Reviewer
Edwinita * 2.0
Der Hammertwist
Dieser Film fängt recht stimmungsvoll im morbiden Dunkel an. Jemand wird sterben. So weit, so gut. Was sich dann entspinnt, ist ein Kammerspiel, bei dem man allerdings recht bald merkt, dass es auf einem Theaterstück basiert. Bis dahin auch kein Problem, denn wir warten ja auf die surrealen Bilder, die der Trailer verspricht. Doch diese werden nur gefällig eingestreut und beeinflussen die Handlung nicht. Werden sie nicht durchdringen und fügen sich auch nicht zu einem großen Ganzen zusammen. Schade, denn es sind kraftvolle, interessante Kompositionen des Grauens.
Der Film verlässt nie die Grenzen des Theaters, wagt kaum eine Neuinterpretation. Dabei wäre es so erfrischend gewesen, wenn man statt des ewig hysterischen Hin- und Hers zwischen den Protagonisten zum Beispiel dem Motiv der Spinne weiter gefolgt wäre. Ein Mann, gefangen in der Psycho-Spinnennetz-Falle. Viele Hinweise gab es ja in die Richtung, nur wurde kein stimmiges Bild daraus.
So bleibt der Film in einem provinziellen Theaterstück gefangen, dekoriert mit ein paar morbiden Bildern. Über den "Hammertwist" am Ende konnten auch alle nur lachen.
Der Film verlässt nie die Grenzen des Theaters, wagt kaum eine Neuinterpretation. Dabei wäre es so erfrischend gewesen, wenn man statt des ewig hysterischen Hin- und Hers zwischen den Protagonisten zum Beispiel dem Motiv der Spinne weiter gefolgt wäre. Ein Mann, gefangen in der Psycho-Spinnennetz-Falle. Viele Hinweise gab es ja in die Richtung, nur wurde kein stimmiges Bild daraus.
So bleibt der Film in einem provinziellen Theaterstück gefangen, dekoriert mit ein paar morbiden Bildern. Über den "Hammertwist" am Ende konnten auch alle nur lachen.
war im Zoo Palast, Berlin
Herr_Kees * 3.0
„I must not fall asleep. I must not fall asleep. I must not fall asleep.“
Wenn auf der Leinwand jemand ausspricht, was er normalerweise nur denken würde, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine Theaterverfilmung. So auch hier. Die Adaption eines Stückes über den Burenkrieg in Südafrika Anfang des 20. Jahrhunderts von Jaco Bouwer zeigt uns quälend lange 105 Minuten wenig anderes als vier Personen in einer Lehmhütte, eine davon – der General – bereits halb tot.
Eine Frau und ihre Tochter pflegen ihn, es sind möglicherweise Hexen, sicherlich symbolisieren sie etwas, Matriarchat, Alternativmedizin, wer weiß das schon, es ist auch egal. Ein junger Adjutant kommt zu Besuch, macht der jungen Frau Avancen, erschießt ein Pferd. Dazu viel Theaterdialog, ab und an Stillleben, Visionen des Krieges, ein brennendes Klavier.
Bouwers Ökomystery GAIA war Botschaft pur. Hier will er uns mit Sicherheit auch etwas sagen, aber man versteht ihn nicht. Wir bekommen pathetische Texte, theatralisches Schauspiel und generische Visuals, vieles davon an der Grenze zur unfreiwilligen Komik, alles ärgerlich hermetisch und sich extrem wichtig nehmend – böse Zungen würden es „Kunstkacke“ nennen. Und das alles für ein Ende, das man schon am Anfang kommen sieht.
Eine Frau und ihre Tochter pflegen ihn, es sind möglicherweise Hexen, sicherlich symbolisieren sie etwas, Matriarchat, Alternativmedizin, wer weiß das schon, es ist auch egal. Ein junger Adjutant kommt zu Besuch, macht der jungen Frau Avancen, erschießt ein Pferd. Dazu viel Theaterdialog, ab und an Stillleben, Visionen des Krieges, ein brennendes Klavier.
Bouwers Ökomystery GAIA war Botschaft pur. Hier will er uns mit Sicherheit auch etwas sagen, aber man versteht ihn nicht. Wir bekommen pathetische Texte, theatralisches Schauspiel und generische Visuals, vieles davon an der Grenze zur unfreiwilligen Komik, alles ärgerlich hermetisch und sich extrem wichtig nehmend – böse Zungen würden es „Kunstkacke“ nennen. Und das alles für ein Ende, das man schon am Anfang kommen sieht.
war im EM, Stuttgart
D.S. * 4.0
Erzähl mir einen vom Pferd
1901, der Zweite Burenkrieg, eine dunkle, regnerische, schier endlose Nacht. Ein junger Adjutant besucht seinen General an dessen Krankenlager, das in einer kargen Hütte mit Lehmboden aufgeschlagen wurde, um ihm einige Depeschen zu überreichen. Doch der General liegt im Fieber-Delirium und ist kaum ansprechbar. So gerät der Adjutant ins Gespräch mit der alten, hexenartig wirkenden Frau, die ihn pflegt, und mit ihrer Tochter, der an einen Stuhl gefesselten Annie. Und obgleich er ankündigt, schnell wieder weg und zurück zu den Soldaten reiten zu müssen, lässt ihn irgendetwas hier nicht los, hindert ihn daran, den düsteren Ort wieder zu verlassen. Ganz langsam wird er immer tiefer hineingesogen in die Mysterien, welche die beiden Frauen um ihn herum auszubreiten beginnen … wie ein Spinnennetz, aus dem er nicht so leicht wieder wird entkommen können.
Wie schon in GAIA beweist Regisseur Jaco Bouwer vom Start weg sein Talent für die Gestaltung starker, bis ins Detail durchgeplanter Visuals, die den Betrachter vielleicht nicht unbedingt gefangen nehmen, wohl aber durchgängig beeindrucken können. Perfekt komponiert, stets die Wahl des richtigen Bildausschnitts und der spannendsten Kameraperspektive im Blick habend, mit natürlicher Beleuchtung durch Kerzenlicht für eine sehr intime, aber irgendwo auch verlorene Atmosphäre sorgend. Untermalt von einem feinfühlig verunsichernden Score, verleiht dies dem Geschehen eine intensiv düstere Ausstrahlung – die dafür sorgen könnte, dass man gebannt und fortschreitend besorgt ob der finsteren Dinge, die hier dräuen, auf die Leinwand blickt. Könnte. Wenn …
… tja, wenn das Geschehen einem denn wenigstens zwischendurch Anlass zur Hoffnung gäbe, dass hier auch einmal etwas Lohnendes passieren wird. Aber abgesehen davon, dass ein Pferd erschossen wird und sich eine Handvoll sehr kurzer surrealer Bildsequenzen zwischen die Handlung stiehlt, ist das leider nicht der Fall. Ansonsten wird vor allem geredet. Ununterbrochen. Mit immer wieder denselben Wörtern, die sich um dieselben Themen drehen. Vor allem um die eiligst geplante Abreise des Adjutanten, die jedoch auf sich warten lässt. Halt: Auch über das Pferd, oder über Pferde im Allgemeinen, wird geredet. Die sind im Übrigen auch ein Thema im Grußvideo des Regisseurs. Im Film wird nicht ganz klar, worin ihre Rolle besteht. Die Dialoge über sie, wie auch ein Großteil der sonstigen Unterhaltungen, sind allerdings auch äußerst schwer verständlich. Speziell die Hexen-Mutter (?) nuschelt derart konsequent in ihren nicht vorhandenen Bart, dass beim Publikum neben Verständnisproblemen bald auch echte Frustration, wenn nicht gar Wut aufkommen kann. Denn im Filmverlauf verstärkt sich so das Gefühl, manches einfach nicht mitzubekommen, was der gezeigten Handlung eventuell mehr Sinn verleihen würde.
Wobei es natürlich sehr gut möglich ist, dass ein solcher Sinn sich selbst mit Untertiteln nicht erschließen würde. Weil er womöglich tatsächlich nicht vorhanden ist. Denkbar, dass der Zweck des ganzen Unterfangens nur ist, uns zu hypnotisieren, um uns dann zu vorgerückter Stunde mit der einen großen Wendung in der Handlung auf dem falschen Fuß zu erwischen. Diese Wendung ist jedoch derart wenig überraschend, dass sie keinerlei Wirkung erzielen kann.
Selbst dann aber, wenn die Dialoge einmal klar verständlich sind, möchte man sie nicht unbedingt hören. Denn sie wirken gestelzt und theatralisch. Klar, es ist ja auch die Verfilmung eines Theaterstücks. Aber man hätte sie dem Medium angemessener adaptieren können. Hat man bei der Bildgestaltung ja schließlich auch getan. So jedoch strengen sie ab einem gewissen Punkt nur noch an. Und da sie eben das Herzstück des Films ausmachen, gilt das dann auch für ihn selbst: BREATHING IN entwickelt sich bei fortschreitender Laufzeit mehr und mehr zu einem zähen, fordernden, dabei kaum ausgleichende Befriedigung bietenden Düster-Kammerspiel. Obwohl atmosphärisch in Szene gesetzt und visuell über jeden Zweifel erhaben, geht einem dieses irgendwann nur noch auf die Nerven. Knappe 4 Punkte, der herausragenden Bildsprache wegen.
Wie schon in GAIA beweist Regisseur Jaco Bouwer vom Start weg sein Talent für die Gestaltung starker, bis ins Detail durchgeplanter Visuals, die den Betrachter vielleicht nicht unbedingt gefangen nehmen, wohl aber durchgängig beeindrucken können. Perfekt komponiert, stets die Wahl des richtigen Bildausschnitts und der spannendsten Kameraperspektive im Blick habend, mit natürlicher Beleuchtung durch Kerzenlicht für eine sehr intime, aber irgendwo auch verlorene Atmosphäre sorgend. Untermalt von einem feinfühlig verunsichernden Score, verleiht dies dem Geschehen eine intensiv düstere Ausstrahlung – die dafür sorgen könnte, dass man gebannt und fortschreitend besorgt ob der finsteren Dinge, die hier dräuen, auf die Leinwand blickt. Könnte. Wenn …
… tja, wenn das Geschehen einem denn wenigstens zwischendurch Anlass zur Hoffnung gäbe, dass hier auch einmal etwas Lohnendes passieren wird. Aber abgesehen davon, dass ein Pferd erschossen wird und sich eine Handvoll sehr kurzer surrealer Bildsequenzen zwischen die Handlung stiehlt, ist das leider nicht der Fall. Ansonsten wird vor allem geredet. Ununterbrochen. Mit immer wieder denselben Wörtern, die sich um dieselben Themen drehen. Vor allem um die eiligst geplante Abreise des Adjutanten, die jedoch auf sich warten lässt. Halt: Auch über das Pferd, oder über Pferde im Allgemeinen, wird geredet. Die sind im Übrigen auch ein Thema im Grußvideo des Regisseurs. Im Film wird nicht ganz klar, worin ihre Rolle besteht. Die Dialoge über sie, wie auch ein Großteil der sonstigen Unterhaltungen, sind allerdings auch äußerst schwer verständlich. Speziell die Hexen-Mutter (?) nuschelt derart konsequent in ihren nicht vorhandenen Bart, dass beim Publikum neben Verständnisproblemen bald auch echte Frustration, wenn nicht gar Wut aufkommen kann. Denn im Filmverlauf verstärkt sich so das Gefühl, manches einfach nicht mitzubekommen, was der gezeigten Handlung eventuell mehr Sinn verleihen würde.
Wobei es natürlich sehr gut möglich ist, dass ein solcher Sinn sich selbst mit Untertiteln nicht erschließen würde. Weil er womöglich tatsächlich nicht vorhanden ist. Denkbar, dass der Zweck des ganzen Unterfangens nur ist, uns zu hypnotisieren, um uns dann zu vorgerückter Stunde mit der einen großen Wendung in der Handlung auf dem falschen Fuß zu erwischen. Diese Wendung ist jedoch derart wenig überraschend, dass sie keinerlei Wirkung erzielen kann.
Selbst dann aber, wenn die Dialoge einmal klar verständlich sind, möchte man sie nicht unbedingt hören. Denn sie wirken gestelzt und theatralisch. Klar, es ist ja auch die Verfilmung eines Theaterstücks. Aber man hätte sie dem Medium angemessener adaptieren können. Hat man bei der Bildgestaltung ja schließlich auch getan. So jedoch strengen sie ab einem gewissen Punkt nur noch an. Und da sie eben das Herzstück des Films ausmachen, gilt das dann auch für ihn selbst: BREATHING IN entwickelt sich bei fortschreitender Laufzeit mehr und mehr zu einem zähen, fordernden, dabei kaum ausgleichende Befriedigung bietenden Düster-Kammerspiel. Obwohl atmosphärisch in Szene gesetzt und visuell über jeden Zweifel erhaben, geht einem dieses irgendwann nur noch auf die Nerven. Knappe 4 Punkte, der herausragenden Bildsprache wegen.
saß im Harmonie, Frankfurt
Leimbacher-Mario * 3.0
Atemübungen zwecklos
Eine alte Frau und ihre wunderschöne (meist gefesselte!) Tochter in einer dunklen Hütte zu Beginn des 20. Jahrhundert. Der alte Ehemann liegt auch noch todkrank im Bett in der Ecke und tut nicht viel zur Sache. Außen scheinen Krieg, Dunkelheit und Tod zu herrschen. Das Ende der Welt am Arsch der Welt? Südafrika? Ganz egal. Plötzlich schneit ein hochrangiger Soldat rein und Dinge nehmen ihren quasselig-metaphorischen Lauf…
Kerzenlicht & Konfusion
Für mich wohl der Tiefpunkt des diesjährigen Fantasy Filmfests. „Breathing In“, näher an einem Theaterstück als am Film. Aber auch auf der Bühne wäre das nahe der Qual. Die alte Hexe wird klasse gespielt, ein paar nette Bilder gibt’s, etwa wenn eine Reihe leuchtend roter Augen sich draußen vor der Hütte aufreiht. Und metaphorisch kann diese Vorhölle sicher auch etwas, geschweige denn man kennt sich mit südafrikanischer Kriegsgeschichte aus. Und dennoch, selbst wenn das alles zutreffen sollte und man ein Auge zudrückt, einen guten Tag hat: „Breathing In“ ist ein Schnarcher. Er ist redundant bis kurz vor die Lächerlichkeit, hält dann aber eher bei „Ärgerlichkeit“. Es wird gequatscht und weit ausgeholt, es wird angedeutet und genuschelt, es werden Schuhe im Akkord abgeklopft und schwarze Kontaktlinsen eingeworfen. Ein perfektes Beispiel, wie ein Kammerspiel eben nicht funktioniert, null fesselt und null Spannung(en) hat. Eine höchst frustrierende Angelegenheit. Und ein Drehbuch, das unumgänglichen Dingen bei einem Film, wie Tatendrang und Geschichte, faul den Mittelfinger zeigt. Und oft genug dem Zuschauer gleich mit. Da ist kein Leben in der Bude.
Fazit: Kriegskokolores und Kammerspielkümmerlichkeit. Atmosphärisch teils und eine gute alte Hexe. Aber insgesamt absolut ärgerlich.
Kerzenlicht & Konfusion
Für mich wohl der Tiefpunkt des diesjährigen Fantasy Filmfests. „Breathing In“, näher an einem Theaterstück als am Film. Aber auch auf der Bühne wäre das nahe der Qual. Die alte Hexe wird klasse gespielt, ein paar nette Bilder gibt’s, etwa wenn eine Reihe leuchtend roter Augen sich draußen vor der Hütte aufreiht. Und metaphorisch kann diese Vorhölle sicher auch etwas, geschweige denn man kennt sich mit südafrikanischer Kriegsgeschichte aus. Und dennoch, selbst wenn das alles zutreffen sollte und man ein Auge zudrückt, einen guten Tag hat: „Breathing In“ ist ein Schnarcher. Er ist redundant bis kurz vor die Lächerlichkeit, hält dann aber eher bei „Ärgerlichkeit“. Es wird gequatscht und weit ausgeholt, es wird angedeutet und genuschelt, es werden Schuhe im Akkord abgeklopft und schwarze Kontaktlinsen eingeworfen. Ein perfektes Beispiel, wie ein Kammerspiel eben nicht funktioniert, null fesselt und null Spannung(en) hat. Eine höchst frustrierende Angelegenheit. Und ein Drehbuch, das unumgänglichen Dingen bei einem Film, wie Tatendrang und Geschichte, faul den Mittelfinger zeigt. Und oft genug dem Zuschauer gleich mit. Da ist kein Leben in der Bude.
Fazit: Kriegskokolores und Kammerspielkümmerlichkeit. Atmosphärisch teils und eine gute alte Hexe. Aber insgesamt absolut ärgerlich.
verweste im Residenz, Köln
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Bewertungen
Breathing In
- Score [BETA]: 63
- f3a.net: 3.3/10 22
- IMDb: 5.7/10
- Rotten Tomatoes: 100%