so in gewisser Hinsicht fast an wie ein klassischer FFF-Beitrag aus längst vergangenen Zeiten. Ende des letzten Jahrtausends etwa, als man hier noch reihenweise ungeschliffene Diamanten entdecken konnte.

Ein solcher ist BLOODY HELL dann vielleicht nicht gleich – dafür hat er zeitweise zu große Pacing-Probleme, ist storyseitig ein bisschen zu beschränkt und schlingert in der ersten Hälfte oft gar zu knapp an der Grenze zwischen Peinlichkeit und Lässigkeit herum. Rex findet sich selbst nämlich schon schwer geil, und der Film braucht eine Weile, bis er sich hierzu klar genug verortet.

Er bietet aber auch schon vorher in jedem Fall genug schwarzen Humor, schräge Ideen und schmerzhaften Gore, um jedem FFF-Gänger eine höllisch gute Zeit zu bescheren. Höchst amüsant, unverschämt und böse: Zufriedene 7 von 10 Punkten. Und hey, Helsinki ist immer eine Reise wert!

goutierte im Harmonie, Frankfurt

39 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Bloody Hell
  • Score [BETA]: 75
  • f3a.net: 6.9/10 39
  • IMDb: 8/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-29 00:25

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