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Review BuyBust

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Drogenkrieg gefährdet Ihre Gesundheit
von D.S.

Militärisch ausgebildete Elite-Cops einer Anti-Drogen-Sondereinheit als Helden im bewaffneten Straßenkampf gegen so ehr- wie skrupellose Junkie-Gangster und Kartell-Schergen, einen Judas in den eigenen Reihen und irgendwann die halbe Bevölkerung eines Slums in Manila: Hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Und das – nach einer ausführlichen Eröffnung inklusive hundertfach gesehener Bootcamp-Montage – ganz ohne Atempause: Wenn die Klopperei, Stecherei, Schießerei in den engen Gassen der Ghetto-Siedlung schließlich losbricht, hört sie für die nächsten 90 Minuten auch nicht mehr auf.

Dabei wird die zum Einsatz kommende Gewalt von allen Parteien zwar sowohl erfrischend gnadenlos als auch durchaus einfalls- und abwechslungsreich gestaltet, dennoch setzen irgendwann gewisse Ermüdungserscheinungen ein. Das liegt zum einen daran, dass die Action meist ziemlich unübersichtlich inszeniert und wenig spektakulär choreographiert ist – und zum anderen ganz banal daran, dass ein reiner Gewaltexzess ohne ernsthafte Ansätze von weitergehender Handlung auf Dauer eben einfach nicht genug ist, um den Betrachter zu fesseln. Unser Einsatzkommando ist im Slum eingesperrt, wird von allen gejagt und muss gegen alle kämpfen: Das war’s, das will nicht zum Ende kommen, das langweilt nach einer bestimmten Zeit ein wenig.

Klar, viel mehr als Nonstop-Action hatte etwa auch ein THE RAID nicht zu bieten, dieser wirkte aber wesentlich kompakter, war besser gefilmt und in seinen Fights auch deutlich aufregender gehalten – inklusive zahlreicher Martial-Arts-Sperenzchen, die bei BUYBUST fast komplett fehlen. Die mäßige Klasse der Action-Inszenierung zeigt sich idealtypisch an einer Szene, die den berühmten „Hammer-Lauf“ aus OLDBOY nachstellt, aber nicht mal entfernt so eindrucksvoll wirkt. Eine andere Sequenz zitiert HARDCORE HENRY, mit subjektiver Kamera einmal quer durch den Saal metzelnd: nett, aber nach dem Original und THE VILLAINNESS nun eben auch nichts ganz so Besonderes mehr.

Das soll nun allerdings nicht heißen, dass BUYBUST ganz ohne Meriten wäre. Phasenweise lässt einem seine Exzessivität schon die Spucke wegbleiben, denn hier werden buchstäblich keine Gefangenen gemacht, so etwas wie Mitleid oder Gnade ist auf keiner Seite jemals vorhanden. Zudem kann der Film atmosphärisch überzeugen, wirkt mit seinem nächtlichen abgeschlossenen Ghetto-Setting beklemmend und schmutzig, rauh und bedrohlich.

Außerdem erweist er sich in seiner Aussage letztendlich doch als ein bisschen tiefgründiger, als es zunächst den Anschein hat. Über eine lange Zeit hinweg könnte man BUYBUST nämlich glatt als lupenreine Duterte-Propaganda deuten: Unsere Cops, unsere Helden, sind tatsächlich genauso gnadenlos unterwegs wie die nominellen Gangster; sie nehmen Todesfälle nicht etwa nur in Kauf, sie legen es bewusst auf sie an. Das spiegelt natürlich die Realität des philippinischen „Kriegs gegen Drogen“, in dem zur Ermordung von Dealern aufgerufen wird – und legitimiert sie, wie es scheint: Denn im Gegensatz zu den gesichts- und charakterlosen Kriminellen haben die Mitglieder der Polizeieinheit hier Namen, Dialoge und in manchen Fällen sogar eine Backstory, sie werden also eindeutig als die „Guten“ skizziert, die als einzige eine Rolle spielen – das Menschenverachtende ihres Tuns wird aber kein einziges Mal thematisiert oder gar kritisiert, wodurch es als ganz normal, als mindestens unvermeidbar, wenn nicht gar „richtig“ erscheint.

Im Finale kippt dies aber; BUYBUST bezieht erstaunlich eindeutig Position und erweist sich in gewissem Maße als gesellschafts- und regierungskritischer Kommentar. Das wertet ihn auf; Actionfans werden aber auch unabhängig davon ihren Spaß mit dem Film haben. Er hätte nur noch deutlich besser sein können – mit einer interessanteren, umfassenderen Handlung, mit besser inszenierten Fights, mit einer um mindestens 20 Minuten kürzeren Laufzeit. So bekommt er von mir nur knappe 6,5 Punkte. Lohnt insgesamt aber allemal – ich sage nur „Gartenschere“.

war im Harmonie, Frankfurt

36 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

BuyBust
  • Score [BETA]: 68
  • f3a.net: 6.2/10 36
  • IMDb: 7/10
  • Rotten Tomatoes: 73%
  • Metacritic: 68/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-19 23:05

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