s The Cannibal Club (2018) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews The Cannibal Club

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Reviewer

Leimbacher-Mario * 4.0

Eyes Wide Cut

In "The Cannibal Club" wird viel gepoppt. Und danach meist gekillt. Schöne Menschen und schwitzende Körper treffen auf gespaltene Schädel und gegessenes Fleisch. Was jedoch wie ein anziehend-erotischer Cocktail aus Gewalt und Sex klingt, ist im Film dann nicht besonders unterhaltsam oder tiefgehend. Ok, das Gevögel vielleicht. Aber der Rest eher nicht. Wir folgen einem Pärchen aus Brasiliens Oberschicht, das zum Spaß an der Freude die Hausangestellten verführt, umbringt und verspeist. The Lector Way of Life. Nur mit mehr Rein-Raus. Sonne, eine schöne Frau, Blutlachen und Mojitos, Pools, Sozialkritik und ein recht unverbrauchtes Setting... eigentlich war alles angerichtet für ein Festmahl des Makabren.

Leider hat "The Cannibal Club" unter seiner dauergeilen Haut wenig Charakter, wenig Inhalt, wenig Sinn oder gar Emotionen. Mysteriös ist das Ganze nur kurz, sympathische Figuren werden nur angeschnitten oder tauchen viel zu spät auf, Optik und Sound bleiben blass, anders als die Hauttöne der sich dauernd sonnenden Figuren. Action und Spannung laufen ebenfalls unter ferner liefen. Die wortwörtlich und metaphorisch genommenen Themen des sozialen Kannibalismus in Brasilien, der ausweglosen gesellschaftlichen Ungerechtigkeit und der nahezu unausweichlichen Konfrontation der Schichten hätten einiges zu bieten gehabt. Nur leider hatte man gefühlt nur das eine im Kopf und vergaß Handlung, Empathie oder Kreativität.

Fazit: sexy Kannibalen-Thriller, der hinter etwas Gore, viel ölenden Menschen beim Sex, schönem Wetter und seiner schicken Prämisse leider nichts versteckt. Schade. Die Hülle reicht nicht ganz. Sex, der zum Himmel stinkt und nur bedingt kaschiert.

war im Residenz, Köln

D.S. * 5.0

Weder Fisch noch Fleisch

Die Sozialsatire THE CANNIBAL CLUB ist von mir einigermaßen schwer angemessen zu bewerten, da es sich bei ihr in erster Linie um einen Kommentar auf die gesellschaftlichen Zustände in Brasilien handelt – die ich jedoch überhaupt nicht beurteilen kann. Damit wird aber vielleicht schon deutlich, dass ein Genrefestival nur bedingt den besten Platz für diesen Film darstellt. Denn der an der Oberfläche abgehandelten Kannibalismus-Thematik zum Trotz handelt es sich hier um alles andere als einen Horrorfilm. Vielmehr ist er am ehesten mit so etwas wie EAT THE RICH vergleichbar – abzüglich dessen Anarcho-Gestus und Trashfilm-Ästhetik.

Visuell und atmosphärisch erinnert CANNIBAL CLUB tatsächlich ganz im Gegenteil eher an typische Telenovelas um Menschen aus den bessergestellten Kreisen. Und wie dort ergeht sich auch hier ein Großteil der Handlung in artifiziellen Dialogen, die zwischen den Zeilen oft genug Verachtung des anderen und ein skrupelloses Orientieren auf den eigenen Vorteil hin durchschimmern lassen. Viel von dem, was zu einem Genrefilm gehört, passiert hier nicht – es gibt neben zwei oder drei öden Sexszenen nur sehr wenig Action und noch weniger Gewalt zu sehen, die meisten Kills etwa geschehen off-screen. Das ist schade, denn die wenigen gorigen Ausnahmen sehen gut aus; insbesondere die verantwortlichen Maskenbildner verstehen offensichtlich etwas von ihrem Geschäft.

Deutlich häufiger als mit ihrer Arbeit werden wir aber beglückt mit Intrigenspielen aller Art, mit eiskalten Gewinnmaximierungsmaßnahmen, mit unverhohlen arrogantem Abscheu der Reichen und Schönen vor dem gemeinen Volk, das man bestenfalls noch als moderne Leibeigene dulden mag. Die hier ausgestrahlte Stimmung ist gallig, die Zeichnung der Protagonisten eindeutig arschlochhaft, die Position der Filmverantwortlichen unverkennbar. In Teilen wirkt die Skizzierung von Gut und Böse dann schon arg schablonenhaft, das Anprangern von Missständen und Ungerechtigkeiten nach europäischem Empfinden oft viel zu holzhammermäßig – aber ich kann beileibe nicht beurteilen, ob dieses Vorgehen angesichts der Lage in Brasilien das richtige, zielführende ist.

Für meinen persönlichen Geschmack aber ist die Aussage des Films etwas zu plump und eindimensional, vor allem jedoch ist seine Handlung nicht unterhaltsam genug. Ein bisschen weniger Botschaft, ein bisschen mehr Story wäre für mich deutlich mehr gewesen. So gibt es 5 Punkte – kompetent gefilmt und hübsch makaber ist das Gezeigte nämlich zumindest allemal.

Der Vorfilm LATCHED von Justin Harding soll auch noch kurz erwähnt werden – lobend. Seine Beiträge POINT OF VIEW und KOOKIE gehören zu den besten Genre-Kurzfilmen der letzten Jahre. LATCHED erreicht zwar nicht ganz deren lustvolles Schock-Niveau, sieht aber sensationell gut aus und erzählt eine recht originelle Geschichte mit viel „Was zur Hölle?!“-Effekt. Es geht um einen merkwürdigen Fund, den eine Mutter mit ihrem Baby im Wald macht. Und, äh, um Muttermilch. Psychoanalytiker der Freud-Schule hätten bestimmt ihre Freude hieran. Ich hatte meine auch. 7 Punkte.

staunte im Harmonie, Frankfurt

Herr_Kees * 6.5

Fleischbeschau

Die Reichen schlachten die Armen aus und schwärmen auf Dinnerpartys von Urlauben in den First World Countrys, der Chef des Sicherheitsdienstes ist selbst die größte Gefahr für die Menschen aus dem Volk und die Machtpositionen werden mit Verleugnung und notfalls auch mit Waffengewalt verteidigt.

Die Gesellschaftskritik wird in diesem Film nicht gerade mit dem Filetiermesser ausgeübt. Eher mit der Axt. Aber mit seiner deftigen Freizügigkeit, seinem bösen Humor, der schönen Paardynamik seiner Hauptdarsteller und Reminiszenzen an Buñuels Satiren und den Splatter von TRIO INFERNAL ist der CANNIBAL CLUB eine durchweg kurzweilige Veranstaltung.

war im Metropol, Stuttgart

Frank * 6.5

Club der toten Wichser

CANNIBAL CLUB hat meine aufgrund des Trailers sehr niedrigen Erwartungen erfreulicherweise übertroffen.
Auf den ersten Blick ein erotischer Kannibalen-Horrorfilm, doch überraschenderweise hat er mehr zu bieten als die drei Sexszenen (mehr waren es leider nicht) und ein paar gorige Kills. So ist er in erster Linie eine satirische Aufarbeitung der sozialen Zustände in Brasilien. Dabei hat der Film grundlegend ein gutes Gespür für seine Themen (einige Schlagworte sind z.B. Sexualität/ Geschlechterbilder/Machoismus/Waffen) und überrascht positiv mit einigen durchaus tiefsinnigen Dialogen mit herrlich trockenem tief-schwarzen Humor. Immerhin sind die Schauspielleistungen des Casts bzw. der Hauptdarsteller(in) solide (die Chemie zwischen ihnen sogar richtig gut), und mitunter gelingt ihnen sogar ein selbstironischer Blick auf die verkörperten Figuren. Wenn es hier Overacting gab, dann war dies, zumindest bei den Hauptdarstellern, so gewollt.

Cool fand ich den Bass-starken, sleazigen Soundtrack mit klaren Sounds, der CANNIBAL CLUB Atmosphäre und eine individuell prägende Note verleiht.

Insgesamt sicher nichts Großes, weitgehend spannungsarm, mit unspektakulärer Kamera. Auch bin ich kein Freund von solch ausstattungsarmen, sparsam-kargen, ja irgendwie lieblos wirkenden Sets, wobei man ihm sein Budget von lediglich 250000 Euro zugute halten kann. Aber in manchen, nicht wenigen Momenten zaubert CANNIBAL CLUB doch ein vergnügtes Grinsen aufs Gesicht, denn das Zusammenspiel von Dialog und Schauspiel funktioniert hier, wie auch der reduzierte Soundtrack. Letztlich offenbart er mehr Intelligenz als man ihm anfangs zubilligen möchte. Ich finde, dass der der Film vom Unterhaltungswert auch dann konsumierbar ist, wenn man keine Kenntnis von der sozial-politischen Situation des Landes hat.

Der Vorfilm LATCHED gefiel mir übrigens ziemlich gut. Sah hochwertig aus, war humorvoll und relativ spannend. Bin kein Freund von Vorfilmen. In Punkten war der aber eigentlich noch besser als der Hauptfilm. 6,5-7. Bin’s nicht gewohnt, Kurzfilme zu schauen, geschweige denn zu bewerten. Für den Hauptfilm gebe ich ganz knappe 6,5 Punkte.

war im Savoy, Hamburg

27 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Cannibal Club
  • Score [BETA]: 59
  • f3a.net: 4.5/10 27
  • IMDb: 7.2/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-20 00:36

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