s Cold in July (2014) Review - Fantasy FilmFest Mobil
Menü

Reviews Cold in July

Finden

Reviewer

Alexander * 8.5

A man’s got to do what a man’s got to do.

Dem derzeitigen Trend nach eher realitätsnahen, düsteren Crime-Dramen, wie schon dem zuvor rezitierten und sehr empfehlenswerten „Blue Ruin" folgend, schließt sich „Cold in July" an. Als aufmerksamer FFF-Besucher mag man hier fast einen neuen „Film Noir"-Trend erschnuppern.
Der Film mutet ein wenig wie der große Bruder von „Blue Ruin" an, mit seiner ruhigen, intelligenten Erzählweise, seinen oftmals wortkargen, einsamen Antihelden, ist aber trotz Plot-Twist zur Mitte des Films relativ geradlinig erzählt. Die Bilder liefern die Blaupause eines Amerikas, wie es sich der deutsche Pauschaltourist wohl eher weniger vorstellt, die Helden sind so schön tragisch wie zu Zeiten der „schwarzen Serie" aus den 40ern und der Film erfrischend unkommerziell und Anti-Mainstream-Hollywood. Man merkt auch den französischen Einfluss in der Produktion, fast wird eine Lücke geschlossen zu den in den letzten Jahren auf dem FFF leider immer weniger vertretenen und schmerzlich vermissten, kühlen und ergreifenden Thrillern aus Frankreich.
Die größte Überraschung dürfte aber der unglaublich gute Auftritt von „Miami Vice"-Star Don Johnson sein, der, in Würde gealtert, eine fantastische Peformance gibt und dessen Texas-Slang dem ungeübten Ohr Probleme bereiten könnte, zu Atmosphäre, Spannung und vielleicht auch Witz aber einen schwerwiegenden Beitrag leistet.
Und irgendwann, wenn sich die Atmosphäre mit einer unerträglichen Spannung aufgeladen hat, werden den wenigen Worten dreier zu einer Zweckgemeinschaft zusammengeschweisster Männer auch blutige Taten folgen.

D.S. * 7.5

Angriff des Killer-Vokuhilas

COLD IN JULY ist für mich schon mal eine der ganz großen positiven Überraschungen beim FFF 2014, ziemliches Pflichtprogramm – und einer jener Filme, über deren Storyverlauf man vorher besser möglichst wenig weiß. Denn er schlägt diverse Haken, die man nicht erahnen kann, während er uns auf eine teilweise ziemlich bittere Reise in menschliche Abgründe mitnimmt, und wandelt sein Gesicht dabei gleich mehrfach extrem.

Richard Dane erschießt – versehentlich – einen Einbrecher. Dessen Vater schwört Rache und bedroht unseren biederen texanischen Bilderrahmer sowie seine Familie. ***SPOILER***Die Polizei schnappt ihn. Story zu Ende. Oder auch nicht. Denn wie sich herausstellt, steckt hinter fast allen Figuren wesentlich mehr, als es zunächst den Anschein hat. Es werden falsche Fährten gelegt. Und gleich mehrere Parteien in diesem undurchsichtigen Spiel scheinen eine ganz eigene Agenda zu haben. Die jedoch in keinem Fall ohne Kollateralschäden ausgespielt werden kann...

Seiner schweren Thematik zum Trotz ist COLD IN JULY kein echter „Downer“, was neben einigen heftig schrägen Momenten mit feinster Situationskomik vor allem auch der (aus heutiger Sicht) Bizarrerie vieler Charaktere, ihres Auftretens und ihres Stylings geschuldet ist. Sicher, 1989 hatten die Männer eben noch Schnäuzer und komische Haare, hörten White Lion, trugen widerliche Hemden und Krawatten, stellten sich Sofagarnituren direkt aus der Hölle ins Wohnzimmer. 2014 betrachtet, wirkt das aber auch nach 109 Minuten nicht normal oder nachvollziehbar, sondern zwingt einen fast in anhaltende Fassungslosigkeit.

Flair und Verlorenheit jener Zeit werden vom Film grandios eingefangen und verleihen ihm ein äußerst abseitiges, fast schon krankhaftes (bzw. krankhaft geschmackloses) Grundgefühl. So finster die Entdeckungen auch sind, die unsere Protagonisten im Verlauf des Films machen, so brutal einige Auseinandersetzungen auch inszeniert sind, so abgrundtief verkommen die Routinen von Politik und Behörden hier auch dargestellt werden – irgendwie bewegt sich alles permanent ein Stück weit neben der Spur. COLD IN JULY wirkt manchmal fast wie ein Fiebertraum, mehr jedenfalls als wie ein Schmerzensstück.

Die schauspielerische Klasse alter Recken wie Don Johnson oder Sam Shepard tut ihr Übriges, um den Film weit über das Durchschnittsniveau hinauszuheben. Wer seltsame Geschichten mag, überraschende Wendungen, eindrucksvolle Figuren, Zeitreisen in die dunklen 80er, fesselnde Krimis, texanisches Lokalkolorit, Verschwörungstheorien, lakonische Dialoge, blutige Shoot-outs oder überhaupt irgendetwas, was einen außergewöhnlichen Film ausmacht: Der verpasst diesen hier besser nicht. Gute 7,5 Punkte von mir.

war im Cinestar, Frankfurt

lexx * 6.5

Cold Western Style

Hier stimmt wirklich vieles, Schauspieler, Atmosphäre und der Plot wissen wirklich zu gefallen. Meint man zu Beginn noch, wenn das so weiter geht wird’s ziemlich 08/15, weiss das Drehbuch einen dann doch sehr zu überraschen und gewinnt im letzten Drittel zusätzlich an Intensität. Die 80er Western Atmosphäre ist klasse umgesetzt, alles fügt sich nahtlos ins Bild und Michael C. Hall spielt einen derart unsicheren und sensiblen Quasi-Helden, dass man ihn einfach gern haben muss. Cold in July ist kein absolutes Highlight, aber jedem Thriller Fan wärmstes zu empfehlen.

war im Cinestar, Frankfurt

Janina Himmen * 5.5

Warum?

COLD IN JULY spielt im Texas des Jahres 1989, die Zeit der schlimmen Muster, schlimmen Frisuren und schlimmen Klamotten. Ein Familienvater erschießt einen Einbrecher und das macht ihm ziemlich zu schaffen. Noch mehr, als er herausfinden muss, dass der Fall nicht so simpel ist, wie man ihm Glauben machen möchte.

Ein gut gespielter Film mit überzeugender Kulisse, dessen Geschichte sich langsam zuspitzt. Zwar relativ ruhig, aber spannend mit interessanten Charakteren... es könnte so schön sein. Nur leider konnte mich die Handlung nicht überzeugen. Häufig ist die Motivation der Charaktere unklar. Die Stelle mit den Eisenbahnschienen kam mir zum Beispiel vollkommen überzogen vor, genau so wie das Ende. Hier spielen außerdem ziemlich viele Zufälle eine Rolle. Hach, ich weiß nicht... hinterher war ich einfach nicht zufrieden. Dazu kommt, dass ich solchen Filmen (leider fällt es mir schwer, dafür ein Genre zu nennen) allgemein schon wenig abgewinnen kann, anderen gefällt er vielleicht besser und sie können über die Macken eher hinwegsehen.

Erstveröffentlichung

war im Cinestar, Frankfurt

Giallorossa * 9.0

Überraschende Story-Wendung!

Dieser Film hat mich begeistert. Er spielt Ende der 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts, und er ist auch genauso gemacht, als wäre er dort entstanden. Es ist sehr angenehm, sich mal nicht auf so schnelle Cuts einlassen zu müssen, wie sie heutzutage üblich sind. Die Story hat ihren Plot-Twist in der Mitte des Films, der in meinen Augen recht originell und unvorhersehbar ist. Alle Schauspieler spielen überzeugend ihre Rolle. Eines meiner Lieblingslieder der "Haarspray"-Metal-Zeit zum Abspann ("Wait" von White Lion), mittendrin meine ich auch "In the Arms of a Stranger" von Signal erkannt zu haben. Dazu noch die richtigen Klamotten und Kulissen mit dem Flair der End-Achtziger. Fazit: Rundum gelungen.

war im Cinecitta', Nürnberg

Dr_Schaedel * 5.0

Auf Bewährung

Es war der Name Joe R. Lansdale, der mich in diesen Film gelockt hat. Lansdale, der leider immer nur auf das Drehbuch zu BUBBA HO-TEP reduziert wird, ist eigentlich ein Garant für feurige texanische Eintöpfe aus witzig-scharfen Dialogen und jeder Menge blutiger Nasen, man denke nur an seine Hap & Leonard-Buchreihe.

Warum er sein Talent hier nicht ausspielt, ist mir nicht ganz klar. Vielleicht hat er sich ein wenig bei der Aufgabe verhoben, quasi zwei Storys zu erzählen, zuerst die eine vom Vater, der wider Willen zum Killer wurde, und der seine Familie beschützen will, und dann die zweite, in der er aus freien Stücken Teil eines Plans wird, der einem höheren Ziel dienen soll.

Herausgekommen ist ein eher konventioneller Thriller, der vor allem mit dem Auftritt von Don Johnson ein wenig Würze bekommt, aber letztlich auf dem Niveau einer US-Krimiserienfolge stagniert. Langweilig wird es zwar zu keinem Zeitpunkt, und es geht auch unter die Haut, wenn überraschend ein wirklich heißes Eisen angepackt wird, auch der Showdown ist dann entsprechend zufriedenstellend, aber man kann weder von einem actionreichen noch von einem besonders raffinierten oder von brillanten Dialogen geprägten Film sprechen.

Die Kamera müht sich redlich, die Südstaatengeschichte in stimmungsvolle, aber dennoch naturalistische Bilder zu packen. Aber auch hier regiert doch eher das Mittelmaß. Kurze Begeisterung kommt ab und zu bei der Ausstattung auf. Meine Güte, haben wir unsere Filme früher wirklich auf diesen monströsen VHS-Kassetten geguckt, mit wackelndem Bild und „TBC“-Einblendung?
(Abgesehen von solchen kleinen nostalgischen Momenten erschließt sich mir nicht, warum die Handlung unbedingt im Jahr 1989 angesiedelt sein muss. Vielleicht sollte man doch auch mal den Roman lesen.)

Fazit: Ein guter Krimi für einen verregneten Sonntag zuhause, fürs FFF definitiv zuwenig.

war im Cinema, München

misspider * 7.5

Auch wenn die Story ziemlich viele Haken schlägt, deren Intention sich nicht sofort erschließt, zeichnet der Film ein stimmiges Bild, in dem Ausstattung, Atmosphäre und Charakterzeichnung perfekt zusammenpassen. Michael C. Hall liefert eine grandiose Vorstellung: sensibel, unsicher, aber dann nimmt er ordentlich Fahrt auf... Und wenn sogar Don Johnson einen überzeugenden Auftritt hinlegt, geschehen noch Zeichen und Wunder. Ein Wahnsinnsthriller!

war im Metropol, Stuttgart

ArthurA * 8.0

Wendungsreich und toll gespielt

Wenn der sanftmütige Richard (Michael C. Hall) einen Einbrecher in seinem Haus erschießt (weniger aus Heldenmut und Entschlossenheit und mehr, weil sein Finger am Abzug zitterte), ahnt er noch nicht, dass sein Leben sich dadurch grundlegend verändern wird und viele seiner Überzeugungen in ihren Grundfesten erschüttert werden. Die Tat wird von der Polizei nur zu gerne als Notwehr zugunsten des braven Bürgers ausgelegt, doch einen kümmert das wenig - den frisch aus dem Knast entlassenen Russel (Sam Shepard), den Vater des Toten. Er sucht Richard bald auf und terrorisiert ihn und seine Familie. Doch schon bald ändert sich die Situation für alle Beteiligten und Richard findet sich in einem Spiral aus Lügen und Gewalt wieder. Mehr sollte man eigentlich zu dem knackigen Südstaaten-Thriller auch nicht verraten, denn seine große Wirkung bezieht er aus der wendungsreichen Geschichte. Ähnlich wie einst Martyrs (inhaltlich auf keiner Weise vergleichbar!) wechselt Cold in July mehrmals abrupt seine Fahrtrichtung, und am Ende ist der Zuschauer weit ab von dem gelandet, wo er sich anfangs noch vermutete. Die Grundthemen bleiben aber gleich und die Entwicklung der Figuren sehr stringent. Richard muss seine Männlichkeit unter Beweis stellen, um sich neben Russel und dem gewitzten und abgebrühten Privatdetektiv Jim Bob Luke (ein herrlicher Don Johnson mit einem richtig geilen Charakternamen) zu behaupten, die mit jedem Atemzug Maskulinität ausstrahlen, welche Richard zu fehlen scheint. Nur so lässt sich erklären (wenn auch nicht zur Befriedigung aller Zuschauer), weshalb Richard immer weiter in die gefährliche Welt dieser Männer einsteigt, auch wenn er zahlreiche Möglichkeiten dazu hat, sie zu verlassen. Michael C. Hall, hier ganz anders als der souveräne Dexter Morgan, verkörpert die Wandlung der Figur nachvollziehbar, was für die Glaubwürdigkeit des Films entscheidend ist.

Nichtsdestotrotz stehlen ihm Shepard und v. a. Johnson hier die Show. Johnsons coole Sprüche mögen manchmal in dem sonst sehr harten Thriller fehl am Platze wirken, lockern die Stimmung aber angenehm auf. Sehr gelungen ist auch das Setting des Films im Jahre 1989. Das Highlight daran ist die zweifellos von John Carpenter beeinflusste Synthesizer-Filmmusik, die auch lange nach der Sichtung des Films in Erinnerung bleibt. Auch die Kamera fängt die Südstaaten-Atmosphäre der Zeitperiode fantastisch ein.

Erstveröffentlichung

war im Cinedom, Köln

Herr_Kees * 7.0

Blood Complicated

Auch wenn die Raffinesse vergleichbar gelagerter Filme aus den "echten" 80ern von John Dahl oder den Coen Brothers fehlt, besticht der atmosphärische Texas Noir durch die Unberechenbarkeit seiner Handlung, die guten Darsteller und den coolen Synthie-Soundtrack.

Leimbacher-Mario * 7.5

Rache ist ein Gericht, das am besten überraschend serviert wird

"Cold in July" ist ein famoser Thriller, dem ich es gönnen würde, aus seinem Geheimtipp-Status herauszukommen. Hauptsache er geht nicht im filmgeschichtlichen Moloch unter. Die wendungsreiche & extrem unterhaltsame, auch stylische Geschichte über einen Mann/Vater, der einen unbewaffneten Einbrecher in seinem Haus erschießt & es "Cape Fear"-artig mit dessen wütendem Vater zu tun bekommt, kann ich nur jedem Fan anspruchsvoller Thriller empfehlen. Carpenter-Synthie-Musik, Michael "Dexter" C. Hall in einer weiteren Paraderolle & ein paar alte Haudegen wie Don Johnson als Unterstützung - meine Begeisterung steigerte sich von Minute zu Minute. Die vielen Twists waren unvorhersehbar, der gesamte Film ungemein fesselnd & spannend. Geschichten erzählen im besten Sinne. In bester Pulp-Neo-Noir-Texas-Atmosphäre, hat der Film in seinem Mittelteil zwar einen Durchhänger, doch der Herzschlagbeginn & das blutige Shoot-Out-Finale entschädigen big time.

Oft erinnerte mich die wendungsreiche Irrfahrt mit wütenden Vatergefühlen, an "True Detective" interpretiert durch einen versierten Carpenter-Fan. Und mit einem dezenten aber spürbaren 80s-Setting kriegt man mich doch immer. Ebenso wie der Carpenter-Style scheinbar nie alt oder abgenutzt oder zu geklaut wirkt. Immer wieder sensationell, wie sehr der Altmeister die aktuelle Genregarde beeinflusst hat. Für "Dexter"-Fans ist der Protagonist noch sympathischer als ohnehin schon & Fans von Miami Vice kriegen einen freudigen Herzklabaster. Eine große Retro-Sause, ohne je an Originalität oder Eigenständigkeit zu verlieren oder zu einer seelenlose Hommage zu verkommen. Man errät nie, wie der Film verläuft & hinter jeder Ecke wartet eine Überraschung. Mal eine blutige Shotgun, mal ein trockenes Augenzwinkern, mal ein abartiges Snuff-Video - aber dieser Texas-Krimi ist immer eine Entdeckung wert, verlor nie mein Interesse & hielt die Spannung erwähnenswert hoch. Nicht meisterhaft, aber verdammt unterhaltsam!

Fazit: Atmosphärischer Thriller mit exzellenten Darstellern & coolem 80s-Retro-Feeling, der einen konstant am Rand des Sitzes hält. Starker Neo-Noir & Geheimtipp!

58 Bewertungen auf f3a.net

Zurück

Bewertungen

Cold in July
  • Score [BETA]: 75
  • f3a.net: 6.8/10 58
  • IMDb: 7.2/10
  • Rotten Tomatoes: 86%
  • Metacritic: 73/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-28 10:25

Archiv Suche


oder ?