s Burning (2018) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Burning

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Reviewer

Umelbumel * 8.5

Was war denn das? Dass Burning mit vielen Vorschusslorbeeren ins Rennen geht, war mir bewusst. Und dennoch hat mich der Film wirklich geplättet. Er erzählt seine Geschichte so wunderbar unaufgeregt und doch faszinierend, dass ich mich total in der Handlung verlieren konnte. In herausragenden Bildern werden die Ereignisse geschildert, die so unterschiedlich gedeutet werden können, dass ich auch einen Tag später an das neuste Werk von Lee Chang-Dong denke und im Kopf ein wenig zu puzzeln versuche. Wahrscheinlich ein Film, der nicht nur Freunde haben wird, doch ich konnte diesen Film über seine knapp zweieinhalb Stunden einfach nur genießen. Ein kleiner Film, aber mit einer ungeheuren Kraft!

staunte im Savoy, Hamburg

Leimbacher-Mario * 8.5

Korean Psycho

Manchmal wünschte ich mir, ich würde mir mehr Zeit nach Filmen nehmen und sie erstmal wirken lassen, bevor ich meine Kritik schreiben. Besonders bei Brettern wie „Burning“, die Nachwirken wie ein eingeklemmter Ischias. „Burning“ ist ein koreanischer Genremix, der einen eiskalt erwischen sollte. Daher hier auch nur ein Storyanriss: Ein junger Mann trifft eine alte Freundin aus Kindheitstagen wieder und als diese ihm einen seltsamen, reichen Freund vorstellt, läuft die Sache aus dem Ruder... Nächsten Monat könnte „Burning“ ein heißer Kandidat auf den Auslandsoscar sein und er landete auf etlichen Bestenlisten für 2018 von Filmfans und Fachleuten. Nach Betrachten dieses wuchernden Geschwürs weiß man auch warum. Vielleicht nicht sofort, aber es dämmert von Minute zu Minute mehr. Definitiv ein Film, ein Gefühl, ein Gedanke, der mich noch einige Tage begleiten wird...

„Burning“ fordert Geduld, man merkt, dass er die Zeit extrem dehnt und ob man aus einer Kurzgeschichte einen fast 150-minütigen Trip machen musste, sei mal dahingestellt. Doch seine einlullende Langsamkeit kommt ihm im Endeffekt zu Gute. Steven Yeun mal außerhalb von Zombies und Baseballschlägern zu sehen tut gut und er spielt ***SPOILER***den „Bösewicht“ der Geschichte wirklich eindringlich, ambivalent und passend. Allgemein ist die Besetzung klasse, die Bildsprache hypnotisch und der Soundtrack vollendet veredelt. Doch was am ehesten bleibt, sind die unsicheren Vibes, das Gefühl der Gefahr, der Angst und der Ratlosigkeit. Bei den Figuren wie bei uns Zuschauern. Alles lauert hier unterhalb der Oberfläche. Und was man nicht sieht, vielleicht sogar nicht versteht, macht noch mehr Angst... Über Klassenunterschiede und Machtlosigkeit, über Geilheit und Hunger, über Verdruss und Kälte, über Ungewissheit und Verlust. „Burning“ brennt noch lange nach und beschäftigt einen enorm. Selbst wenn man das gar nicht will. Komplexer und unterschwellig gemeiner geht’s kaum. Wie ein unaufhaltsamer, schlürfender Mix aus „American Psycho“, „The Invitation“ und alles einnehmender Einsamkeit. Fantastisch und überraschend. Außerdem traut er uns Betrachtern einiges zu und erklärt sehr wenig, was auf den ersten Blick frustrieren kann, doch im Endeffekt endlos belohnt und anstachelt. Fordernd und fördernd. Außergewöhnlich, vor allem heutzutage, wo vieles vorgekaut wird.

Fazit: Was für ein schleichender, kriechender, mäandernder und sich langsam zuziehender Würgegriff... Geduld und Sitzfleisch lohnen sich hier enorm. Zumindest für mich. Mysteriös, vielschichtig, brodelnd. Unter der ruhigen Oberfläche befindet sich kochendes Öl, das lange nachwirkt... Ein moderner, unwirklicher Alptraum in Zeitlupe. Für eine Generation der Langeweile und Empathielosigkeit.

war im Residenz, Köln

Herr_Kees * 5.5

Very very slow burning

Der jähzornige Vater im Gefängnis, sein Safe voller Jagdmesser, ein alter Bauernhof an der nordkoreanischen Grenze, der permanent von Propagandalautsprechern beschallt wird, eine merkwürdige Freundin mit unsichtbarer Katze und ihr undurchschaubarer neuer Bekannter, der Brandstiftung zu seinen Hobbys zählt: Jong Sus Leben ist seltsam, aber unspektakulär – und so ist auch der Film.

Die zweieinhalb Stunden von BURNING fühlen sich deutlich länger an und man braucht schon viel Geduld, um diese Zeit zu goutieren, denn Handlung und Schauwerte sind tatsächlich minimal und erst in seinen letzten Minuten entwickelt der Film so etwas wie Dynamik. Dann jedoch setzt er ein großes Rätselraten in Gang.

Ob die ausgedehnte Verfilmung einer 20-seitigen Murakami-Kurzgeschichte nun ein Loserdrama, ein Psychothriller oder womöglich eine metaphorische (...) homosexuelle Liebesgeschichte darstellt, ist der Interpretation jedes Einzelnen überlassen. Vielleicht ist auch nichts davon wirklich passiert – und nur das Ergebnis eines "creative writing" Prozesses?

war im Metropol, Stuttgart

Alexander * 6.5

Der Twist der keiner ist

Der Film hätte von mir fast eine sehr hohe Punktzahl für seine auf den ersten Blick absolut verblüffende und vollkommen unvorhersehbare Metaebene und einen der ungewöhnlichsten „Twists“ der jüngeren, koreanischen Filmgeschichte einfahren können… wenn, ja wenn sich die erste Filmhälfte nicht hinziehen würde, wie ein mit der Dampfwalze ausgewalzter Langzeitdauerkaugummi und dabei fast im Minutentakt immer fader und blasser wird, bis die Aufmerksamkeitspanne des Zuschauers, und sein Glaube an Regisseur und Geschichte, an die Grenzen des Zumutbaren ausgetestet werden.

Puuh. Ich bin ja ein großer Fan koreanischer Dramen und ziehe einen langsamen, ruhigen Film wie „Burning“ allemal den hektischen Blockbustern und generischen Actionkrachern Hollywoods vor, trotzdem konnte mich „Burning“ nur sehr allmählich und nur bedingt packen. Ich bin auch überrascht über die im Höchstmaß kreativen Deutungen und die fantasievollen Interpretationen hier in der f3a-Gemeinde. Wow! Da wurden Hirnwindungen ausgetestet, da muss man wirklich erst mal drauf kommen. Denn die Story würde theoretisch auf einen Bierdeckel passen und ließe sich ohne weiteres in 20 Filmminuten unterbringen.

Für sich betrachtet erscheint „Burning“ wie ein simples, kleines Sozialdrama. Die Geschichte einiger jungen Menschen, von Langeweile, Neid, Hass, Eifersucht, unerwiderter Liebe getrieben. Alles ganz normal. Eigentlich.

Aber bei aller Liebe zur Bild- und Erzählkunst reiht „Burning“ in seiner ersten Hälfte doch überwiegend banale Szenen und nur bedingt interessante Konversationen in linearer Folge aneinander, bis es sehr spät in der Geschichte zu einem vollkommen unerwarteten Twist (?) kommt, der alles bis dahin gesehene in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Ich denke dieser Film ist geradezu prädestiniert für eine Zweitsichtung, obwohl ich noch immer nicht sicher bin, ob hier von einigen nicht mehr in die Geschichte hineininterpretiert wird, als tatsächlich da ist… und der Twist gar keiner ist – sondern nichts weiter als die Abbildung dessen, was eben passiert. Doch dazu mehr im Forum, wir wollen ja nicht spoilern…

26 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Burning
  • Score [BETA]: 84
  • f3a.net: 7.4/10 26
  • IMDb: 7.7/10
  • Rotten Tomatoes: 95%
  • Metacritic: 90/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-28 19:27

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