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Review The Crucifixion

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Gott bewahre
von D.S.

Da ich das FFF mit einer Dauerkarte besuche und folglich ohnehin alle Filme sehe, versuche ich, im Vorhinein möglichst wenige Informationen über die einzelnen Beiträge einzusammeln – um ihnen so unbelastet entgegentreten zu können, wie das nur machbar ist und mich einfach von dem überraschen lassen zu können, was mir da gleich von der Leinwand entgegenströmen wird. Im Falle von THE CRUCIFIXION führte diese Taktik dazu, dass mich der größte Schock des Films beim Beginn seines Abspanns ereilte: Ernsthaft, für DIESEN Mist ist Xavier Gens verantwortlich?! Vor allem sein FRONTIER(S) und sein Beitrag zu ABCs OF DEATH, XXL, hatten mich damals wirklich begeistert. Sein neuestes Werk empfinde ich dagegen als Trauerspiel: langatmig, visuell äußerst zahm, inhaltlich sehr wenig originell, dazu mit bedenklichen religiösen Untertönen versehen. Nein, eigentlich nicht Untertönen. Tatsächlich wirkt THE CRUCIFIXION wie eine überlange Lehrstunde in Christen-Propaganda. Und das nicht nur hinsichtlich des Pay-offs der Story. Auch zahlreiche Dialoge beziehen hier eindeutig Position, weisen in ihrer Aussage keinerlei Ambivalenz auf – und erfahren auch durch den Verlauf der Handlung keine.

Diese, mal wieder als Adaption einer wahren Geschichte aus 2004 dargestellte, dreht sich um eine junge US-amerikanische Journalistin (Sophie Cookson, KINGSMAN), die aufgrund von Kindheitserfahrungen eine trotzig pubertär gezeichnete Ablehnung gegen Religion und Kirche hegt. Als sie Wind vom Tod einer 23-jährigen Nonne bekommt, die bei einem Exorzismus-Ritual gekreuzigt wurde, fliegt sie nach Rumänien, um die Hintergründe für einen Leitartikel zu ermitteln – und ihre Überzeugung von der zerstörerisch irrationalen Kraft des christlichen Glaubens bestätigt zu sehen.

Aber ach, Xavier Gens und seine Drehbuchautoren Chad und Carey Hayes, immerhin verantwortlich für die Mainstream-Horror-Highlights THE CONJURING 1 & 2, wollen ihr und uns diesen Gefallen nicht tun: THE CRUCIFIXION zeigt das Übernatürliche und Dämonische von Beginn an als Realität; er vermeidet resolut die geschickte Offenheit von Filmen wie THE EXORCISM OF EMILY ROSE, betont aber gleichzeitig seine Verortung als wahre Geschichte und lässt damit nur die Vermutung zu, dass die Verantwortlichen es ernst meinen und tatsächlich Werbung für den Katholizismus betreiben wollen.

Das ist mindestens irritierend, jedoch bei Weitem nicht das einzige Ärgernis an diesem Film. Zwar ist er technisch routiniert umgesetzt, verfügt über eine gute Kameraarbeit und kreiert einige gelungene Bilder, ein paar davon sogar recht ungesehen – wie etwa das von hunderten Spinnen, die ekelerregend über einen menschlichen Körper krabbeln. Er ist jedoch gleichzeitig viel zu langatmig und höhepunktarm erzählt, voll mit unnötig ausgewalzten Dialogen, in seinem Klimax vorhersehbar und generell in seiner Handlung sowie ihrer Entfaltung altbekannt.

Schlussendlich bietet THE CRUCIFIXION viel zu wenig, das man nicht schon andernorts dramatischer umgesetzt gesehen hat. Die Erzählung ist oft umständlich, der Pay-off meist gering. Die inhärente religiöse Botschaft ist zudem sehr aufdringlich in Szene gesetzt und sorgt je nach persönlicher Disposition dafür, dass der Film fast zum Ärgernis wird. Mit 4 von 10 Punkten gut bedient – die gibt es von mir auch nur, da ich eine hohe Affinität zum Thema habe und die Hauptdarstellerin überzeugt.

glotzte im Cinestar, Frankfurt

24 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Crucifixion
  • Score [BETA]: 51
  • f3a.net: 5.2/10 24
  • IMDb: 4.9/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-26 21:47

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