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Review District 9

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Es ist nicht alles Gold, was glänzt.
von D.S.

Schon wieder einer der ganz großen Publikumshits, bei denen sich mir die massive Begeisterung allerorten nicht so recht erschließen will. Natürlich hat DISTRICT 9 eine geniale Ausgangsidee und bringt bitterböse Analogien zum Rassismus in der westlichen Welt aufs Trapez: Aliens werden seit 1982 in einem Ghetto gehalten, weitestgehend von der menschlichen Bevölkerung separiert und von dieser gehasst - letztendlich nur, weil sie anders sind. Aber zum einen hätte man gerade diese Intoleranz und Verachtung der breiten Masse für meinen Geschmack noch ein ganzes Stück drastischer inszenieren können. Zum anderen ist die Absurdität der gezeigten Situation zwar hoch - aber wenn sie einmal etabliert ist; wenn man sich einmal an die Idee gewöhnt hat, dass in DISTRICT 9 nun mal Aliens als Flüchtlinge unter uns leben, dann kann diese Idee für sich allein eben auch nicht mehr verstörend wirken.

Wir sind doch aus Horror, Science Fiction und Fantasy wirklich jedes denkbare Setup gewohnt. Darum akzeptieren wir eine solche Ausgangssituation auch schnell als gegeben, ihr subversiver Witz ist nach spätestens 20 Minuten dahin. An dieser Stelle hat der Film zwei Möglichkeiten: wenn es ihm zuvorderst um eine Botschaft geht - also darum, uns in den Spiegel blicken zu lassen -, muss er versuchen, den Irritations- und darüber den Erkenntnisgrad kontinuierlich hoch zu halten. Er kann sich aber auch dafür entscheiden, einfach nur zu unterhalten. Dann erzählt er eben eine x-beliebige Story, die in das gegebene Setting eingebaut ist.

Leider entscheidet sich DISTRICT 9 für letzteres: er wird nach der sarkastischen Eröffnung recht bald zu einem ziemlich gewöhnlichen SciFi-Actioner, mit Monstern, Militär und jeder Menge Munition auf beiden Seiten. Großes Budget lässt es ordentlich krachen - und spätestens im letzten Drittel des Films hat man manchmal das Gefühl, dass es den Machern nur noch um möglichst spektakuläre Shoot-outs und Explosionen ging.

Zwar ist der Handlungsort sicherlich atmosphärisch ganz anders gelagert als in ähnlichen Filmen, und für einen typischen Hollywoodfilm ist das Ganze dann doch zu schmutzig und letztendlich mit zu hohen "Message"-Anteilen versehen. Aber vieles verbleibt im typischen Klischee: angefangen bei holzschnittartigen Charakteren, aufgehört beim Ausnutzen von Kindchenschema und Freundschafts-Kitsch.

So wurde ich das Gefühl nicht los, hier wurde unter dem Deckmantel von Sozialkritik und Progressivität versucht, das große Geld mit dem guten Gewissen eines aufgeklärten Publikums zu machen - quasi der SciFi-Blockbuster für die Attac-Generation und das Obama-Amerika, der aber wegen seiner massiven Special Effects auch alle anderen ins Kino ziehen dürfte.

Klar, DISTRICT 9 unterhält recht gut, wobei er in der ersten Hälfte durchaus einige Längen aufzuweisen hat und auch später mit der einen oder anderen Storyabschweifung ein wenig ermüdet. Sein Ansatz ist zunächst originell und macht in seinem fiktiven Rahmen ganz reale Probleme deutlich, wobei er statt des Holzhammers den Sarkasmus wählt und deshalb in dieser Hinsicht auch nachdrücklich funktioniert. Aber er ordnet seine Prämisse mit fortschreitender Laufzeit mehr und mehr der Konventionalität unter, geht auf Nummer Sicher und verliert dadurch am Ende fast alles, was er hätte erreichen können. Denn nicht die Anspielungen auf Fremdenfeindlichkeit und Rassismus werden bei der breiten Masse in Erinnerung bleiben. Sondern die abgefahrenen Alienwaffen und das riesige Raumschiff.

In diesem Sinne ist DISTRICT 9, insgesamt betrachtet, nichts mehr als leidlich gut funktionierendes Entertainment. Das ist ja auch was - aber mehr auch nicht. Wenn man böswillig ist, kann man ihm auch Heuchelei vorwerfen, zumindest aber eine gewisse Perfidität. Ich gebe ihm noch 6 Punkte, da mir das Ganze zunächst schon ziemlich viel Spaß gemacht hat. Später allerdings leider nicht mehr.

war im Metropolis 6, Frankfurt

99 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

District 9
  • Score [BETA]: 85
  • f3a.net: 8.1/10 99
  • IMDb: 8.8/10
Bewertungen von IMDb werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-20 05:26

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