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Review Deepwater

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Brackwasser
von D.S.

Ich kann nicht genau sagen, woran es liegt, daß "Deepwater" für mich nicht gezündet hat. Atmosphäre, schauspielerische Leistungen, die Story selbst? Vermutlich ein Stück von jedem.

Bei einem Mystery-angehauchten Thriller wie diesem ist es essentiell, daß der Zuschauer in eine entsprechend "mysteriöse" Stimmung hineinversetzt wird. Gerade angesichts der begrenzten Zahl von Locations, an denen sich hier die Handlung abspielt, müssen diese eine geheimnisvolle Atmosphäre atmen, muß das gesamte Setting uns in eine Art Zwielicht zwischen Schein und Sein ziehen. Das gelingt in diesem Fall aber nicht: das schäbige Motel mitten in der Provinz ist und bleibt einfach nur ein schäbiges Motel mitten in der Provinz; die abgewrackten Hinterwäldler und fertigen alten Indianer scheinen nie wirklich mehr zu sein als das. Ein Hauptgrund für diesen Mangel an Ausstrahlungskraft ist vermutlich in Beleuchtung und Soundtrack zu suchen. Die - zwar zweifellos oft sehr schönen und großen - Bilder von "Deepwater" sind nicht nur verwaschen, sondern vor allem auch viel zu häufig viel zu hell gehalten, was einer düsteren Stimmung doch ziemlich abträglich ist. Ebenso wirken die auftretenden Figuren längst nicht skurril oder beängstigend seltsam genug, um jeden Vergleich mit etwa David Lynchs Darstellung des kranken Kleinstadt-Kosmos in "Twin Peaks" als etwas anderes als eine Beleidigung erscheinen zu lassen.

Was unter anderem auch damit zusammenhängt, daß nicht alle Charaktere von Schauspielern mit geradezu überwältigend zu nennenden Fähigkeiten verkörpert werden. Sicherlich, Peter Coyote überzeugt als Kleinstadt-Pate Finch - wenn auch sogar seine Figur letztendlich zu normal angelegt ist. Die Nebenfiguren jedoch bleiben sämtlichst vollkommen blaß, und schlimmer noch: der Hauptdarsteller, Lucas Black, ist mit seiner doch etwas komplexeren Rolle sichtlich überfordert. Ausgestattet mit Mimik und Gestenspiel eines Baumstamms, scheint er jede geheimnisvolle Entdeckung, die er macht und jede bedrohliche Situation, der er begegnet, eher teilnahmslos mitzuverfolgen. Würde uns nicht das Drehbuch durch bestimmte Dialoge und Geschehnisse deutlich darauf hinweisen, daß er sich in der undurchsichtigen Gesellschaft von Deepwater zunehmend unwohl fühlt, könnte einem das glatt entgehen.

Ganz offensichtlich soll der Eindruck eines unheimlichen Spinnennetzes aufgebaut werden, in dem sich unser Protagonist immer tiefer verfängt, bis dann die Auflösung aller Geheimnisse uns wie ein Paukenschlag ereilt. Das gelingt dem Film jedoch nur sehr bedingt. Zwar steckt am Ende doch einiges mehr hinter der Kleinstadt-Un-Idylle, als man anfangs glauben mag. Das, WAS sich dann aber schließlich offenbart, ist im Jahre 2005 und für ein Publikum, das über ein wenig Erfahrung mit dieser Art Film verfügt, leider deutlich zu früh abzusehen (kein Wunder, schließlich gibt es entsprechende Andeutungen bereits im ersten Drittel von "Deepwater"). Doch selbst, wenn man die Clues verpaßt oder falsch interpretiert hat: richtig überraschen oder gar schocken kann einen die Auflösung der Mysterien nicht, denn sie erfolgt auf viel zu wenig dramatische, fast schon beiläufig zu nennende Weise. Und hinterläßt einen mit dem Gefühl, nur die x-te Variante einer altbekannten Idee gesehen zu haben.

Es ist nicht so, als würde "Deepwater" langweilen, man kann ihn sich durchaus ansehen, ohne sich zu ärgern. Er hat ein paar Stärken - insbesondere die Kameraarbeit und Peter Coyote. Aber seine Schwächen sind ebenso stark, wobei hier vor allem die Unentschlossenheit zu nennen ist, mit der Plot und Inszenierung zwischen Realität und Mystery hin und her pendeln. Zusammengefaßt gibt das von mir 5 Punkte. Ein Film, der mir wohl nicht lange im Gedächtnis bleiben wird, und falls doch, dann nur wegen des obskuren Cameos von Dee "Twisted Sister" Snider.

goutierte im Metropolis, Frankfurt

10 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Deepwater
  • f3a.net: 5.5/10 10
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-26 10:51

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