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Review Byzantium

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Hohe Erzählkunst
von D.S.

Lange her, dass mich ein Vampirfilm begeistern konnte; noch länger her, dass das Neil Jordan gelang. Diesen ungünstigen Voraussetzungen zum Trotz erwies sich BYZANTIUM für mich als eins der Highlights beim FFF 2013 - da er eine klassisch dramatische, epische Geschichte voller Tragik und Melancholie auf fesselnde Weise erzählt, atmosphärisch dicht inszeniert und in wunderschönen, düster-romantischen Bildern schwelgend.

Manchem mag das "Gothic-Flair" dabei nicht ausgeprägt genug sein, wie Jordan sich ohnehin um vertraute Konventionen nur wenig schert: Sonnenlicht bekümmert Vampire hier etwa nicht sonderlich, auch mangelt es ihnen an den spitzen Beißern - an deren statt tritt ein scharf gefeilter langer Fingernagel, mit dem sich Halsschlagadern allerdings auch ganz hervorragend öffnen lassen.

Storyseitig befinden wir uns dagegen auf eher vertrautem Terrain: Ein alter Vampirclan jagt seit Jahrhunderten verfemte Renegaten, in diesem Fall Mutter und Tochter, die sich in der Jetztzeit in einem britischen Seebad vor ihren Verfolgern zu verstecken versuchen. Was ihnen natürlich auf lange Sicht nicht gelingt...

Spannender sind da schon die Hintergründe geraten: Wie und warum die Damen zu Vampiren wurden, weshalb der rein männliche Clan sie zu töten trachtet, wie sie mit der Situation und auch den Bedürfnissen, Nöten des Alltags umgehen - das ist mit viel Phantasie und Liebe zum Detail als groß angelegte, in sich stimmige Geschichte geschrieben, von exzellenten Darstellern (bzw. vor allem Darstellerinnen) gespielt und atmet auch auf der filmtechnischen Ebene in jeder Sekunde Klasse.

Relativ verschachtelt, mit mehreren Zeitsprüngen, bestimmte Handlungsaspekte erst nach und nach enthüllend intelligent erzählt, erfordert BYZANTIUM ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit des Betrachters; vor allem jedoch die Bereitschaft, sich fallen zu lassen, die reiche Atmosphäre und die emotional manchmal durchaus nahegehende Geschichte zu genießen, ohne auf Action-Höhepunkte zu warten.

Vereinzelte kitschig angehauchte Momente muss und kann man dem Film dann auch ohne Weiteres verzeihen: Zum Ausgleich bekommt man hier schließlich einen der größten, tragischsten, schönsten und bewegendsten Vampirfilme seit langer Zeit geboten, dem es höchstens an etwas mehr Originalität in seinem Handlungsfundament mangelt. 7,5 Punkte von mir.

war im Metropolis 8, Frankfurt

57 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Byzantium
  • Score [BETA]: 65
  • f3a.net: 6.7/10 57
  • IMDb: 6.6/10
  • Rotten Tomatoes: 60%
  • Metacritic: 66/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-29 03:28

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