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Review Cold in July

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Angriff des Killer-Vokuhilas
von D.S.

COLD IN JULY ist für mich schon mal eine der ganz großen positiven Überraschungen beim FFF 2014, ziemliches Pflichtprogramm – und einer jener Filme, über deren Storyverlauf man vorher besser möglichst wenig weiß. Denn er schlägt diverse Haken, die man nicht erahnen kann, während er uns auf eine teilweise ziemlich bittere Reise in menschliche Abgründe mitnimmt, und wandelt sein Gesicht dabei gleich mehrfach extrem.

Richard Dane erschießt – versehentlich – einen Einbrecher. Dessen Vater schwört Rache und bedroht unseren biederen texanischen Bilderrahmer sowie seine Familie. ***SPOILER***Die Polizei schnappt ihn. Story zu Ende. Oder auch nicht. Denn wie sich herausstellt, steckt hinter fast allen Figuren wesentlich mehr, als es zunächst den Anschein hat. Es werden falsche Fährten gelegt. Und gleich mehrere Parteien in diesem undurchsichtigen Spiel scheinen eine ganz eigene Agenda zu haben. Die jedoch in keinem Fall ohne Kollateralschäden ausgespielt werden kann...

Seiner schweren Thematik zum Trotz ist COLD IN JULY kein echter „Downer“, was neben einigen heftig schrägen Momenten mit feinster Situationskomik vor allem auch der (aus heutiger Sicht) Bizarrerie vieler Charaktere, ihres Auftretens und ihres Stylings geschuldet ist. Sicher, 1989 hatten die Männer eben noch Schnäuzer und komische Haare, hörten White Lion, trugen widerliche Hemden und Krawatten, stellten sich Sofagarnituren direkt aus der Hölle ins Wohnzimmer. 2014 betrachtet, wirkt das aber auch nach 109 Minuten nicht normal oder nachvollziehbar, sondern zwingt einen fast in anhaltende Fassungslosigkeit.

Flair und Verlorenheit jener Zeit werden vom Film grandios eingefangen und verleihen ihm ein äußerst abseitiges, fast schon krankhaftes (bzw. krankhaft geschmackloses) Grundgefühl. So finster die Entdeckungen auch sind, die unsere Protagonisten im Verlauf des Films machen, so brutal einige Auseinandersetzungen auch inszeniert sind, so abgrundtief verkommen die Routinen von Politik und Behörden hier auch dargestellt werden – irgendwie bewegt sich alles permanent ein Stück weit neben der Spur. COLD IN JULY wirkt manchmal fast wie ein Fiebertraum, mehr jedenfalls als wie ein Schmerzensstück.

Die schauspielerische Klasse alter Recken wie Don Johnson oder Sam Shepard tut ihr Übriges, um den Film weit über das Durchschnittsniveau hinauszuheben. Wer seltsame Geschichten mag, überraschende Wendungen, eindrucksvolle Figuren, Zeitreisen in die dunklen 80er, fesselnde Krimis, texanisches Lokalkolorit, Verschwörungstheorien, lakonische Dialoge, blutige Shoot-outs oder überhaupt irgendetwas, was einen außergewöhnlichen Film ausmacht: Der verpasst diesen hier besser nicht. Gute 7,5 Punkte von mir.

glotzte im Cinestar, Frankfurt

59 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Cold in July
  • Score [BETA]: 75
  • f3a.net: 6.8/10 59
  • IMDb: 7.2/10
  • Rotten Tomatoes: 86%
  • Metacritic: 73/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-26 15:41

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