Reviewer
Lovecraft * 4.0
Geschichte wiederholt sich
Schade, ich hatte im Vorfeld "The Canal" durchaus mit Erwartungen entgegengesehen, musste mich nach Sichtung des Filmes aber ehrlich und ernsthaft fragen, aus welchen unerfindlichen Gründen man 2014 noch einen derartigen Streifen dreht.
Wer seit knapp 40 Jahren keinen Kinosaal mehr aufgesucht hat, könnte unter Umständen von der Handlung tatsächlich überrascht werden. Protagonist David, eher eindimensional als "sanft" dargestellt, bezieht mit seiner schnuckeligen Ehefrau (Hanna "APP" Hoekstra) ein altes, heruntergekommenes Haus. Fünf Jahre später stolpert er, mittlerweile mit einem nervig-nuschelnden Sohn gesegnet und der ehelichen Treue der Gattin nicht mehr völlig sicher, im Rahmen seines Jobs als Archivar über einen Film aus dem Jahre 1902, laut dem damals ***SPOILER***in seinem Eigenheim ein Familienvater seine Familie abgeschlachtet hat. An dieser Stelle schrillen bei den einschlägig vorgebildeten Zuschauern sämtliche Alarmglocken – und das zu Recht! In der Folge bedient Regisseur Kavanagh nahezu jedes, schon hundertfach gesehene Klischee und langweilt irgendwann nur noch. Die nette Kollegin zweifelt, der ermittelnde Bulle schaut grimmig, das Kind reißt die Kulleraugen auf, die Geigen wimmern, nur Überraschungen, ob inhaltlich oder filmisch, gibt es keine. Nahezu sämtliche Jumpscares sind minutenlang im Voraus zu erahnen, und auch die inhaltliche Vertrautheit schützt vor groben Logikschnitzern nicht. Nicht einmal das Potential des Drehorts mit irischem Lokalkolorit macht sich der Film zu nutze.
Immerhin gibt es die meist abgeranzte öffentliche Toilette seit seeligen "Candyman"-Zeiten zu bestaunen, die auch David zur Belustigung des Publikums prompt und vor allem völlig unnötig in Anspruch nimmt. Leider ist aber auch "The Canal" ein ziemlicher Griff ins Klo und in der Konsequenz daher zu vernachlässigen.
Wer seit knapp 40 Jahren keinen Kinosaal mehr aufgesucht hat, könnte unter Umständen von der Handlung tatsächlich überrascht werden. Protagonist David, eher eindimensional als "sanft" dargestellt, bezieht mit seiner schnuckeligen Ehefrau (Hanna "APP" Hoekstra) ein altes, heruntergekommenes Haus. Fünf Jahre später stolpert er, mittlerweile mit einem nervig-nuschelnden Sohn gesegnet und der ehelichen Treue der Gattin nicht mehr völlig sicher, im Rahmen seines Jobs als Archivar über einen Film aus dem Jahre 1902, laut dem damals ***SPOILER***in seinem Eigenheim ein Familienvater seine Familie abgeschlachtet hat. An dieser Stelle schrillen bei den einschlägig vorgebildeten Zuschauern sämtliche Alarmglocken – und das zu Recht! In der Folge bedient Regisseur Kavanagh nahezu jedes, schon hundertfach gesehene Klischee und langweilt irgendwann nur noch. Die nette Kollegin zweifelt, der ermittelnde Bulle schaut grimmig, das Kind reißt die Kulleraugen auf, die Geigen wimmern, nur Überraschungen, ob inhaltlich oder filmisch, gibt es keine. Nahezu sämtliche Jumpscares sind minutenlang im Voraus zu erahnen, und auch die inhaltliche Vertrautheit schützt vor groben Logikschnitzern nicht. Nicht einmal das Potential des Drehorts mit irischem Lokalkolorit macht sich der Film zu nutze.
Immerhin gibt es die meist abgeranzte öffentliche Toilette seit seeligen "Candyman"-Zeiten zu bestaunen, die auch David zur Belustigung des Publikums prompt und vor allem völlig unnötig in Anspruch nimmt. Leider ist aber auch "The Canal" ein ziemlicher Griff ins Klo und in der Konsequenz daher zu vernachlässigen.
saß im Cinemaxx, Berlin
Janina Himmen * 5.0
Durchschnittsgrusler
THE CANAL ist ein durchschnittlicher Gruselfilm über einen Familienvater, der an eine unheimliche Gestalt gerät, die keinen positiven Einfluss auf sein Leben hat.
Es gibt zwar genügend Schockeffekte, aber die sind leider (bis auf eine kleine Ekelszene) ausschließlich Jump Scares, die mit lauten Soundeffekten erzeugt werden. Man zuckt zusammen, aber ein bisschen mehr hätte ich mir schon erhofft. Gruselatmosphäre wollte sich bei mir nicht einstellen, und die Geschichte wirkt nicht sonderlich einfallsreich.
Die Charaktere sind auch nicht erwähnenswert spannend, aber immerhin spielt der niedlichste Junge mit, den ich seit langem in einem Film gesehen habe. Ich finde Kinder in Filmen normalerweise nicht niedlich, deshalb erwähne ich ihn extra. Seltsam wirkte hingegen ein Polizist, der von Anfang an extrem feindselig mit dem geplagten Vater umgegangen ist. Was für ein Arschloch. Aber das sollte die Wertung nicht beeinflussen, solche Menschen gibt es bestimmt auch im Polizeidienst.
Letztendlich wollte mich THE CANAL einfach nicht richtig packen. Man kann ihn sich ruhig mal ansehen, weh tut er nicht. Aber da gibt es dieses Jahr gruselige Kandidaten mit interessanteren Ideen.
P.S. Auch ich musste wie Lovecraft bei der Toilette an Candyman denken, man fühlt sich direkt heimisch ;).
Es gibt zwar genügend Schockeffekte, aber die sind leider (bis auf eine kleine Ekelszene) ausschließlich Jump Scares, die mit lauten Soundeffekten erzeugt werden. Man zuckt zusammen, aber ein bisschen mehr hätte ich mir schon erhofft. Gruselatmosphäre wollte sich bei mir nicht einstellen, und die Geschichte wirkt nicht sonderlich einfallsreich.
Die Charaktere sind auch nicht erwähnenswert spannend, aber immerhin spielt der niedlichste Junge mit, den ich seit langem in einem Film gesehen habe. Ich finde Kinder in Filmen normalerweise nicht niedlich, deshalb erwähne ich ihn extra. Seltsam wirkte hingegen ein Polizist, der von Anfang an extrem feindselig mit dem geplagten Vater umgegangen ist. Was für ein Arschloch. Aber das sollte die Wertung nicht beeinflussen, solche Menschen gibt es bestimmt auch im Polizeidienst.
Letztendlich wollte mich THE CANAL einfach nicht richtig packen. Man kann ihn sich ruhig mal ansehen, weh tut er nicht. Aber da gibt es dieses Jahr gruselige Kandidaten mit interessanteren Ideen.
P.S. Auch ich musste wie Lovecraft bei der Toilette an Candyman denken, man fühlt sich direkt heimisch ;).
verweste im Cinestar, Frankfurt
Alexander * 7.0
Guter kleiner Grusler
Ich kann die bislang schlechten Kritiken an diesem Film nicht wirklich nachvollziehen. Natürlich dürften die meisten von uns schon mehr als einen haunted-house-thriller gesehen haben und das Genre ist bei Weitem auch nichts Neues – dies trifft aber auch auf zahlreiche andere Genres zu, aus denen immer wieder relativ banale Filme geradezu ausgelobt werden. Auch kann es kein Qualitätsmerkmal sein, ob Lokalkolorit in optisch opulenter Form eingebaut wird oder nicht, schließlich handelt es sich ja nicht um einen Beitrag des Touristenbüros Irland, sondern um einen Horrorfilm.
Wenn ich einen „Haunted House“- oder Geisterfilm sehe, erwarte ich auf der einen Seite einen möglichst hohen Gruselfaktor, auf der anderen Seite wünsche ich mir ein paar neue Ideen als Variante eines alten Grundthemas. Insofern hat mich „The Canal“ in keinster Weise enttäuscht. Die Geschichte ist stimmig und spannend erzählt, es gibt zahlreiche wirklich gruselige Szenen, die in ihrer Intensität jetzt vielleicht nicht an einen „Babadook“ heranreichen, für mich aber wirklich gut gemacht waren. Man kann dem Film höchstens vorwerfen, dass seine Geschichte vielleicht ein klein wenig zu vorhersehbar erzählt wird, Langeweile kam für mich deshalb aber an keiner Stelle auf und selbst das Ende konnte ausnahmsweise mal wieder überzeugen. Fazit : The Canal disqualifiziert sich für mich nicht vollends als guter Grusler, nur weil er kein Chiller-Meisterwerk geworden ist, und man kann durchaus Spaß an diesem kühl inszenierten kleinen Gruselwerk haben, das mir 7 Punkte allemal wert ist.
Wenn ich einen „Haunted House“- oder Geisterfilm sehe, erwarte ich auf der einen Seite einen möglichst hohen Gruselfaktor, auf der anderen Seite wünsche ich mir ein paar neue Ideen als Variante eines alten Grundthemas. Insofern hat mich „The Canal“ in keinster Weise enttäuscht. Die Geschichte ist stimmig und spannend erzählt, es gibt zahlreiche wirklich gruselige Szenen, die in ihrer Intensität jetzt vielleicht nicht an einen „Babadook“ heranreichen, für mich aber wirklich gut gemacht waren. Man kann dem Film höchstens vorwerfen, dass seine Geschichte vielleicht ein klein wenig zu vorhersehbar erzählt wird, Langeweile kam für mich deshalb aber an keiner Stelle auf und selbst das Ende konnte ausnahmsweise mal wieder überzeugen. Fazit : The Canal disqualifiziert sich für mich nicht vollends als guter Grusler, nur weil er kein Chiller-Meisterwerk geworden ist, und man kann durchaus Spaß an diesem kühl inszenierten kleinen Gruselwerk haben, das mir 7 Punkte allemal wert ist.
war im Cinestar, Frankfurt
D.S. * 5.5
Geisterhaus, die hundertdreiundachtzigste
Kennt man einen, kennt man fast alle: Filme um alte Häuser, in denen Geister die neuen Bewohner heimsuchen und mit ihrer Psyche Schabernack treiben, gibt es zuhauf, bahnbrechende inhaltliche respektive stilistische Innovationen oder auch nur Versuche des Abweichens von der Genrenorm hingegen äußerst selten. In der Regel halten sich solche Filme relativ sklavisch an etablierte Handlungs- und Inszenierungsmuster, und THE CANAL macht da leider keine Ausnahme.
Deshalb beschleicht einen hier nur zu oft das Gefühl, das alles schon einmal gesehen zu haben: das geheimnisumrankte Gemäuer mit seiner finsteren Geschichte, die es jetzt bewohnende Familie in der Krise, die über sie kommenden blutigen Ereignisse zwischen Realität und Halluzination. Immerhin tanzt THE CANAL insofern aus der Reihe, als dass er sich klar für eine eindeutige Position entscheidet; die Frage also nicht offenlässt, ob die von unserer Hauptfigur wahrgenommenen Spukgestalten wirklich da oder nur in seinem Kopf zugange sind sowie die danach, wer die tatsächlichen Gräueltaten denn nun begeht.
Ansonsten bekommt man hier aber nur die Standards von der Stange serviert - allerdings sind sie zumindest routiniert aufbereitet worden. Atmosphäre ist vorhanden, das schrittweise Eintauchen des Protagonisten in eine Welt voller Wahn (un)angenehm beklemmend inszeniert, und neben den obligatorischen Jump-Scares gibt es auch den einen oder anderen nachhaltigen Gänsehautmoment. Sowie eine durchaus heftige Ekelszene. (Beziehungsweise mehrere, wenn man die Besuche in der versifftesten öffentlichen Toilette Irlands mitzählt.)
Zusammengefasst kann THE CANAL zwar keine Begeisterungsstürme auslösen und wird wohl auch nicht zu lange im Gedächtnis bleiben. Wer aber ein Faible für typische Psycho-Grusler und Geisterhausfilme hat, die außerdem gut besetzt und gespielt sind, wird von ihm zumindest nicht enttäuscht werden. 5,5 Punkte.
Deshalb beschleicht einen hier nur zu oft das Gefühl, das alles schon einmal gesehen zu haben: das geheimnisumrankte Gemäuer mit seiner finsteren Geschichte, die es jetzt bewohnende Familie in der Krise, die über sie kommenden blutigen Ereignisse zwischen Realität und Halluzination. Immerhin tanzt THE CANAL insofern aus der Reihe, als dass er sich klar für eine eindeutige Position entscheidet; die Frage also nicht offenlässt, ob die von unserer Hauptfigur wahrgenommenen Spukgestalten wirklich da oder nur in seinem Kopf zugange sind sowie die danach, wer die tatsächlichen Gräueltaten denn nun begeht.
Ansonsten bekommt man hier aber nur die Standards von der Stange serviert - allerdings sind sie zumindest routiniert aufbereitet worden. Atmosphäre ist vorhanden, das schrittweise Eintauchen des Protagonisten in eine Welt voller Wahn (un)angenehm beklemmend inszeniert, und neben den obligatorischen Jump-Scares gibt es auch den einen oder anderen nachhaltigen Gänsehautmoment. Sowie eine durchaus heftige Ekelszene. (Beziehungsweise mehrere, wenn man die Besuche in der versifftesten öffentlichen Toilette Irlands mitzählt.)
Zusammengefasst kann THE CANAL zwar keine Begeisterungsstürme auslösen und wird wohl auch nicht zu lange im Gedächtnis bleiben. Wer aber ein Faible für typische Psycho-Grusler und Geisterhausfilme hat, die außerdem gut besetzt und gespielt sind, wird von ihm zumindest nicht enttäuscht werden. 5,5 Punkte.
verweste im Cinestar, Frankfurt
Herr_Kees * 7.5
Kanalstörung
Standard Story, creepy Umsetzung: Der düstere, interessant gefilmte Gruselthriller erinnert in seinen stärksten Momenten an die Wahnvorstellungen aus frühen Polanski-Filmen, an SHINING, SINISTER und die surreale Alptraumlogik David Lynchs. Die wohldosierten Schocks sitzen und die Spannung hält bis zur letzten Szene, da verzeiht man auch die unnötige RING Reminiszenz im letzten Akt.
Leimbacher-Mario * 7.0
Nichts ist gefährlicher als ein gedemütigter Mann
Man merkt sofort, ob ein Horrorfilm Stil hat. Und „The Canal“ hat dies in jedem Fall. Die Geschichte eines Vaters (von Beruf Filmarchivar!), der mit seiner hübschen, schwangeren Gattin in ein Haus zieht, in dem vor hundert Jahren ein grausamer Mord passiert ist, und der dort allmählich verrückt zu werden scheint, klingt/ist vertraut und sicher jedem Gruselfreund bekannt. Doch die Umsetzung kann sich sehen lassen, die schaurigen Details ergeben ein tolles Ganzes und alles wirkt äußerst hochwertig.
Von den heftig gruseligen alten Filmschnipseln bzw. Tatortaufnahmen über die intensive Performance des Leading Man bis hin zu echten Ekelausschlägen im konsequent bösen Finale, inklusive Samara-Gedächtnismoment und der ekligsten Toilette Irlands - „The Canal“ hat mich trotz/oder gerade wegen seiner zahmen Geschwindigkeit exzellent bei Laune gehalten und gewirkt wie ein besserer „Observance“ (2015). Polanski, Hitchcock und Barker wären sicher stolz. Ein perfider kleiner Film, über Wahnsinn, angeschlagene Männlichkeit, gehörnten Stolz und die ewige Last/Anziehungskraft von Orten, an denen mal etwas unglaublich Böses geschehen ist. Es ist ein wenig J-Horror mit irischem Anstrich. Grün, dunkel, grausig. Mit einem Kinderdarsteller, der süß und authentisch ist und mal nicht nervig. Genau so darf man eine eigentlich recht abgewetzte Geschichte frisch neu auflegen und erzählen. Das wird keinen Genrefan überraschen, aber sicher solide gefallen.
Fazit: Geistergrusel, Paranoiaterror, Familiendrama, Charakterniedergang, Spirale in den Wahnsinn - „The Canal“ ist irischer Horror at its best und vor allem für einfühlsame, geduldige Gourmetgemüter ein feiner Happen in dem sonst so hastigen Genre. Irgendwo zwischen „Sinister“, „Amityville Horror“ und „Repulsion“. Fast schon klassisch, mit fiesen Spitzen und einer feinen, unermüdlich anziehenden Daumenschraubenatmosphäre. Selbst wenn der Ausgang schnell klar ist - der Weg als Ziel ist klasse umgesetzt.
Von den heftig gruseligen alten Filmschnipseln bzw. Tatortaufnahmen über die intensive Performance des Leading Man bis hin zu echten Ekelausschlägen im konsequent bösen Finale, inklusive Samara-Gedächtnismoment und der ekligsten Toilette Irlands - „The Canal“ hat mich trotz/oder gerade wegen seiner zahmen Geschwindigkeit exzellent bei Laune gehalten und gewirkt wie ein besserer „Observance“ (2015). Polanski, Hitchcock und Barker wären sicher stolz. Ein perfider kleiner Film, über Wahnsinn, angeschlagene Männlichkeit, gehörnten Stolz und die ewige Last/Anziehungskraft von Orten, an denen mal etwas unglaublich Böses geschehen ist. Es ist ein wenig J-Horror mit irischem Anstrich. Grün, dunkel, grausig. Mit einem Kinderdarsteller, der süß und authentisch ist und mal nicht nervig. Genau so darf man eine eigentlich recht abgewetzte Geschichte frisch neu auflegen und erzählen. Das wird keinen Genrefan überraschen, aber sicher solide gefallen.
Fazit: Geistergrusel, Paranoiaterror, Familiendrama, Charakterniedergang, Spirale in den Wahnsinn - „The Canal“ ist irischer Horror at its best und vor allem für einfühlsame, geduldige Gourmetgemüter ein feiner Happen in dem sonst so hastigen Genre. Irgendwo zwischen „Sinister“, „Amityville Horror“ und „Repulsion“. Fast schon klassisch, mit fiesen Spitzen und einer feinen, unermüdlich anziehenden Daumenschraubenatmosphäre. Selbst wenn der Ausgang schnell klar ist - der Weg als Ziel ist klasse umgesetzt.
war im Cinedom, Köln
49 Bewertungen auf f3a.net
Zurück
Bewertungen
The Canal
- Score [BETA]: 62
- f3a.net: 5.3/10 49
- IMDb: 7.1/10