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Review Border

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Die Unschöne und das Biest
von D.S.

Stille, melancholische, auf ihre eigene Art und Weise hochpoetische Kreuzung aus Krimi und Fantasy, die das Leben neben der Norm und den Willen zur eigenen Persönlichkeit feiert – aber vom Zuschauer auch Mut zur Akzeptanz der Hässlichkeit fordert.

Denn (körperlich) hässlich sind unsere beiden Protagonisten absolut: Die gutherzige, moralisch integre Tina, die als Zollbeamtin arbeitet, und der von Anfang an nicht ganz sauber wirkende Vore, den sie bei einer Grenzkontrolle kennenlernt, haben beide viel zu große Nasen, massive, zu tief liegende Stirnpartien und sind auch ansonsten eher schwierig anzusehen. Ihre Mitmenschen lassen sie das häufig spüren – man ertappt sich aber auch als Zuschauer fast unweigerlich bei dem Gedanken, dass man selbst im realen Leben den Blick auf sie vermutlich gerne vermeiden würde.

Derart als Aussätzige behandelt und sich vom Äußeren her so frappierend ähnelnd, kann es kaum überraschen, dass sich die beiden voneinander angezogen fühlen. Allerdings wird BORDER nun nicht einfach zur simplen Lovestory zwischen zwei Verlierern. Zum einen können hinter ähnlichen Gesichtszügen nämlich natürlich sehr verschiedene Persönlichkeiten stecken, deren Miteinander nicht automatisch harmonisch verlaufen muss. Zum anderen gibt es da auch noch einen Kriminalfall, in den Tina wegen ihrer einzigartigen Fähigkeit, Gefühle und Geheimnisse von Menschen zu „erschnüffeln“, hineingezogen wird. Die Konsequenzen beider Handlungsstränge sind kaum vorhersehbar und erweitern das fantastische Genre tatsächlich um ein paar ganz neue Ideen...

BORDER entwickelt seine Geschichte und ihre Charaktere behutsam, verliert sich manchmal sogar fast ein wenig in seiner Verträumt- und Zartheit. Dann jedoch packt er wiederum Zynismus und Verbitterung in großen Portionen aus – auch jenseits seiner außergewöhnlichen Charaktere erzählt er keine simple Geschichte, die sich auf Schwarz und Weiß oder auch auf matte Grautöne beschränkt. Mitunter tut das, was mit den Hauptfiguren passiert, geradezu weh; vor allem aber fasziniert der hier verfolgbare Blick auf unsere Welt, der aus einer ganz anderen als der alltäglichen Perspektive kommt. Dass dabei das menschliche Miteinander oft nicht im besten Licht erscheint, sollte nicht überraschen.

Emotional, abseitig, tiefgründig und voller Empathie für das „andere“: Dass BORDER für mich dennoch nur 7 Punkte wert ist, liegt vor allem daran, dass er zeitweise seinen Fokus verliert, sich nicht zwischen Drama, Satire, Genre und unverhohlenem Kommentar entscheiden kann und manchmal einfach zu viel Tempo aus der Erzählung nimmt. Dennoch unbedingt sehenswert. Und ziemlich einzigartig.

guckte im Harmonie, Frankfurt

49 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Border
  • Score [BETA]: 81
  • f3a.net: 7.5/10 49
  • IMDb: 7.1/10
  • Rotten Tomatoes: 100%
  • Metacritic: 76/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-25 10:18

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