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Review Deathgasm

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Reborn by Metal
von D.S.

DEATHGASM ist genau der Film, den sein Titel erwarten lässt: ein zwischen alberner Comedy und Selbstironie pendelnder, wild-fröhlicher Zombie-/Dämonen-Splatterer mit jeder Menge lauter, schwarzer Musik. Und er ist genau das, was etwa der letztjährige METALHEAD nicht war: ein Film von Metalfans für Metalfans, der bis ins Detail Liebe zur Szene, ihrer Kultur und ihren Eigenheiten beweist.

Von Ansatz und Tonalität her lassen sich diese beiden Filme natürlich überhaupt nicht vergleichen – Partyfilm hier, soziopsychologische Studie dort. Was jedoch den impliziten Anspruch betrifft, dem echten Leben oder zumindest Erleben von Metalfans gerecht zu werden, präsentiert sich DEATHGASM als ganz klarer Gewinner. Und definitiv als dasjenige Werk, das man sehen will, wenn man sich als Teil der portraitierten Subkultur betrachtet.

Denn aller speziell in Skandinavien und Florida gerne zur Schau gestellten satanistischen Ernsthaftigkeit, aller radikalen und finsteren Attitüde zum Trotz: (Death) Metal hat ein feierwütiges, alkoholisiertes, amüsiersüchtiges Herz. Und nimmt seine Äußerlichkeiten und Rituale viel weniger ernst als jeder außenstehende Betrachter. Was sich in DEATHGASM etwa darin äußert, dass er sich immer wieder mit Inbrunst über szeneeigene Klischees lustig macht – mit so viel Treffsicherheit, wie sie eben nur ein echter Fan beweisen kann. Dass er ein solcher ist, bewies der unglaublich sympathisch wirkende Regisseur Jason Lei Howden bei der Präsentation des Films in Frankfurt nicht zuletzt dadurch, dass er in authentischer Kutte auf die Bühne vor der Leinwand stürmte – und beim Q&A durch spaßige Anekdoten immer wieder deutlich machte, dass ein guter Teil der Handlung autobiographisch eingefärbt ist.

Mal abgesehen vom Szenefilm und der „Metaller versus Normalos“-Komödie will DEATHGASM aber natürlich vor allem auch ein Zombiespektakel sein. Nein, eher ein Dämonenspektakel, aber die Grenzen sind da fließend. Ganz wie bei den 80er-Kultfilmen DEMONS 1 + 2, die ganz offensichtlich Hauptinspirationsquelle des Streifens waren (was vom Regisseur auch so bestätigt wurde).

Da haben wir also den gemobbten Außenseiter, der sich an seinen Peinigern rächen möchte – und seine Chance gekommen sieht, als er im Nachlass eines seiner Metal-Idole die Noten zu einer Dämonenbeschwörungshymne findet. Der Text verspricht ihm Macht und Kontrolle, also bringt er seine Band dazu, das Stück zu intonieren. Aber leider sind die unmittelbaren Konsequenzen nicht die, mit denen er gerechnet hatte: Fast die gesamte Bevölkerung seiner Kleinstadt verwandelt sich in blutrünstige Wesen, die es auch auf ihn abgesehen haben. Und dann gibt es da auch noch eine obskure Satanistensekte, die hinter den Noten her ist – und deren Geheimnis offenbar besser kennt...

In seinem Horror-, ja sogar in seinem Horror-Comedy-Set-up weist DEATHGASM jedoch leider einige Schwächen auf. So lässt er es in seinem Bemühen, der Hauptfigur Tiefe zu verleihen, vielleicht einen Tick zu lange zu gemächlich angehen: Es dauert eine ganze Zeit, bis die Handlung schließlich in dem Splatter- und Fun-Exzess mündet, auf den man als Zuschauer hier ja eigentlich nur wartet. Einige Nebenhandlungsstränge haben dabei wohl auch etwas zu viel Gewicht abbekommen, verkomplizieren den eigentlich simplen Spaß unnötig – insbesondere die Story um den Komponisten der teuflischen Noten und die ihn jagende Sekte hätte deutlich eleganter, weniger vom Kern des Geschehens ablenkend in den Plot integriert werden können. Sie wirkt mehrfach unterbrechend und schadet dem Tempo, wenn sie auch für einige gute Lacher sorgt. Problematisch ist – neben dem etwas zu aufdringlichen „Placement“ wohl mit dem Regisseur befreundeter Bands – ebenfalls, dass man der Hauptfigur ihre Rachelust, ihre Motivation zum Beschwören der dämonischen Kräfte nicht so ganz abnehmen mag. Dafür ist sie einfach zu sehr als lieber, grundguter Kerl gezeichnet. Um jetzt nicht „Weichei“ zu sagen.

Natürlich könnte man jetzt außerdem noch den hochgradig pubertären Charakter erwähnen, den der Film in vielen Sequenzen aufweist. Vor allem, wenn er in epischer Breite die Dämonenbekämpfung mithilfe von Sexspielzeugen zelebriert. Aber hey, genau dafür ist DEATHGASM ja nun mal ein alberner Partyfilm. Ein Dildo ist zwar kein neuer Rasenmäher. Aber zumindest in diesem Umfeld, ähm, eindringlich erfrischend. Und macht Spaß.

Das gilt auch für den Film als Ganzes, den genannten Schwächen zum Trotz. Die Mehrheit der Witze sitzt, das Gore-Level ist – nach anfänglicher Durststrecke – enorm hoch, die handgemachten Effekte sind dabei großenteils beeindruckend. Die Handlung wirkt in dieser Form unverbraucht genug, die Darsteller machen ihre Sache ordentlich. Zwar darf man keinen neuen BRAINDEAD erwarten. Und für den vollen Genuss braucht man vermutlich eine gewisse Metal-Affinität. Aber in seiner guten Splatterlaune ist DEATHGASM ansteckend und auf jeden Fall eine sichere, sehr sympathische Party-Bank. 7 Punkte. Und eine fette Pommesgabel.

war im Cinestar, Frankfurt

69 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Deathgasm
  • Score [BETA]: 72
  • f3a.net: 6.9/10 69
  • IMDb: 6.8/10
  • Rotten Tomatoes: 80%
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-28 10:05

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