Reviewer
Leimbacher-Mario * 5.5
Schafezählen schwer gemacht
Zwei Farmerfamilien und Bauernhöfe im ruralen und abgeschiedenen Irland bauen immer mehr Abneigung, Hass und tote Schafe gegeneinander auf - dabei sollten ihre familiären Verflechtungen eigentlich genau das Gegenteil bewirken…
Kerryunhold Extra
„Bring Them Down“ ist ein slowburniger irischer Thriller, der sich nie ganz traut in letzter Konsequenz auszuarten. Und das ist schade. Da wäre viel drin gewesen… Andererseits ist auch genau das wohl sein antiklimaktischer Punkt. Vergeben aber nicht vergessen. Verzeihen aber dafür bluten. Unterschwellig. Wer sieht Keoghan nicht gerne. Selbst wenn er irgendwie in diesen weirden, introvertierten jugendlichen Rollen festhängt. Sein Gegenpart ist hier aber auch klasse. Die irischen Weiten und trügerischen Sonnenaufgänge eh. Einige Wechsel des Blickfelds und der Erzählebenen halten bei Laune und das Interesse hoch. Und der Sound hat ein paar geniale, dumpfe Ausschläge. Allgemein brodelt's unter der Oberfläche gewaltig. An allen Ecken und Enden - des Ackers, der Weide, der Seele, des Herzens, der Familie. Aber wie gesagt, eine Eskalation und Zusammenführung der Dinge, Themen und Gewitterwolken gibt es nicht. Oder mir zumindest zu wenig. Trotzdem ein beachtliches Debüt. Das aber eben dann doch einige falsche Schritte geht. Oder sie sich gar nicht erst richtig traut. Ach und bevor ich's vergesse: Untertitel sollten Pflicht sein - das originale und hier viel gesprochene Irisch hat nichts mehr mit Englisch zu tun!
Farming Simulator 2025 - Deluxe Edition
Fazit: Visuell eher oft als selten eine echte Pracht und schauspielerisch zumindest intensiv und aufopferungsvoll … und dennoch klicken für mich in dieser Drama-zahmen Spirale aus Hass, Neid, Gewalt (vor allem an Tieren!) und Vergebung nie genug Teilchen ineinander um Spannung oder Schock oder Überraschung zu entfachen. Fast eine Art Anti-Thriller.
Kerryunhold Extra
„Bring Them Down“ ist ein slowburniger irischer Thriller, der sich nie ganz traut in letzter Konsequenz auszuarten. Und das ist schade. Da wäre viel drin gewesen… Andererseits ist auch genau das wohl sein antiklimaktischer Punkt. Vergeben aber nicht vergessen. Verzeihen aber dafür bluten. Unterschwellig. Wer sieht Keoghan nicht gerne. Selbst wenn er irgendwie in diesen weirden, introvertierten jugendlichen Rollen festhängt. Sein Gegenpart ist hier aber auch klasse. Die irischen Weiten und trügerischen Sonnenaufgänge eh. Einige Wechsel des Blickfelds und der Erzählebenen halten bei Laune und das Interesse hoch. Und der Sound hat ein paar geniale, dumpfe Ausschläge. Allgemein brodelt's unter der Oberfläche gewaltig. An allen Ecken und Enden - des Ackers, der Weide, der Seele, des Herzens, der Familie. Aber wie gesagt, eine Eskalation und Zusammenführung der Dinge, Themen und Gewitterwolken gibt es nicht. Oder mir zumindest zu wenig. Trotzdem ein beachtliches Debüt. Das aber eben dann doch einige falsche Schritte geht. Oder sie sich gar nicht erst richtig traut. Ach und bevor ich's vergesse: Untertitel sollten Pflicht sein - das originale und hier viel gesprochene Irisch hat nichts mehr mit Englisch zu tun!
Farming Simulator 2025 - Deluxe Edition
Fazit: Visuell eher oft als selten eine echte Pracht und schauspielerisch zumindest intensiv und aufopferungsvoll … und dennoch klicken für mich in dieser Drama-zahmen Spirale aus Hass, Neid, Gewalt (vor allem an Tieren!) und Vergebung nie genug Teilchen ineinander um Spannung oder Schock oder Überraschung zu entfachen. Fast eine Art Anti-Thriller.
Alexander * 6.5
A Series of Unfortunate Events
Zwei verfehdete Familien, ihres Zeichens wohl seit Anbeginn der Zeit Schafhirten, sind sich leider nicht so grün, wie die irischen Hügel, auf denen sie ihre Tiere grasen lassen. Ein Funken genügt, und schon ist die Vendetta erneut entzündet. Sowohl Spannung als auch Aggression bauen sich aber nur sehr langsam auf, der Film lässt sich viel Zeit mit der Charakterzeichnung seiner Protagonisten, und führt uns mit pittoresken Bildern von Landschaften und einsamen Farmen zunächst einmal weit hinter die Fichte.
Zu der sehr gut aufgebauten Atmosphäre tragen auch die zum Teil im original Irischen geführten Dialoge bei. Was die eigentlich recht einfache Geschichte für den Zuschauer interessant macht, ist die verschachtelte Erzählweise, mit Rückblicken und Perspektivwechseln. Die selbe Szene wird aus unterschiedlichen Winkeln gezeigt und nur sehr allmählich lässt sich alles Gezeigte im Kopf logisch zusammenbauen, dämmert es auch dem Zuschauer, auf was für ein Drama der Film hier zusteuern dürfte.
Manchmal fühlt man sich an Filme wie „Straw Dogs“ erinnert, zumindest besitzt „Bring Them Down“ mit seinen derben Charakteren, dem ländlichen Setting und der immer über allem schwebenden, subtilen Aggression, ganz klare Vibes davon. Vor allem auch, was die Metapher betrifft, dass nur ein kleiner Stein manchmal vermag, eine ganze Lawine ins Rollen und zu einem tragischen Finale zu bringen.
Doch Tragödie hin oder her, für mein Verständnis wurde die Geschichte nicht wirklich konsequent zu Ende erzählt, da wäre noch mehr drin gewesen, hätten bestimmt noch mehr Tränen rausgequetscht werden können, und einzelne lose Handlungsstränge mit etwas mehr Geschick zu einer noch intensiveren Erfahrung zusammengeführt werden können.
Und die einzigen, die hier wirklich reich an Zahl ins Gras beißen, sind die Schafe, und zwar durchaus im doppelten Sinne des Wortes. Zartbesaiteten Tierfreunden sei dieser Film deshalb auch ausdrücklich nicht empfohlen.
Zu der sehr gut aufgebauten Atmosphäre tragen auch die zum Teil im original Irischen geführten Dialoge bei. Was die eigentlich recht einfache Geschichte für den Zuschauer interessant macht, ist die verschachtelte Erzählweise, mit Rückblicken und Perspektivwechseln. Die selbe Szene wird aus unterschiedlichen Winkeln gezeigt und nur sehr allmählich lässt sich alles Gezeigte im Kopf logisch zusammenbauen, dämmert es auch dem Zuschauer, auf was für ein Drama der Film hier zusteuern dürfte.
Manchmal fühlt man sich an Filme wie „Straw Dogs“ erinnert, zumindest besitzt „Bring Them Down“ mit seinen derben Charakteren, dem ländlichen Setting und der immer über allem schwebenden, subtilen Aggression, ganz klare Vibes davon. Vor allem auch, was die Metapher betrifft, dass nur ein kleiner Stein manchmal vermag, eine ganze Lawine ins Rollen und zu einem tragischen Finale zu bringen.
Doch Tragödie hin oder her, für mein Verständnis wurde die Geschichte nicht wirklich konsequent zu Ende erzählt, da wäre noch mehr drin gewesen, hätten bestimmt noch mehr Tränen rausgequetscht werden können, und einzelne lose Handlungsstränge mit etwas mehr Geschick zu einer noch intensiveren Erfahrung zusammengeführt werden können.
Und die einzigen, die hier wirklich reich an Zahl ins Gras beißen, sind die Schafe, und zwar durchaus im doppelten Sinne des Wortes. Zartbesaiteten Tierfreunden sei dieser Film deshalb auch ausdrücklich nicht empfohlen.
Herr_Kees * 5.5
Das Schreien der Lämmer
Das Verhältnis der benachbarten Höfe von Michael und Gary ist kompliziert: Michael (Christopher Abbott) hat bei einem früheren Unfall den Tod der eigenen Mutter verschuldet, die ihn und seinen Stinkstiefel von Vater (Colm Meaney) verlassen wollte. Gary (Paul Ready) hat Michaels Ex geheiratet, muss aber nun durch Michaels Grundstück fahren, weil er kein Geld hat, um seine Brücke zu reparieren. Garys Sohn Jack (Barry Keoghan) ist wütend auf Michaels Familie und hat einige kriminelle Energie. Am Ende des Films gibt es eine Entschuldigung, Tote und Schwerverletzte. Der Weg dorthin ist für den Zuschauer ähnlich lang und beschwerlich wie für die Protagonisten.
BRING THEM DOWN ist keine leichte Kost. Das liegt jedoch nur zum Teil an seinen Inhalten – hiermit sei eine massive Triggerwarnung für Tierfreunde ausgesprochen! Es liegt vor allem an der Inszenierung. Regiedebutant Chris Andrews hat sich dazu entschieden, die wichtigsten Szenen des Films nach exakt der Hälfte nochmals aus anderer Perspektive zu erzählen, beziehungsweise ein paar Storylücken nachträglich aufzufüllen. Das klingt clever, ist aber wenig elegant gelöst. Manche Szenen sind schlichtweg redundant, andere verlaufen so naheliegend, dass man sie nicht auch noch ausbuchstabiert gebraucht hätte. Das macht den Film gerade im letzten Akt nochmal unnötig schwerfällig und auch der „Showdown“ fällt äußerst antiklimaktisch aus.
So bleiben vom Film vor allem die Grausamkeiten gegenüber den Tieren in Erinnerung, die verbohrten und ignoranten Menschen sind einem recht egal.
BRING THEM DOWN ist keine leichte Kost. Das liegt jedoch nur zum Teil an seinen Inhalten – hiermit sei eine massive Triggerwarnung für Tierfreunde ausgesprochen! Es liegt vor allem an der Inszenierung. Regiedebutant Chris Andrews hat sich dazu entschieden, die wichtigsten Szenen des Films nach exakt der Hälfte nochmals aus anderer Perspektive zu erzählen, beziehungsweise ein paar Storylücken nachträglich aufzufüllen. Das klingt clever, ist aber wenig elegant gelöst. Manche Szenen sind schlichtweg redundant, andere verlaufen so naheliegend, dass man sie nicht auch noch ausbuchstabiert gebraucht hätte. Das macht den Film gerade im letzten Akt nochmal unnötig schwerfällig und auch der „Showdown“ fällt äußerst antiklimaktisch aus.
So bleiben vom Film vor allem die Grausamkeiten gegenüber den Tieren in Erinnerung, die verbohrten und ignoranten Menschen sind einem recht egal.
goutierte im EM, Stuttgart
D.S. * 7.0
Bringt dich runter
Das Spielfilmdebüt des irischen Regisseurs Chris Andrews gibt sich teils deutlich mehr als Lehrstück denn als „Unterhaltungs“-Kino: Er will recht offensichtlich eine Botschaft vermitteln – und nutzt dafür eine Erzählweise, die ziemlich ungewöhnlich ist, ebenjene Botschaft allerdings optimal unterstützt.
Es geht ihm dabei um eins der wohl größten Probleme der Gegenwart: Nahezu jede*r meint, dass die eigene Sicht auf die Welt die richtige ist; dass man, kurz gesagt, mit seinen Ansichten im Recht ist. Und vernachlässigt dabei die Tatsache, dass andere Menschen eine gegebenenfalls deutlich andere Realität erleben. Die auf anderen Erfahrungen basiert.
Dass dies das zentrale Thema des Films ist, ist dabei allerdings nicht von Anfang an klar. Vielmehr werden wir als Publikum in eine Handlung hineingestoßen, die uns nach dem dramatischen Intro eine scheinbar klare Lage präsentiert: Der in karger irischer Landschaft lebende Schaffarmer Michael (Christopher Abbott, POSSESSOR) und sein Vater (Colm Meaney, für mich auf immer nur STAR TREK-Chief Miles O‘Brien) werden von ihrem Nachbarn Gary (Paul Ready, THE TERROR) und dessen Sohn (Shooting-Star Barry Keoghan, SALTBURN) gemobbt, bedrängt, bedroht. Und setzen sich irgendwann zur Wehr – mit verheerenden Konsequenzen.
Dann aber wechselt die Erzählung komplett die Perspektive. Und wir erleben das bisherige Geschehen und seine Hintergründe aus der Sicht der Gegenpartei. Wobei sich ein ums andere Mal erweist, dass nicht alles so sein muss, wie es auf den ersten Blick scheint.
Dabei erreicht die Story durchaus tragische Tiefen. Aufgrund ihrer Inszenierung als finsterer, gewalthaltiger Thriller rund ums Thema Rache und Vergeltung ist BRING THEM DOWN aber allemal ein FFF-geeigneter Beitrag. Und aufgrund der spannungsreichen Narration sowie, vor allem, der großartigen darstellerischen Leistungen tatsächlich sogar einer der besten bei den diesjährigen Nights. Unbedingt sehenswert, knappe 7 Punkte.
Es geht ihm dabei um eins der wohl größten Probleme der Gegenwart: Nahezu jede*r meint, dass die eigene Sicht auf die Welt die richtige ist; dass man, kurz gesagt, mit seinen Ansichten im Recht ist. Und vernachlässigt dabei die Tatsache, dass andere Menschen eine gegebenenfalls deutlich andere Realität erleben. Die auf anderen Erfahrungen basiert.
Dass dies das zentrale Thema des Films ist, ist dabei allerdings nicht von Anfang an klar. Vielmehr werden wir als Publikum in eine Handlung hineingestoßen, die uns nach dem dramatischen Intro eine scheinbar klare Lage präsentiert: Der in karger irischer Landschaft lebende Schaffarmer Michael (Christopher Abbott, POSSESSOR) und sein Vater (Colm Meaney, für mich auf immer nur STAR TREK-Chief Miles O‘Brien) werden von ihrem Nachbarn Gary (Paul Ready, THE TERROR) und dessen Sohn (Shooting-Star Barry Keoghan, SALTBURN) gemobbt, bedrängt, bedroht. Und setzen sich irgendwann zur Wehr – mit verheerenden Konsequenzen.
Dann aber wechselt die Erzählung komplett die Perspektive. Und wir erleben das bisherige Geschehen und seine Hintergründe aus der Sicht der Gegenpartei. Wobei sich ein ums andere Mal erweist, dass nicht alles so sein muss, wie es auf den ersten Blick scheint.
Dabei erreicht die Story durchaus tragische Tiefen. Aufgrund ihrer Inszenierung als finsterer, gewalthaltiger Thriller rund ums Thema Rache und Vergeltung ist BRING THEM DOWN aber allemal ein FFF-geeigneter Beitrag. Und aufgrund der spannungsreichen Narration sowie, vor allem, der großartigen darstellerischen Leistungen tatsächlich sogar einer der besten bei den diesjährigen Nights. Unbedingt sehenswert, knappe 7 Punkte.
saß im Harmonie, Frankfurt
16 Bewertungen auf f3a.net
Zurück
Bewertungen
Bring Them Down
- Score [BETA]: 71
- f3a.net: 6.4/10 16
- IMDb: 6.5/10
- Rotten Tomatoes: 90%
- Metacritic: 63/100