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Review Cabin Fever

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Nicht noch ein Teenie-Film...bitte!
von D.S.

Das also war "einer der besten Horrorfilme seit vielen Jahren"? Der großartige Gore-Knaller? Ein Must-See-Film? Aha. Tja. Da muß dann wohl jemand die Filmrollen vertauscht haben...

CABIN FEVER ist ein nichtiges Nichts, das den größten Teil seiner Laufzeit über langweilt und ärgert. Das fängt damit an, daß Storyidee und -verlauf so bekannt und verbraucht sind, daß man zunächst erst mal eine ganze Weile noch auf den großen Twist wartet, der das alles als Prelude zum richtigen Film oder als gekonnte Selbstverarschung entlarven würde. Allein - das Geschehen bleibt genau so vorhersehbar und ernst gemeint, daß man es nicht glauben möchte. Hinzu kommt, daß sämtliche Figuren dermaßene Arschlöcher sind, daß es einem völlig egal ist, was mit ihnen passiert. Ja, man sehnt sich sogar ihr baldiges - möglichst qualvolles - Ableben herbei, weil sie einem unendlich auf die Nerven gehen. Weiterhin versucht der Film immer wieder, cool und witzig zu sein - indem er Jokes einbaut, die an Plattheit kaum zu überbieten sind und höchstens pubertierende Genreanfänger amüsieren dürften. Und schließlich klaut CABIN FEVER, wo er nur kann. Unter anderem eins seiner musikalischen Hauptthemen - das ist nämlich eigentlich die Titelmusik von LAST HOUSE ON THE LEFT! Ich verstehe weder den Sinn davon, die aus einem völlig anders gelagerten Film bekannte Musik für ein vorgeblich eigenständiges Machwerk zu recyclen, noch David Hess’ Motivation, seinen Klassiker "Wait for the Rain" für diesen Film neu einzuspielen (und genauso wenig verstehe ich die Beteiligung Angelo Badalamentis, seines Zeichens Haus- und Hof-Komponist von David Lynch, am Soundtrack). Wie auch immer: ich wünschte mir mehr als ein mal, statt dieses furchtbaren Teeniestreifens den guten, harten Wes Craven-Klassiker auf der Leinwand sehen zu dürfen...

Das einzige, was man CABIN FEVER zugute halten kann, sind ein paar nette Make up-Effekte und Masken - auf die man aber lange warten muß, nämlich bis zur zweiten Hälfte des Films. Da splattert es zwischendurch ganz ordentlich, und das fortschreitende Verfaulen der Virusopfer (bei lebendigem Leib, verwsteht sich) hat ab und zu doch einen gewissen Ekelfaktor. Positiv auch, daß nicht versucht wird, eine Erklärung für die Katastrophe zu geben - wobei natürlich auch das nichts neues ist. So arbeiteten ja etwa schon die Filme der Zombie-Trilogie, die ein offensichtliches Vorbild für CABIN FEVER waren. Ein paar weitere "Inspirationsquellen", blind aus der Masse herausgepickt: CRAZIES, DELIVERANCE, DREAMCATCHER, WENDIGO, irgendwo sogar RETURN OF THE LIVING DEAD... und und und.

Die Story bietet folgerichtig tatsächlich NICHTS neues - und ist zudem nicht eben fesselnd inszeniert: Fünf Teens wollen eine Woche in einer abgelegenen Waldhütte im amerikanischen Hinterland verbringen. Dort fangen sie sich einen seltsamen Virus ein, der die Haut des Infizierten Stück für Stück auflöst und ihn ganz langsam und schmerzvoll ableben läßt. Verzweifelt versuchen sie, Hilfe zu finden - und geraten dabei mit den örtlichen Hillbillies, mit sich selbst und mit der umliegenden Natur aneinander. Zwischendurch tun sie noch das, was Teenies in Teeniehorrorfilmen eben so tun: Bier trinken, Sex haben, sehr sehr tiefsinnige Gespräche führen, Scheiße bauen. Dabei produzieren sich alle fünf permanent als vollkommen egoistische, ja selbstsüchtige Dumpfbacken - und nicht nur sie, sondern auch JEDE andere Figur des Films verhält sich am laufenden Band maximalst unrealistisch. Mag sein, daß das Maß an Hilfsbereitschaft des durchschnittlichen Amerikaners in den letzten Jahren extrem zurückgegangen ist. Aber jemanden versehentlich anzuschießen und dann einfach liegenzulassen und zu VERGESSEN, daß man ihm ja einen Arzt holen wollte, stattdessen aber mit der Party zu beginnen... sorry, das kaufe ich dem Film ebensowenig ab wie Polizisten, die NICHTS anderes als Sex und Alkohol im Kopf haben, und einige weitere, ähnlich gelagerte Scherze.

A propos Scherze: erwähnte ich schon, daß die meisten Jokes, die im Film gemacht werden, präpubertär bis erbärmlich sind? Eine krasse Ausnahme, einen richtig guten, dabei politisch derb unkorrekten Witz (mit dem niemand rechnen konnte) gibt es ganz kurz vor Schluß des Films. Für einen Horrorfilm ist dieser Witz aber nun komplett unpassend, und er bringt - zusammen mit den letzten Einstellungen - CABIN FEVER plötzlich schon fast auf Komödienebene. Das irritiert, und - da es im Filmkontext keinerlei Veranlassung für diesen Witz gab - es ist nicht überzeugend. Das spielt zu diesem Zeitpunkt aber auch keine so große Rolle mehr, denn in seinem letzten Drittel zerfasert der Film ohnehin mehr und mehr. Es wirkt fast, als hätte man plötzlich festgestellt, nur noch einen kleinen Rest an Laufzeit übrig zu haben, aber doch noch so viel hatte erzählen wollen... weshalb der Film dann auf einmal regelrecht vollgestopft wird mit Figuren und Locations, die zuvor nicht auftauchten. Einzelschicksale können somit natürlich kaum noch beachtet werden, und was aus der zuvor so langsam aufgebauten Story und ihren Protagonisten wird, interessiert den Film nun fast nur noch am Rande.

Aber das paßt ins Bild einer unschlüssigen Inszenierung und einer unwichtigen Handlung. Für einen Film aber, der nur durch seine Effekte glänzen kann, hat CABIN FEVER deutlich zu wenige zu bieten. Ansonsten aber eben auch nichts, und so kommt das Ende des Films nichts weniger als erlösend.

Für mich eine der größten Enttäuschungen des FFF 2003; ein Film, über den ich mich richtiggehend geärgert habe. Aber natürlich lag das auch an meiner Erwartungshaltung, und objektiv betrachtet, kann man sich den Film schon mal ansehen, an ein paar Stellen funktioniert er sogar. Mehr als 5 Punkte gibt es dafür aber nicht.

saß im Cinemaxx, Berlin

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Cabin Fever
  • f3a.net: 6.1/10 44
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-29 10:43

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