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Review Clown in a Cornfield

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Wipe that Smile off your Face
von D.S.

Wie inzwischen allgemein bekannt sein dürfte, hat der Regisseur von CLOWN IN A CORNFIELD, Eli Craig, vor 15 Jahren eine kleine feine Meta-Slasher-Komödie namens TUCKER AND DALE VS EVIL gedreht. Das sollte man aber tunlichst zu vergessen versuchen, wenn man seinen neuen Film objektiv bewerten und/oder genießen will, denn der ist etwas völlig anderes als sein semi-kultiges Erstlingswerk. Darauf weist auch Craig selbst in seinem Videogruß explizit hin: Der CLOWN sei nicht spaßiger Eskapismus, sondern vielmehr eine „Dokumentation“ über den aktuellen Zustand des Trump-Amerikas. „The clowns are getting scarier“.

Und tatsächlich gewinnt man schnell den Eindruck, dass man hier einem vergleichsweise ernsthaften Horrorfilm beiwohnt. So ernsthaft jedenfalls, wie es ein geradezu archetypischer Teenie-Slasher nur sein kann. Nix Komödie, schon gar nix meta: Zwar gibt es durchaus immer wieder auch Witze und sarkastisch geprägte Szenen zu goutieren, im Kern aber herrscht straightes Genre-Storytelling vor. Junge Leute werden von einem (echten) Killer gejagt und brutal ermordet, das ist die Essenz der Handlung, und die wird auch nicht durch irgendwelche narrativen Ungewöhnlichkeiten verwässert.

Wer das Subgenre in klassischer Ausformung nicht mag, wird hiermit deshalb sicher nicht glücklich werden. Wer es schätzt, zumal, wenn es über politische Untertöne verfügt, hingegen umso mehr. Ganz ähnlich wie das THE PURGE-Franchise setzt der CLOWN nämlich typische Motive hochklassig um, während er gleichzeitig – vor allem in seiner zweiten Hälfte – nicht nur zwischen den Zeilen einen Konflikt zwischen Besitzstandswahrern und Progressiven inszeniert.

Die beiden Parteien lassen sich dabei relativ direkt in „Alt“ und „Jung“ übersetzen: die Elterngeneration in einer maisanbauenden Midwest-Kleinstadtgemeinschaft gegen ihre partyfreudigen Kinder, die einen Scheiß auf Traditionen geben und ihr Leben nach eigenen Regeln leben wollen. Was nicht nur dem zu 100 % als Elon-Musk-Lookalike gestylten Bürgermeister (Kevin Durand, ABIGAIL) und seinen Wählern missfällt, sondern auch dem inoffiziellen Maskottchen des Städtchens: Frendo, dem unfröhlichen Clown, der sich bald unnachgiebig an das macht, was Trumpisten am liebsten tun. Alles canceln, vom Erdboden entfernen, was dem „Althergebrachten“ widerspricht oder ihm im Weg steht.

Zugegebenermaßen hat Craigs Erzählung einen Twist-Trumpf in petto, den man so eher nicht kommen sieht. Schönerweise macht der storyseitig sogar Sinn. Er ändert aber nichts daran, dass die Handlung und ihr Verlauf die kaum unterdrückte Wut des Regisseurs über eine gesellschaftliche Entwicklung spürbar machen, die Bigotterie, Intoleranz und Konservatismus massiv befördert und belohnt – eher im Gegenteil. Zwischendurch kann man trotzdem immer wieder befreit auflachen, wenn der hier thematisierte Generationenkonflikt sich etwa auch als Technik-„Konflikt“ äußert. Man achte auf Gangschaltungsgetriebe und Wählscheibentelefone, aber auch auf den Abstand zwischen 1945, 1985 und 2025. Nicht zuletzt in den entsprechenden Szenen zeigt sich die humoristische Klasse des Regisseurs und Drehbuchautors in vollem Umfang.

Diesen Späßchen und ebenso allen überlauten politischen Untertönen zum Trotz ist CLOWN IN A CORNFIELD am Ende aber doch in allererster Linie ein Slasher wie aus dem Bilderbuch. Ein temporeicher, stellenweise recht harter und äußerst souverän umgesetzter. Einem THANKSGIVING nicht ganz unähnlich – jedoch die entscheidende Spur smarter und unterhaltsamer. Absolut kein zweiter TUCKER AND DALE. Aber ein Film, auf den sich alle Genrefans einigen können sollten. 7,5 Punkte.

war im Harmonie, Frankfurt

23 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Clown in a Cornfield
  • Score [BETA]: 71
  • f3a.net: 6.7/10 23
  • IMDb: 6.1/10
  • Rotten Tomatoes: 85%
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2025-06-04 06:29

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