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Review Creep

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Aus einer Zeit vor Uber
von Leimbacher-Mario

Alle paar Jahre kommt ein Film namens "Creep". Meist im Horrorgenre, meist etwas trashig. Alle paar Jahre kommt ein Film in der U-Bahn. Meist ein Horrorfilm, meist etwas trashig... "Creep" von 2004 ist genau so ein Film, dem man nicht viel zutraut und der höchstens als Fast Food durchgeht. Aber muss halt auch mal sein und das macht die britisch-deutsche Ko-Produktion wirklich besser als manch harsche Kritiken meinen lassen können. Er scheint polarisierender zu sein als ich dachte. Franka Potente hatte Anfang des neuen Jahrtausends einen Lauf als Scream Queen ("Anatomie"?) und ist hier ebenfalls eine Bank. Doch zuerst schläft sie genau auf so einer Bank in der Londoner Subway ein - nur um kurz darauf von einer missgebildeten Gestalt durch die dunklen Gänge und dreckigen Katakomben gejagt zu werden...

Für Vielgucker ist "Creep" für den hohlen Zahn. Für mich ist er aber ein kleines Guilty Pleasure, das mich damals als Teenager positiv überrascht hat und das noch immer kurzweilige Unterhaltung bietet. Vor allem durch den sehr erfreulichen Goregehalt, gerade für FSK 16. Wer also auf Backwood- oder Untergrund-Slasher ala "Wrong Turn" oder "The Descent" steht, kann den hier ruhig mal in einer Spätsession nachholen. Kein Anspruch, nix Neues, keine Langeweile. Aber spannend, solide gemacht und fetzig. Mittlerweile mag ich Hälfte eins sogar mehr als die splattrige zweite, da dort eine feine Atmosphäre aufgebaut wird in der menschenleeren und leichenvollen Londoner U-Bahn.

Von den Besten seines Fachs ist "Creep" weit entfernt, er ist kein "Midnight Meat Train" oder "Mimic", trotzdem kann ich ihn guten Gewissens als Horrorhappen empfehlen. Warum man ihn komplett abstraft, kann ich nicht verstehen. Da sind ähnliche Nachzöglinge à la "Stag Night" deutlich schwächer. Die blutigen Effekte sind nicht von der Stange und haben sich gut gehalten, das "Tunnelmonster" ist tragisch und gruselig zugleich, sieht beängstigend aus und bewegt sich schön unmenschlich. Top dargestellt!

Niemand bezweifelt den Ausgang, niemand nimmt den Film ernst, er sich dafür erfreulicherweise schon. Er zieht seinen Stiefel hart durch und wird zu einer der besseren deutsch-britischen Kooperationen. Er ist jedoch eindeutig mehr Insel als Germany. Kein Wunder, dass Regisseur Chris Smith mit "Severance" und "Triangle" noch zwei weitere äußerst gelungene Genrebeiträge ablieferte - bei "Creep" war sein Talent schon leicht verdeckt sichtbar. Erfindet das creepy U-Bahn-Subsubgenre nicht neu - ist jedoch viel weiter entfernt von einer Gurke, als er eigentlich jedes Recht hätte.

Fazit: absolut brauchbarer und kurzweiliger Tube-Horror, der das Backwood unter Englands Hauptstadt verlegt. Ein pulstreibender Mix aus "Castle Freak" und "The Hills Have Eyes" - nur eben in der U-Bahn von London. Etwas unterschätzt!

40 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Creep
  • f3a.net: 5.3/10 40
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-18 08:00

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