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Review Dark Touch

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Dieser Review enthält SPOILER!

Dark isser und touchy auch...
von Jimmyjohnjamesmyer

... hat aber, wie Hauptfigur Neve auch, einige blaue Flecken.

"Dark Touch" fängt extrem stark an. Der Soundtrack ist so düster und bedrückend, daß er mit den ganz großen Hits mithalten kann, und so hat man schon gleich zu Anfang einen Ködel in der Hose.

Nach der starken Titelsequenz geht es dann sehr mysteriös weiter. Der Film hält über eine lange Strecke alles sehr nebulös und wirft einem etliche Referenzen à la "Amityville Horror", "Children of the corn" und "Carrie" vor die Füße, um dann fröhlich drauf rumzutreten. Dabei ist die erste Hälfte des Filmes atmosphärisch verdammt dicht, schafft es auch in an sich unspektakulären Szenen, auf seltsame Art gruselig zu sein und fesselt vor allem durch ein grummelndes Gefühl in der Magengrube, das einen Schlimmes erahnen lässt.

Eben dies tritt dann auch schnell ein und dabei wird der ansonsten eher zahme Film stellenweise überraschend hart.... visuell!! Das ist aber nicht die wahre Stärke des Streifens. Neben der bitterbösen Atmosphäre, der extrem überzeugenden Hauptdarstellerin, die das gleichzeitig herzallerliebste und scheissgruselige Mädchen Neve spielt, ist vor allem der emotionale bzw. psychologische Schlag in die Magengrube nicht zu verachten. Schon bei "In my Skin" hat sich die Regisseurin mit eher unbequemen Themen auseinandergesetzt und das führt sie hier auch fort, denn unter all dem mystischen übernatürlichen Klumpatsch ist "Dark Touch" ein Film der sich auf mutige Art und Weise mit Kindesmisbrauch auseinandersetzt.
Es ist schon ein wenig verstörend, wenn die von dem Mädchen von Zauberhand in Bewegung versetzten Gegenstände nicht mehr nur prügelnde Eltern zermanschen und punktieren, sondern sich betriebsblind auch gegen wohlgesonnene Erwachsene, Freunde und die vermeintliche Rächerin der Geprügelten selbst wenden.
Zwar wird es immer im Dunklen gehalten ob das Gezeigte nun Realität oder verzerrte Wahrnehmung ist, aber die Art mit der der Film am Ende immer mehr ins Absurde gleitet macht, spätestens wenn überall Feuer ausbrechen, Puppen brennen und die ganze Welt von üblen Arschlöchern bevölkert scheint, schon recht deutlich, daß man hier die Welt durch die Augen von jemandem sieht, der nie gelernt hat zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, da das Gute von Anfang an nur als eine Fassade daherkam.

Dieser Grundgedanke einer komplett zerstörten Weltsicht führt zu mancher schmerzhaften Szene, die durch den völlig abgekoppelten Gesichtsausdruck des Mädchens zwischen Engel und Creepy Kid noch doppelt hart wirkt. Besonders die Szene als der Pflegemutter die Hand ausrutscht und Neve als Reaktion darauf ihren Rock hebt ist verstörend... aber Szenen wie diese sind beileibe nicht selten in "Dark Touch". Insofern schafft der Film eine Position einzunehmen, die so ziemlich allen Filmen, die sich auf meist übel kitschige Art mit Kindesmisbrauch beschäftigen, fehlt.
Wo es aber am Anfang durch das mysteriöse und subtile funktioniert wird dann leider das Ruder rumgerissen und der Film fängt plötzlich völlig übertrieben an nicht nur immer absurder sondern gleichzeitig immer offensichtlicher zu werden. Die verdrehte Wahrnehmung wird einem gegen Ende immer platter unter die Nase gerieben, wenn Kinder und Erwachsene arg zwanghaft die Rollen tauschen und kulminiert dann in einem zwar was den Plot angeht überaus konsequenten und so gar nicht den Konventionen entsprechenden Finale, das aber nicht nur unter den extrem auf die Probe gestellten und klar überforderten schauspielerischen Leistungen und CGI-Effekten leidet sondern auch plötzlich unangenehm "preachy" daherkommt.

Alles in allem schade, denn der Film bewegt zum Nachdenken (wenn man sich drauf einlässt und nicht von der Geisterhaus/Hexenmädchen-Verpackung fehlleiten lässt, um dann über einen langweiligen Horrorfilm zu nörgeln) und beleuchtet Aspekte, die ich selten so kompromisslos dargestellt gesehen habe (mir fiele jetzt nur "Mysterious Skin" ein, der auch eine ähnlich mysteriöse Dramaturgie hat).

Keine leichte Kost, kein wirklicher Horrorfilm und zum grössten Teil ein ziemlicher Slowburner. Die positiven Aspekte überwiegen hier aber bei weitem und da mich der Film immer noch nachdenken lässt muß hier irgendwas richtig gemacht worden sein.

war im Cinemaxx 6, Hamburg

42 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Dark Touch
  • Score [BETA]: 65
  • f3a.net: 5.3/10 42
  • IMDb: 7.6/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-25 17:31

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