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Review Carriers

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"Sometimes choosing life is just a form of choosing a more painful death“
von D.S.

Seltsames Ding, der diesjährige Eröffnungsfilm. Dass es sich hierbei um ein insgesamt ziemlich ruhiges, eher bedrückendes, definitiv Party-ungeeignetes "kleines" Filmchen handelt, dürfte mittlerweile allseits bekannt sein. Das lässt nun vielleicht etwas in Richtung intellektuelles Highlight erwarten, auf jeden Fall aber etwas mit Tiefgang, das durch seine inhaltliche Stärke den "ernsthafteren" Genrefan beeindruckt. Aber nein. CARRIERS gehen zwar offensichtliche Publikumsliebling-Attribute ab - aber gleichzeitig wird einem hier, zumindest oberflächlich betrachtet, in Sachen Story oder Aussagekraft kaum etwas geboten, das über dem Niveau eines x-beliebigen Endzeit- oder auch Zombiefilms läge.

Zwar fängt alles noch ganz viel versprechend an: blasse, fast verblichene Farben, karge Landschaften, überdrehte Resignation unter den Protagonisten - das Verdorren der Zivilisation und die ultimative Sinnlosigkeit, sich dagegen noch aufzulehnen, werden deutlich nachvollziehbar gemacht. Das kann also zunächst schon mal einiges, auch wenn inhaltlich erst mal nicht viel passiert: unser Quartett junger Überlebender reist Richtung verklärter Nostalgie, Turtle Beach, wo man sich vor der tödlichen Seuche verstecken will. Dabei liest man eher unfreiwillig ein infiziertes Mädchen samt Vater auf und muss gemeinsam feststellen, dass Hoffnung ein nicht sehr strapazierfähiges Gut ist - und Solidarität schon mal gar keins, wenn’s ums Überleben geht.

Interessante Thesen, und tatsächlich bietet CARRIERS auch in anderen Punkten Nachdenkenswertes (siehe z.B. den Titel dieses Reviews). Man muss sich allerdings durchaus einige Mühe geben, das auch mitzubekommen, zu tief sind hier alle Erkenntnisse unter einer Schicht bräsiger Nichtigkeiten begraben. Fast noch schlimmer wirken aber regelmäßig wieder solche Storyeinschübe, die so gar nicht zur apokalyptisch-erdrückenden Grundstimmung des Films passen wollen. Etwa, wenn unsere Hauptdarsteller zwischendurch zu fetziger Rockmucke lässig Golf spielen gehen oder sich blöde Sprüche um die Ohren hauen. Hier ist CARRIERS dann auf einmal ganz und gar Durchschnitts-Rumdröhn-Film, das beschädigt den ernsthaften Habitus und die atmosphärische Dichte des Ganzen ungemein... und nicht zuletzt dadurch wirkt der Film eben wie ein Zwitter, ein inkonsequentes Antiklischee, ein Zombiefilm zwar ohne Zombies, aber immer wieder mit dem typischen geistigen Leerlauf.

Und mit Protagonisten, die fast durch die Bank reichlich unsympathisch rüberkommen. Okay, dahinter könnte man nun sogar eine bewusste Drehbuchentscheidung vermuten: biete keine Identifikationsfiguren, biete keinen Platz für Naivitäten, zeige knallhart nur die Hoffnungslosigkeit. Aber ein solches Setup erhöht nicht unbedingt die Wahrscheinlichkeit, als Zuschauer vom Geschehen gefesselt zu werden. Und, ganz ehrlich, der Reiz der Tristesse nutzt sich bei CARRIERS reichlich schnell ab. Was bedeutet: dem Film fehlt die inszenatorische Klasse, um die angesprochene Hoffnungslosigkeit und Leere auch längerfristig und nachhaltig spürbar zu machen. "Knallhart" fühlt sich in der Praxis einfach anders an.

Insgesamt also ein eher laues Lüftchen, das sich nicht recht entscheiden kann, wo es hin will, und dem darum in jede Richtung die nötige Radikalität fehlt. Dank der im ersten Drittel noch beeindruckenden Etablierung der Situation, dank ein paar intensiverer Momente sowie der letztlich dann doch interessanten Schlussfolgerungen, die teilweise im Subtext gut versteckt sind, gibt es von mir aber noch knappe 6 Punkte.

war im Metropolis 6, Frankfurt

87 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Carriers
  • Score [BETA]: 55
  • f3a.net: 5.5/10 87
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© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-20 16:13

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