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Review The Devil’s Candy

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"Find what you love and let it kill you"
von D.S.

Wenn man eine seiner Hauptfiguren mit einem Bukowski-Zitat auf dem T-Shirt rumlaufen lässt, muss man als Film schon einigermaßen hart rüberkommen. Das ist nun THE DEVIL’S CANDY nicht wirklich gelungen – ernsthaft bedrohlich wirkenden Horror oder gar eine verstörende Atmosphäre bekommt man hier nicht geboten. Allerdings auch keine ironische Brechung oder (gewollt) cool-lustige Positionierung wie bei THE LOVED ONES, dem Vorgängerfilm von Regisseur Sean Byrne: Sein neues Werk ist ein straighter Satanismus-Grusler, oft angenehm laut, immer unterhaltsam, meist auf den Punkt inszeniert, stellenweise sogar recht intensiv spannend, aber weiß der Teufel nichts Weltbewegendes.

Irgendwie spielt Metal eine große Rolle für den Film. Diese Rolle wird allerdings nicht so recht klar – ist es eine bloße Vermarktungsstrategie, Vater und Tochter in entsprechenden Band-Shirts herumlaufen zu lassen und den Soundtrack so zu bestücken, weil man sich damit positive Szenen-Presse und Interesse der Kuttenträgerschaft erhofft? Für die Story ist die Musikrichtung, anders als etwa bei DEATHGASM, vollkommen unerheblich – wenn man mal vom Eröffnungsgag absieht, satanische Stimmen im Kopf ausgerechnet durch ein paar heavy Akkorde übertönen zu wollen. Und stilistisch ist Metal auf der Tonspur ja nun wirklich nichts Neues mehr. Hier wirkt die Songauswahl übrigens einigermaßen beliebig – angesichts des Themas wäre Black Metal wohl deutlich angebrachter gewesen, aber für größere Massenkompatibilität bleibt man bei Metallica, Pantera und Artverwandtem; ein paar Sekunden Slayer sind da schon das Extremste. Ist aber nicht dramatisch, für Dynamik wird jedenfalls gesorgt.

Wie auch immer, mir kam das alles ein wenig so vor wie wohlkalkuliertes Anbiedern. Mehr gestört hat mich allerdings, wie wenig die Story hinsichtlich ihres Hauptmotivs in die Tiefe geht. Da haben wir also ein Haus, das offensichtlich von einer teuflischen Präsenz geprägt ist. Warum wirkt diese sich aber nur auf einige Personen aus, auf andere gar nicht? Und warum ist ihre Wirkung auf die Betroffenen derart unterschiedlich? Wo kommt sie her, warum manifestiert sie sich gerade hier? Antworten werden nicht mal angedeutet, die Filmidee scheint in dieser Hinsicht nicht wirklich ausgereift.

Dass THE DEVIL’s CANDY insgesamt trotzdem sehr gut funktioniert, vor allem in der zweiten Hälfte fesselt und mitreißt, liegt zum einem an seinem fast durchweg sehr sympathischen, glaubwürdigen Cast, aus dem Pruitt Taylor Vince als nicht so sympathischer Serienmörder heraussticht: Ein Vollblut-Psychopath, dem man jederzeit abnimmt, dass er kleine Kinder zum Frühstück frisst. Zum anderen kann der Film visuell bestechen – vom billigen CGI-Feuer im Finale einmal abgesehen, überzeugt er durch eine farbintensive Bildsprache, bei der (natürlich) Rot die tragende Rolle einnimmt, sowie ein paar sehr wuchtige Einstellungen. Auch die vom Familienvater erstellten Gemälde sind nicht von schlechten Bacon-Eltern.

Wer einen Metal-Film oder einen originellen Horrorschocker sucht, geht zwar also bitte weiter. Wer aber einfach mal wieder Lust auf souverän inszenierte, spannungsvolle Genre-Unterhaltung hat, macht hier definitiv nichts falsch. 7 Punkte; macht seine Sache gut, aber auch nicht mehr.

war im Cinestar, Frankfurt

68 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Devil’s Candy
  • Score [BETA]: 75
  • f3a.net: 7.1/10 68
  • IMDb: 6.6/10
  • Rotten Tomatoes: 89%
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-25 02:37

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