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Review Dead Silence

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Langweiliges Kasperle-Theater
von Herbert.West

Der neue (und insgesamt erst zweite) Film der beiden "Saw"-Schöpfer James Wan und Leigh Whannell ist für mich eine handfeste Enttäuschung. Klar, einen weiteren Kracher wie "Saw" konnte man nicht erwarten, aber der Trailer suggerierte immerhin einen netten, eher altmodischen und atmosphärischen Puppen-Horrorfilm. Nun, "altmodisch" auf eine positive Art ist der Film leider nicht, sondern vielmehr altbacken. Von ein paar netten Kameratricks und Einstellungen abgesehen handelt es sich bei "Dead Silence" um einen ziemlich zweitklassigen Film des Puppen-Horrorgenres. Und die meisten Filme dieses Untergenres taugen sowieso schon nicht viel. Chucky würde die sämtlichen, ziemlich ungruseligen Puppen dieses Films allesamt zum Frühstück verspeisen.

Was die Spannung anbelangt, ist "Dead Silence" gleich mal das Gegenteil von "Saw", denn es kommt den ganzen Film durch keine auf - auch im etwas temporeicheren (aber dennoch missglückten) Showdown nicht. Nur mit den immer gleichen Methoden kann man auf Dauer eben keine Spannung erzeugen, als da wären: Das ständige Augenverdrehen der Puppen, wenn gerade keiner hinschaut (gähn). Ein bisschen Stimmgewimmer im Hintergrund (ein Klischee, das schon vor über 100 Jahren einen meterlangen Bart hatte, als Oscar Wilde es in "Das Gespenst von Canterville" parodierte). Der Ambient-Score, die plötzlich aufhört. Lustigerweise hören die Protagonisten im Film anscheinend auch die Filmmusik, denn der Hauptdarsteller verkündet an einer Stelle, als sie plötzlich stoppt: "This is how it starts". Nur eins der extrem zahlreich auftretenden Logikprobleme dieses Filmes.

Ein weiteres Problem: Der Hauptdarsteller. Ryan Kwanten muss den ganzen Film auf seinen Schultern tragen, doch die sind viel zu schmächtig dafür, und er selbst zeichnet sich in erster Linie durch fehlendes Charisma aus. Die Nebenrollen sind mit Amber Valetta, Bob Gunton, Donnie Wahlberg und einigen anderen deutlich besser besetzt. Allerdings hat sich vor allem Wahlberg mit dem schlechten Drehbuch abzukämpfen, das für ihn die schlechtesten Dialogzeilen bereit hält. Das Drehbuch ist konfus, unschlüssig und lässt kein Fettnäpfchen aus. Die Handlungsweisen der Protagonisten sind völlig unverständlich. Warum beispielsweise lässt der Polizist (Wahlberg) unsere Hauptfigur einfach laufen, nachdem dessen Frau ermordet wurde, und er der einzige Verdächtige ist?

Mit Make-up- und Gore-Effekten sieht es auch ziemlich mager aus. Andererseits: Es muss ja auch nicht jeder Horrorfilm von Blut und Eingeweiden triefen. Dann hätte man es im Gegenzug aber halt gerne spannend, denn man möchte ja von irgendwas unterhalten werden. Leider gibt’s von gar nichts viel in "Dead Silence" - außer den erwähnten Logikproblemen und Unstimmigkeiten. Die Computereffekte sind übrigens aus der untersten Schublade. Zugegeben, das Budget war nicht riesig, aber für 20 Mio. Dollar kann man sicher mehr hinkriegen.

Wie sieht es mit Humor aus? Nimmt der Film sich wenigstens nicht ernst? Leider auch hier Fehlanzeige. Bei den "Chucky"-Filmen hat man irgendwann eingesehen, dass Puppen-Horror im Grunde ein ziemlich trashiges Terrain ist, und man ohne Humor auf Dauer nicht weiterkommt (zumindest nicht über mehrere Fortsetzungen). Bei "Dead Silence" wirkt sich das Fehlen jeglicher Ironie sehr negativ aus, da der Film an sich schon vollkommen unglaubwürdig ist, und man mit einem Schuss Humor sicher noch einiges hätte retten können. Die unpassende Ernsthaftigkeit führt häufiger zum Aufkommen unfreiwilliger Komik, was dann immerhin doch noch für etwas Unterhaltung sorgt (wenn auch nicht auf die beabsichtigte Art und Weise).

Es bleibt abzuwarten, ob "Saw" nur ein Glückstreffer von Leigh/Whannell war, oder ob da in Zukunft noch mal was Brauchbares kommt. Es ist zwar nicht so, dass "Dead Silence" von vorne bis hinten komplett daneben ist; man kann ihn schon mal ganz gut nebenbei wegschauen, ohne davon Kopfschmerzen zu bekommen. Aber knapper Genre-Durchschnitt reicht eben nicht für einen "Saw"-Nachfolger aus.

45 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Dead Silence
  • Score [BETA]: 61
  • f3a.net: 6.1/10 45
Bewertungen von IMDb werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-29 12:56

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