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Dieser Review enthält SPOILER!

Hoppla ... war das wirklich so gedacht?
von Dragosz

Naja, grossartiges hatte ich mir hier sowieso nicht erwartet - im besten Fall halt einen kurzweiligen Zeitvertreib, etwa im Stil von "Drop Dead Gorgeous". Die Voraussetzungen dafür wären ja da: Unser Held Luke und sein dicklicher Zimmergenosse Roger warten, wie in diesen Teenieklamotten üblich, auf den ersten Fick - und um die beiden herum sind natürlich viele knusprige Mädels. Diesen hinreichend bekannten Eintopf würzen wir mit weiteren abgestandenen Zutaten: Wie wärs mit einem muskulösen, aber nicht allzu intelligenten Football-Spieler, der bei den Mädchen besser ankommt? Dazu vielleicht noch einen voreingenommenen Polizisten, der in dem Fall nur eine weitere Stufe auf seiner Karriereleiter sieht? Noch was moralisches fürs Poesiealbum gefällig ... da nehmen wir die nicht ganz so auffallend hübsche, dafür aber patente Alex, die auf der Seite der Jungen steht. Es ist natürlich von Anfang an greifbar, dass Luke am Ende in ihr sein Glück erkennen muss. Soweit, so altbacken - deshalb fügen wir noch einen kräftigen Schuss SF/Horror hinzu: All die heissen Bräute, die den Jungen an die Wäsche wollen, sind in Wirklichkeit Aliens, die eine tiefgefrorene Leiche nach der anderen hinterlassen.

Das alles ergibt in der Summe einen passablen Lückenfüller, den man nicht unbedingt gesehen haben muss, und über den ich nicht so viel schreiben würde, hätte ich nicht das Gefühl, dass hier irgendwo zwischen Idee und Endprodukt das eigentliche Thema des Filmes verlorengegangen ist: Das Spiel mit den Geschlechterrollen. Roger (in meinen Augen die interessanteste Figur) sagt im Verlauf des Filmes mindestens zweimal "I’m still a virgin" - und man darf die Position, die er dabei einnimmt, durchaus als weiblich sehen. Die (Alien-)Mädchen sind es, die scharf rangehen, und als ihn eine auf der Party in der Toilette vernaschen will, "zickt" er: "Nein, nicht hier. Ich habe mir mein erstes Mal romantischer vorgestellt." Beim Alien-Sex (in den meisten Fällen darf man sagen: Alien-Vergewaltigungen) sind denn auch die Männer nicht die penetrierenden, sondern die von Alien-Tentakeln penetrierten.

Roger bekommt seine "romantische Nacht" doch noch, und erzählt in der intensivsten Szene des Films seinem Alien-Mädchen vom Verdacht seines Freundes - worauf sie, die Ertappte, sich dazu entschliesst (kleiner Trommelwirbel bitte) ... ihm die Wahrheit zu beichten. Den beiden bleibt nur wenig Zeit, sich trotzdem offen zueinander zu bekennen, weil Luke, der die Wahrheit jetzt kennt, schon dabei ist, seinem Freund zu Hilfe zu eilen. Immerhin: Roger kann seinen weiblichen Part noch vollständig ausfüllen, indem er die Penetration bewusst zulässt, und wir sehen ihn - der "Retter" ist bereits da - noch etwas nicht lebensfähiges gebären. Hier kippt der Film leider, und uns holt wieder der alte Teen-Horror-Standard ein: Wer Sex hatte muss sterben (Roger kommt nicht lebend aus dem Krankenhaus), und die jetzt eigentlich sympathischen Aliens werden bis auf die Letzte ausgerottet.

Die Message ist also einmal mehr: bleib keusch und halt dich von allem Fremdartigen fern. In der Schlussszene dann noch der endgültige Absturz ins Platte: Luke und Alex kommen sich endlich näher und - rate mal? - Alex, die mit allen verfügbaren Mitteln als Kontrast zu den Alien-Mädchen aufgebaut wurde, zeigt ihre Tentakel. Schade schade. Im diesjährigen Programm hat "White Skin" ein ähnliches Thema - und geht ein wenig besser damit um.

glotzte im City, München

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  • f3a.net: 4.9/10 15
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-23 17:22

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