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Review Cash Truck

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Willkommen in der Hoffnungslosigkeit
von D.S.

Wider (mein) Erwarten ist "Cash Truck" ein ausgezeichneter Film, der den Zuschauer kalt erwischt und ihn mit zunehmender Laufzeit emotional immer mehr in den Magen tritt. Für mich bislang einer der besten Filme 2004, den ich jedem empfehlen möchte, der nicht nur auf Action und hohes Tempo aus ist, sondern bereit ist, sich auf einen Film einzulassen - und sich von ihm weiter und weiter herunterziehen zu lassen.

Die Handlung dreht sich um Alex, einen vom Leben schwer gezeichneten Einzelgänger, der bei der Geldtransport-Firma "Vigilante" anheuert, die kurz vor dem Konkurs steht. Unter anderem, weil innerhalb kürzester Zeit gleich drei organisierte, brutale Überfälle auf ihre Transporter durchgeführt worden sind, die mehrere Menschen das Leben gekostet haben. Alex wirkt im Job zunächst sehr angespannt und nervös, er stellt sich manchmal reichlich dumm an. Doch schon nach kurzer Zeit ist er vollwertiges und akzeptiertes Mitglied im Team. Ein Team, das fast ausschließlich aus Verlierern besteht, aus Menschen, die eigentlich nur eins gemeinsam haben: sie sind am Ende, haben keinerlei Perspektive mehr. Die Figuren sind dabei nicht nur interessant gezeichnet, sie sind auch sehr gut gespielt. Jedem einzelnen Schauspieler nimmt man seine Rolle ab, alle handeln (meist) nachvollziehbar und durchaus glaubwürdig.

Diese Glaubwürdigkeit ist ohnehin eine der Stärken des Films. Sieht man mal von der Prämisse der Story ab, die sich erst gegen Ende endgültig erklärt und doch recht an den Haaren herbeigezogen wirkt, vermittelt der Film eine Art finsteren Realismus. Insbesondere die Hauptfigur verhält sich endlich einmal nicht wie eine konstruierte Figur, sondern auf menschlich absolut nachvollziehbare Weise. Was ungemein dazu beiträgt, daß man an ihrem Schicksal interessiert ist - und wissen will, was ihn denn nun, verdammt noch mal, wirklich antreibt.

Denn, wie der Zuschauer nach und nach erfährt, hat Alex seine eigenen Gründe, sich bei "Vigilante" zu engagieren. Was diese Gründe aber sind, läßt der Film über lange Zeit im Dunkeln, schafft es dabei jedoch, das auf sehr spannende Weise zu tun. Denn wir erleben immer wieder mal Ausschnitte aus dem? den? anderen Leben Alex’, und gerade wenn man denkt, seine Ziele durchschaut zu haben, verhält er sich auf eine Weise, die die aufgestellten Hypothesen zunichte macht.

"Cash Truck" ist niemals langweilig, auch wenn er sich Zeit nimmt, seine Charaktere und ihre Situation eindringlich vorzustellen. Eine Situation, die spürbar trist und bedrohlich ist. Jede einzelne Fahrt wird zur Bedrohung - allein schon des Hasses wegen, den die Bewohner der "Problemgebiete", in denen "Vigilante" unterwegs ist, den Angestellten entgegen bringen. Da kommt es auch zu Ausbrüchen physischer wie psychischer Gewalt, die Anspannung und Freudlosigkeit steigt stetig an. A propos, Gewalt-/Actionszenen gibt es zwar nur vereinzelt, aber auch diese sind entsprechend kompromißlos und hart. Sogar eine ausgesprochen originelle Tötungsmethode ist zu vermelden.

Im Storyverlauf wirkt "Cash Truck" irgendwann geradezu nihilistisch. Ein, zwei Szenen taumeln zwar am Rande der Kitschigkeit entlang - aber wenn dann die Hintergründe der Story erst mal geklärt sind, sind auch sie nachvollziehbar. Ein Film, der zwar nicht "groß" ist, sondern sich im Gegenteil bewußt auf einen Mikrokosmos konzentriert, dabei aber außerordentlich große Wirkung entfaltet. Düster, fesselnd, den Zuschauer mehr und mehr mit in den Strudel der Hoffnungslosigkeit nehmend - absolut sehenswert!

Einen Abzug gibt es für die, wie gesagt, eben doch sehr unrealistische Ausgangsidee und vielleicht ein paar dynamische Szenen zu wenig. Wer aber bereit ist, sich auf beklemmende Atmosphäre und interessante Figuren einzulassen, erlebt mit "Cash Truck" einen finsteren, bemerkenswerten Film. 7,5 Punkte.

guckte im Metropolis, Frankfurt

10 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Cash Truck
  • f3a.net: 5.6/10 10
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-25 01:17

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