s Broadcast Signal Intrusion (2021) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Broadcast Signal Intrusion

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Reviewer

Herr_Kees * 5.0

Weißes Rauschen

Eine Hommage an die großen Verschwörungsthriller der 70er sollte der Film werden, Pakulas große Trilogie (KLUTE, ALL THE PRESIDENT'S MEN, THE PARALLAX VIEW) klingt unverkennbar mit melancholisch-bedrohlichen Bläsern auf der Tonspur an und dass einer der Protagonisten Lithgow heißt, ist sicher kein Zufall, sondern eher Reminiszenz an de Palmas BLOW OUT.

Doch bei all diesen Werken ging es um etwas, standen Staatsgeheimnisse und Menschenleben auf dem Spiel. Worum es in BROADCAST SIGNAL INTRUSION geht, ist lange überhaupt nicht klar. Die Hauptfigur versucht eine Verbindung herzustellen zwischen TV-Störungen, die aussehen wie Outtakes aus Jigsaws Videowerkstatt, und dem Verschwinden dreier Frauen, eine davon die seine. Doch die Trauer und damit eine entsprechende emotionale Dringlichkeit schafft der Film nie zu vermitteln, wodurch ihm jeglicher Drive fehlt. Das macht die „Spurensuche“, die vor allem aus nächtlichen Autofahrten, endlosen Gesprächen und dem Hin- und Herspulen von Videotapes besteht, allenfalls für Betamaxnostalgiker interessant.

Die finale Auflösung kommt dann so plötzlich, dass man mutmaßt, entweder eingeschlafen zu sein und einen Teil verpasst zu haben – oder eine „Broadcast Signal Intrusion“ im Film selbst zu sehen. Mysteriös. Ein Film, der sowohl hinter seinen Ambitionen als auch hinter seinen Möglichkeiten bleibt.

goutierte im Gloria, Stuttgart

D.S. * 7.0

Down the Rabbit Hole

Vor drei Jahren ist seine Frau Hannah spurlos verschwunden – und damit kommt der einzelgängerische Videoarchivar James (glaubwürdig: Harry Shum Jr. aus CRAZY RICH ASIANS) immer noch nicht im Geringsten klar. Als er beim Digitalisieren eines 12 Jahre alten Videobandes für seinen Arbeitgeber auf eine kryptische „Broadcast Signal Intrusion“ stößt – eine TV-Frequenz wurde von Unbekannten gekapert und eine Sendung ein paar Sekunden lang durch obskure Aufnahmen maskierter Menschen (?) unterbrochen –, weckt das sein Interesse. Er beginnt zu recherchieren und stößt dabei auf immer neue Ungereimtheiten und Mysterien. Bald gelangt er zu der Überzeugung, dass es einen Zusammenhang zwischen dem „Intrusion“-Phänomen und dem Verschwinden seiner Frau gibt. Schritt für Schritt begibt er sich immer tiefer in einen Strudel verstörender Informationen, Theorien und Vermutungen, bis er in ihm verlorenzugehen droht …

In seiner Videobotschaft an die Zuschauer betont Regisseur Jacob Gentry, dass sein Film sehr von amerikanischen Verschwörungsthrillern aus den 70ern beeinflusst sei. Diese sind nicht mein Metier, darum kann ich dazu nichts sagen – es gelingt ihm jedoch fraglos äußerst eindringlich, ein Gefühl von Paranoia zu manifestieren, und man fühlt förmlich mit, wie die Hauptfigur langsam ihren Zugriff auf die Realität verliert.

Stilistisch und atmosphärisch erinnert mich BROADCAST SIGNAL INTRUSION durchaus ein wenig an den ersten FFF-Film, an dem Gentry beteiligt war, THE SIGNAL von 2007, vor allem aber an BANSHEE CHAPTER und das Flair der V/H/S-Reihe. Sprich, das Ambiente ist sehr Indie und die Narration nicht unbedingt bemüht, dem Zuschauer alle Antworten an die Hand zu geben. Vieles bleibt hier im sehr Unklaren; das gilt auch für das Ende des Films, das ich persönlich etwas unbefriedigend, jedoch zumindest sehr stimmig fand.

Aufgrund seiner mit vielen Fragezeichen behafteten Handlung und mangelnden offensichtlichen Höhepunkten kann ich mir gut vorstellen, dass der Film einem großen Teil des Publikums nicht unbedingt sonderlich zusagt. Für mich war er ein erstes kleines Highlight, denn ich liebe eine so konsequent sich steigernde Paranoia-Kurve einfach. Knappe 7 von 10 Punkten.

war im Harmonie, Frankfurt

splattercheffe * 8.0

Das braucht die Welt: noch'n Paranoia-Thriller

Nein, BROADCAST SIGNAL INTRUSION ist kein Giallo. Das haben wir geklärt. Gibt's einen davon inspirierten Soundtrack? Da wird's interessant: der Score klingt eher nach Bernard Hermann, aber grade in den Spannungs- oder Action-getriebenen Szenen erklingt doch manches, das an Goblin, die Hausband von Argento, erinnert.

Und das passt dann wieder zur Grußbotschaft des Regisseurs. Einerseits eine Hommage an klassische 70er-Jahre-Thriller, überlappend in die 80er (Video-Technik), man fragt sich, wo will er hin? Erinnern wir uns: jeder 70er-Thriller, den ich kenne, löst die Verschwörung am Schluss auf, ob Happy End oder nicht.

Zur Mitte von BSI hingegen beschleicht mich der Verdacht, ich werde an diesem Abend nicht mehr aus der Paranoia entlassen. Fast unmöglich, jetzt nichts zu spoilern, aber ob wir die Bewertung schlussendlich nach unten oder oben schrauben, hängt maßgeblich von der Frage ab, wie wir der (versuchten) Manipulation des Filmemachers gegenüberstehen.

Von mir gibt's 8/10. Zieht Eure Schlüsse.

war im Rio Filmpalast, München

Leimbacher-Mario * 6.0

Störkanalarbeiten

„Broadcast Signal Intrusion“ spielt Ende der 90er und lässt einen trauernden Witwer in einen (auf wahren Begebenheiten beruhenden) Kaninchenbau steigen - aus gruseligen TV-Kaperungen, Trauerbewältigung und einem (auch heute erstaunlich passenden) Zeitgeist aus Verschwörung wie Zerstörung…

Die Mysterien der gekaperten TV-Signale aus den 80ern und 90ern sind schon faszinierend und mir fast zu creepy und weird, um da genauer nachzuforschen. Da reicht mir oberflächliches Halbwissen und eben solche Thriller wie dieser hier. Ausgerüstet mit einem improvisiert-schönen Jazz- und Industrial-Score, einem sympathischen Hauptdarsteller und vielen offenen Fragen, Wegen und Gedächtnislücken, erinnert das gleichermaßen an „The Ring“, „Berberian Sound Studio“ (ohne ein Giallo zu sein!) sowie 70er-Jahre Paranoiakino a la „Blow Up“ oder „The Conversation“. Wäre das Ende nicht derart vage, könnte mich die Sogwirkung vollkommen in seinen Bann ziehen. So reicht’s bei „Broadcast Signal Intrusion“ für ein interessiertes, faszinierteres, stylisches, final aber doch etwas frustriertes „Gut“.

Fazit: Ein Loch ohne Boden, Fernsehen mit Verstörung, Trauerbewältigung gone wrong. „Broadcast Signal Intrusion“ ist ein teilweise klasse Paranoiathriller mit Sogwirkung. Leider verläuft diese durch das sehr halbgare Ende etwas im feinen Jazzsand.

saß im Residenz, Köln

22 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Broadcast Signal Intrusion
  • Score [BETA]: 65
  • f3a.net: 5.5/10 22
  • IMDb: 6.2/10
  • Rotten Tomatoes: 78%
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-25 16:55

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