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Review The Disappeared

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Ken Loach
von CineManiaX

Vermutlich wirkt "The Disappeared" umso besser, je geringer die Erwartungshaltung an den Film ist. Er punktet weder durch groß angelegte Schockeffekte noch durch Blut und Eingeweide und seine Spannungskurve hebt sich auch erst in den letzten 15 Minuten spürbar. Vielmehr entwickelt Regisseur und Drehbuchautor Johnny Kevorkian eine sehr stille und langsame Geistergeschichte, die er im tristen Grau der Südlondoner Hochhaussiedlungen platziert hat. Durch die aus der Arbeiterklasse stammenden Protagonisten, die auch schon ohne das Verschwinden ihres Bruders bzw. Sohnes mehr als genug mit dem Leben und seinen Widrigkeiten zu kämpfen hätten, weht tatsächlich ein Hauch von typisch britischem Sozialdrama durch den Film. In langen und ruhigen Sequenzen wird immer wieder die Einsamkeit der Hauptfigur thematisiert, dessen Suche nach dem Täter trotz ihres langsamen Tempos auch dadurch Spannung aufbauen kann, dass sich der Film bis zum letzten Drittel noch alle Möglichkeiten offenhält und deshalb auch in einem begrenzten Maße zum Miträtseln einlädt. Die Schuld-und-Sühne-Thematik wird leider nicht konsequent ausgebaut und auch die finale Auflösung hätte kontroverser ausfallen können und ist meiner Meinung nach zu plakativ für den Erzählstil, den der Film gewählt hat. Doch ich konnte damit gut leben, auch wenn ich mir eine Auflösung gewünscht hätte, die zum Nachdenken und Diskutieren anregt, aber auch so ist "The Disappeared" eine runde Sache - trotz einiger Ungereimtheiten, die man aber einem Erstlingswerk durchaus verzeihen kann und die sich auch nicht negativ auf den roten Faden des Films auswirken.

Für den über weite Strecken geglückten Versuch, ein tristes Sozialdrama mit einem Geisterthriller zu kombinieren und die großartige Besetzung der Hauptrolle gibt es noch einen Sympathiebonus. Und immer wieder konnte ich mich nicht des Gedanken erwehren, dass ich das britische Remake eines J-Horrors unter der Regie von Ken Loach sehe. Mehr als sieben Punkte sind für mich dennoch nicht drin, denn mein Wunsch, den Film nochmal zu sehen, tendiert gegen Null. Aber jeder, der einen auf Realismus getrimmten Geisterfilm sehen will, sollte "The Disappeared" eine Chance geben.

war im Cinemaxx 6, Berlin

35 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Disappeared
  • Score [BETA]: 64
  • f3a.net: 5.4/10 35
  • IMDb: 7.4/10
Bewertungen von IMDb werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-19 18:20

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