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Review La chute de la maison Usher

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Nicht ganz gelungenes, abert trotzdem interessantes Experiment
von ArthurA

Nun sind wir bei dem wahrscheinlich am schwierigsten zu bewertenden Film des diesjährigen Fantasy Filmfests angelangt. Als wäre es für einen jungen, mit modernen Filmen aufgewachsenen Menschen wie mich nicht schon schwierig genug, einen Stummfilm-Meilenstein objektiv zu bewerten, erstrahlte The Fall of the House of Usher (Der Untergang des Hauses Usher) von Jean Epstein beim diesjährigen FFF im ganz neuen Glanz. Damit meine ich nicht (nur), dass dort eine brandneu von der Cinémathèque française restaurierte Fassung der Edgar-Allan-Poe-Verfilmung aus dem Jahre 1928 gezeigt wurde. Das Augenmerk lag stattdessen auf der musikalischen Begleitung. Anstatt der für Stummfilme üblichen klassischen Musik wurde unter dem “Beat the Silenceâ€-Banner ein ganz besonderer Mix aus Deep House und Electro vom israelischen DJ Shahaf Thaler für den Film abgemischt. Die Idee war, dass The Fall of the House of Usher filmtechnisch seiner Zeit bereits deutlich voraus war und deshalb auch einen komplett modernen musikalischen Ansatz vertragen könnte.

Doch wie bewertet man das? In diesem Falle habe ich eigentlich keine Wahl, als zwei Noten zu vergeben – eine für den Film selbst und eine weitere für das Gesamt-Experiment. Doch nun kurz zu dem 63-minütgen Streifen selbst. Von Jean Epstein und dem legendären Surrealisten Luis Buñuel für die Leinwand adaptiert, erzählt der Film die Geschichte von Allan (Charles Lamy), dem Erzähler und Helden des Films, der seinen sonderbaren Freund Roderick Usher (Jean Debucourt) auf dessen Anwesen besucht. Usher ist davon besessen, ein Portrait von seiner Frau Madeleine (Marguerite Gance) zu malen. Dieses scheint ihr jedoch die Lebenskraft zu rauben. Oscar Wildes “Dorian Gray†lässt also grüßen.

The Fall of the House of Usher ist nicht für jedermanns Geschmack, und damit meine ich sogar die Liebhaber von Stummfilmen. Es ist ein avantgardistisches, surreales (Buñuels Handschrift ist unverkennbar) und für seine Zeit wirklich experimentelles Werk, das mit schnellen Schnitten, Perspektivenwechsel, Fade-Outs und Prismen-Bildern anders aussieht als das meiste aus dessen Ära. Auf kohärente, in sich stimmige Handlung wird zugunsten des Aufbaus einer unheimlich-düsteren, gotischen Atmosphäre verzichtet. Ausdrucksstarke Bilder und Debucourts zwischen Lethargie und Wahnsinn schwankende Performance hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Was die moderne Musik angeht – das Experiment ist nur zum Teil gelungen. Entgegen meinen Befürchtungen waren die Stücke nicht vollkommen unpassend. Tatsächlich fand ich die Musik sogar recht stimmig, aber fast ausschließlich, wenn keine Lyrics zu hören waren. Diese wurden zwar offensichtlich auf manche Szenen abgestimmt, doch sie zogen sich auch über Szenen hinweg, sodass mehrere Szenen mit unterschiedlicher Grundstimmung vom selben Lied untermalt wurden. Von daher lag das Problem nicht an der Musik selbst, sondern v. a. an mangelnder Abstimmung zwischen der jeweiligen Musik und den Szenen. Gewöhnungsbedürftig ist es allemal, doch insbesondere in der zweiten Hälfte des Films verleihen die Beats dem Film eine zusätzliche Energie. Das Experiment mag nicht komplett erfolgreich gewesen sein, doch ich lobe mir den Mut, etwas Neues auszuprobieren und damit auch den unvermeidlichen Zorn einiger Cineasten zu riskieren. Film: 8/10 Als musikalisches Experiment: 6/10.

Erstveröffentlichung

war im Cinedom, Köln

27 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

La chute de la maison Usher
  • Score [BETA]: 39
  • f3a.net: 3.9/10 27
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-24 13:28

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