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Review Casshern

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Katastrophenfilm
von Kaminari

Eine alternative Zukunft: Japan geht siegreich aus einem Jahrhundertkonflikt hervor und beherrscht nun den gesamten Eurasischen Kontinent. Das Reich wird jedoch von ständigen Unruhen und Bürgerkriegen heimgesucht und die schweren Verluste erschüttern zunehmend das Fundament des totalitären Staates. Vor diesem Hintergrund entwickelt Dr. Azuma für die Regierung ein neues Cloning-Projekt, durch das ein Ersatzteillager für menschliches Gewebe entstehen soll. Dummerweise verselbstständigen sich diese Ersatzteile, formieren sich zu einer Mutantenarmee und schwören ihren menschlichen Peinigern Rache. Nur noch Casshern, Dr. Azumas entfremdeter und wiederbelebter Sohn, kann diese neue Menschheit noch aufhalten ...

Während der ersten zehn Minuten von Casshern war ich mir sicher: Dieser Film wird großartig! Ein dystopisches Steampunk-Setting, eine vielversprechende Handlungsprämisse und vor allem die wunderschöne und bestechende Ausstattung und Optik - was konnte da noch schief gehen? Leider ist Casshern letztendlich nur der beste Beweis dafür, dass ein cooles Sci-Fi-Setting und grandiose Bilder noch lange keinen guten Film machen.

Das größte Problem des Films ist seine Schizophrenie. Er will zum einen ein Sci-Fi-Actionspektakel sein, zum anderen eine kunstvolle Meditation über Krieg und Vergebung - letztendlich ist er jedoch gar nichts. Zu schnell verirrt sich die Handlung in nur schwer durchschaubare politische Intrigen und unerklärte familiäre Zwistigkeiten. Die andächtigen, philosophischeren Momente des Films sind größtenteils aufgesetzt und anmaßend (mehrmals bekommen wir dabei sogar die Mondscheinsonate zu hören, damit auch der letzte Depp kapiert, dass es sich um K.U.N.S.T. handelt), die Actionszenen sind andererseits spärlich gesät und wirken allzu zusammengezimmert. Schnelle Schnitte, CGI-Explosionen und ein Heavy Metal-Soundtrack alleine reichen eben noch nicht ganz. Ganz besonders peinlich sind noch die großen, erschütternden, emotionalen Momente des Films (ca. fünf), deren Inszenierung jedes mal einen schreienden Mann in Zeitlupe beinhaltet ("Neeeeeeeiiiiiiin!!!!"). Erwähnt sei in dem Zusammenhang noch die generell schlechte Charakterzeichnung des Films. Motivationen bleiben größtenteils unklar, und das Liebesverhältnis zwischen Casshern und dem Mauerblümchen Luna wird mit dem Vorschlaghammer herausgearbeitet. Den letzten Gnadenstoß bekommt der nach 140 langen Minuten gelangweilte, erschöpfte und gleichgültige Zuschauer dann noch durch ein absolut ekelhaft moralisierendes Ende: Krieg ist schlecht und wir sollen unseren Nächsten lieben. Großartig!

Ich hatte mir viel von dem Film erwartet, umso mehr wurde ich dann enttäuscht. Wäre der Film an sich nur mittelmäßig, hätten die schönen Bilder noch gereicht, um mich einigermaßen bei Laune zu halten, doch was man hier sieht, ist fast schon beleidigend für den Zuschauer. Eine derartige Verschwendung von Ressourcen ist kaum entschuldbar.

37 Bewertungen auf f3a.net

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Casshern
  • f3a.net: 5.8/10 37
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-24 00:24

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