s The Divide (2011) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews The Divide

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Reviewer

die_Lachsschaumspeise * 8.5

Hell is other people...

...and what they might do to you, and what you are willing to do to them, if you think you have to.

Xavier Gens hat - nach dem grandiosen "Frontiere(s)" - abermals das Kunststück vollbracht, aus einem schon recht ausgelutscht geglaubten Subgenre ein Maximum an Atmosphäre, Spannung und Intensität herauszuholen, ohne dabei großartige Neuerungen einzuführen. Denn auch für das ja auch schon reichlich beackerte Feld des Endzeit-Kammerspiels gilt, was Gens anno 2008 schon für den Backwoods-Slasher unter Beweis stellte: Er und sein Team beherrschen es einfach virtuos, auch und gerade in eigentlich altbekannten Settings und Story-Ausgangssituationen mittels Licht, Kameraführung, Schnitt, Sound-Design und nicht zuletzt Schauspieler_Innen-Führung eine ganz eigene, beklemmende und an die Nerven gehende Stimmung zu erzeugen, wie zur Zeit kaum jemand sonst - wobei er in "The Divide" im Grunde genommen dieselbe oder zumindest eine recht ähnliche Geschichte erzählt wie weiland in "Frontiere(s)": Eine überschaubare Gruppe von Menschen gerät in eine unvorhersehbare Extremsituation, in welcher Jede_R von ihnen alsbald gezwungen ist, ums eigene Überleben zu kämpfen... ob nun mit oder gegen die anderen.

"The End of the World is just the Beginning", lautete vor ein paar Jahren die Tagline für die Neuauflage der 1970er-SciFi-Serie "Battlestar Galactica". Nach dem Ansehen von "The Divide" möchte man obigem Satz die Worte "...of the End" hinzufügen. Denn nur zu bald kippt die Stimmung unter den in einem zu einer Art erweitertem Panic Room umgebauten Keller eines New Yorker Wohnkomplexes Eingeschlossenen, die soeben einen von unbekannter Seite inszenierten Atomraketen-Angriff auf New York City überlebt haben, von "Wir müssen jetzt alle zusammenhalten, egal wie unterschiedlich wir auch sind" in gegenseitiges Misstrauen, sich zusehends steigernd in soziale Paranoia und kulminierend in ein langsames und schmerzhaftes Abgleiten beinahe aller Beteiligten in absurd-grenzdebilen Wahnsinn, bei dem letztlich nur noch der individuelle Grad der geistigen Umnachtung variiert. Wie der Film hier nach und nach die Schraube (welche bei manchen dann endeffektiv mehr als nur ein bisschen locker ist) immer mehr und mehr anzieht, bis es kaum noch auszuhalten ist und sich die Überlebenden auf engstem Raum bald gegenseitig an die Gurgel gehen, ist breathtaking, und nicht zuletzt auch den zwar nicht immer überragenden, aber doch guten bis sehr guten schauspielerischen Leistungen zu verdanken, die übrigens zu einem Gutteil auf freier Improvisation und krassem "Staying in Character" auch nach Drehschluss beruhen. Jede der Figuren scheint dabei, obwohl größtenteils durchaus auch die üblichen Klischee-Zeichnungen bedient werden, dennoch extrem plastisch, realitätsnah und glaubwürdig gespielt. Besonders die Leistungen von Rosanna Arquette und (grandios) Michael Eklund sind hier hervorzuheben. Wie sich mit zunehmender Laufzeit die Trennlinie zwischen Solidarität / Menschlichkeit und Egoismus / Sadismus immer mehr verwischt, wie erste Machtspielchen in beschämende Demütigungen übergehen und letztlich in grausame Misshandlungen münden, wie die Finsternis des Kellerraums allmählich zur Düsternis der Menschheit in ihrer letzten Stunde wird, wie das verglimmende Licht der Hoffnung einer scheinbar ausweglosen Schwärze weicht, das alles ist unbedingt sehenswert und wird zumindest mich noch eine ganze Weile nach dem Ende des Films beschäftigen, und mich so manches Bild noch lange verfolgen. Und wenn der Film schlussendlich die zwar nicht gerade originelle, aber dennoch nicht minder bedeutsame Frage stellt, wofür es sich denn nach dem End of the World as we know it überhaupt noch lohnt, ums Überleben zu kämpfen, dann ahnen wir nur zu bald schon, dass die Antwort darauf nicht wirklich eine einfache sein wird.

Bislang neben "I Am You" mein absolutes Highlight des diesjährigen FFF-Programms. Nur Koen Mortiers "22nd of May" könnte (und wird das hoffentlich auch) diese trist-schonungslose Postapokalypse-Variation von Goldings "Lord of The Flies" in meiner Gunst noch übertreffen. Als Kind der 1980er Jahre, das ich auch heutzutage nächtens manchmal noch von Atombomben-Explosionen (alp-)träume, hätte ich persönlich genau diesen Film nur allzu gerne als Centerpiece gesehen.
Verdient hätte er es allemal.

staunte im Cinemaxx 3, Hamburg

Timo * 5.0

Im Kreise meiner Liebsten

THE DIVIDE ist rein formal Xavier Gens’ Bewerbungsvideo für einen Science Fiction Film der Kategorien EVENT HORIZON oder MOON - klaustrophobische Kammerspiele mit futuristischem Setdesign. Optisch und technisch gibt es hier nicht viel zu meckern. Ein Film wie aus einem Guss, dank toller Kameraarbeit, einem erstklassigen Score und vielen tollen Bildern. Wie auch schon zuvor in Gens’ Oevre vernachlässigt er aber auch in THE DIVIDE den Inhalt. Abermals die selben Konstellationen und Stolpersteinchen, bis der Film im letzten Drittel dann endlich sein Potential einigermaßen ausschöpft und eine gewisse Unberechenbarkeit mitschwingt, die den Zuschauer beunruhigen und vielleicht sogar etwas verstören kann. Insgesamt ist THE DIVIDE aber deshalb ein Film mit vielen und vor allem langen Durstlöchern. Dies zeichnet sich für den Zuschauer schon nach wenigen Minuten ab, was zusätzlich frustriert. Zudem wirkt die Hauptdarstellerin stets deplatziert. Fast scheint es so, als schlägt diese sich nur für die letzte Einstellung durch zwei Stunden recht ödes Sci-Fi Kammerspiel mit hölzernen Charakteren und der aufkommenden Frage: Wozu das alles?

Erstveröffentlichung

staunte im Metropolis 8, Frankfurt

Jimmyjohnjamesmyer S

Dieser Review enthält SPOILER!

Herr der Kellerscheisshausfliegen

Hrmpf.... der Herr Gens. Immer für schicke Bilder und drastische Szenen gut, aber sonst? The Divide sah sehr vielversprechend aus, ehrlich gesagt hat der Trailer auch das beste vorweggenommen. Nämlich den unglaublich tighten Einstieg des Filmes. Bis sich die Türen des Kellers schlossen, in dem sich die Hand voll Protagonisten vor dem Weltuntergang verstecken, war die Welt noch in Ordnung (naja, meine ... nicht die der Protagonisten). Aber dann ging’s auch rapide bergab... ein klaustrophobisches Kammerspiel mit ein paar Leuten, die in der Isolation paranoid werden, und schon nach 5 Minuten reissen mich overactende Darsteller (allen voran der übercoole Hausmeister mit Zigarre im Mundwinkel) aus der Stimmung.
Zugegeben, es fängt sich mit der Zeit (vielleicht, weil die Charaktere so abstrus gezeichnet werden, daß overacting auch nicht mehr auffällt) und das kleine Mädchen wird elegant und schnell entsorgt. Aber dazwischen ist so viel Langeweile, dann Überraschungen, die einfach geschehen (wie die obskure Laborwelt ausserhalb des Kellers, aus der bewaffnete Super-Soldaten kurz in die triste Kellerwelt einbrechen) und dann wieder vergessen sind.
Dann geht’s weiter im alten Drama-Schema, auch wenn Herr Gens das Verhalten der Kellerkinder immer weiter überzeichnet und seine bekannten Gewaltausbrüche überraschend oft einbaut.

Das ganze läuft dann auf eine Art Herr der Fliegen mit Sex und Gewalt und völlig degenerierten, sich durch die Strahlung langsam zersetzenden Bösewichten heraus, die ausgerechnet von der Junkiebraut überlebt werden. (Ist das ein Spoiler? An sich nicht, weil ja alle französischen Filme so zu enden scheinen!).
Und apropos Junkiebraut ... die Geschichte wird zwar angesprochen (muß sie auch, da man es dem Charakter Null ansieht), hat aber ebensowenig mit den Geschehnissen im Keller zu tun wie irgendwas. Es ist völlig Wurst, ob der Hausmeister nun 9-11 Feuerwehrmann war oder die zur Sexpuppe degenerierte Dame vorher einen auf esoterische Yoga-Mutti macht... die Charaktere sind einfach nur da, machen irgendwas und dann passiert irgendwas anderes. Die Backstories sind krampfig, mitunter kitschig, daß es knarzt und dann auch so schnell wieder vergessen, wie sie reingeworfen wurden. Besonders lächerlich dabei der Nice-Guy, der einfach den ganzen Film nur dumm rumsteht und auf seine Liebesszene mit der Heldin wartet.

Nicht nur die zugegebenermaßen optisch saucoolen und kreativen Szenen ausserhalb des Kellers und der Selbstverbrennung, auch die ein wenig sehr nach Computerspiel aussehenden Endszenen bergen keine Erleuchtung, sondern wirken im Kontext nur nach Stückwerk, das dann mit einem Mittelfinger und Betroffenheitspiano beendet wird.

Nett und schwarz, aber mehr auch leider nicht... Die Moral von der Geschicht ist wohl: Um dich vor der Hölle anderer Menschen zu retten, mußt du manchmal durch Scheisse waten, und selbst dann bekommst du 2011 noch die Arschkarte von Gens, weil Bleak Endings so hip sind.

war im Cinemaxx, Hamburg

D.S. * 6.0

Intelligenz-Endzeit

THE DIVIDE ist als postapokalyptisches Kammerspiel angelegt: Während eines vernichtenden Atombombenangriffs auf New York können sich einige Mieter in einen Keller unterhalb ihres Wohnhauses retten. Eingeschlossen und von der Außenwelt abgeschnitten prallen die sehr unterschiedlichen Charaktere heftig aufeinander und streiten um den richtigen Weg, mit der Situation umzugehen. Ansonsten passiert im Film vor allem NICHTS - dessen muss man sich bewusst sein.

Damit ein solches Kammerspiel mit einer Handvoll Figuren auf begrenztem Raum funktioniert, bedarf es vor allem guter Dialoge und detaillierter Charakterzeichnungen. Leider aber ist THE DIVIDE ein dezidiert amerikanischer Film, und das bedeutet, dass er bei diesen beiden Grundessenzen eines solchen Filmtypus’ extrem oberflächlich vorgeht. Konkret heißt das: Sämtliche Figuren entstammen direkt dem Reißbrett. Wir haben die Macho-Prolls (darunter HEROES-Star Milo Ventimiglia), das Weichei, den halbharten Kerl mit gutem Herzen und so weiter. Noch schlimmer: Sie alle sind von Minute 1 an als das erkennbar, was sie sein sollen. Es findet aber auch nicht die geringste Entwicklung der Charaktere statt - und sie werden mit der Subtilität eines 18-Tonners als Vertreter derjenigen Klischeerollen vorgestellt, die sie über erschreckend lange 110 Minuten ausfüllen sollen.

Eskalierende Konflikte? Unerwartete Allianzen? Überraschende Offenbarungen? Alles Fehlanzeige, man weiß von Anfang an, wer wo steht und wo seine jeweilige Reise hin geht. Falls jemand da allerdings nicht gleich mitkommt, kein Problem: dumpfe Dialoge wiederholen die einzelnen Positionierungen im maximal 10-Minuten-Takt noch mal.

Zudem wird uns nicht einmal nahe gebracht, warum sie die sind, die sie sind. Bestenfalls wird die Vergangenheit einzelner Figuren kurz einmal angerissen. Es handelt sich also um lebende Schablonen ohne Hintergrund ¬- was es extrem schwer macht, an irgendeiner von ihnen ernsthaftes Interesse zu entwickeln.

Mit fortschreitender Laufzeit wächst die Aggression unter den Überlebenden, die Konflikte eskalieren, werden brutaler und die Stimmung immer angespannter. Da man sich inzwischen an die Gleichförmigkeit der Handlung und ihre grundlegende Vorhersehbarkeit gewöhnt hat, kann man dem Film hier einen gewissen Unterhaltungswert nicht mehr absprechen. Neuartiges bietet THE DIVIDE aber in keinem Moment, und selbst „nur" ein so intensiv beklemmendes Gefühl wie etwa bei FRONTIER(S) kommt hier einfach nicht zustande.

Was bleibt? Gute Kameraführung, gerade im letzten Drittel einige sensationell komponierte Bilder, mit passendem Soundtrack zu einem emotionalen Höhepunkt führend. Ein paar heftige Gewaltspitzen. Und eine Ausgangssituation, die viel Potential bietet - das aber nicht ausgeschöpft wird.

THE DIVIDE ist vergleichsweise hartes, düsteres Mainstreamkino voller Klischees und inhärentem Kitsch, das optisch besticht, inhaltlich aber viel zu wünschen übrig lässt. Ein Film muss ja nicht intelligent sein, um gut zu unterhalten. Wenn er sich aber so offensichtlich als intelligent positionieren will, dabei aber im Kern dermaßen strunzdoof ist - sind mehr als 6 Punkte für mich nicht drin.

war im Metropolis 8, Frankfurt

glorrk * 9.0

Atomkrieg. Bunker. Endzeitstimmung.
Der Mensch wird zum Tier.

Xavier Gens beschreibt dies recht plastisch in seinem Werk "The Divide", in dem sich eine Gruppe Menschen nach einem Atomangriff in einem Bunker verkriecht.

Man mag dem Film schablonenhafte Figurenzeichnung vorwerfen können, ich empfand diese jedoch niemals als aufgesetzt oder unpassend, also nicht störend. Im Gegenteil, die teilweise überspitzt dargestellten Charaktere ließen die Spannung steigen. Ohne viel Effekthascherei wird hier das Grauen gezeigt, das in einem furiosen Finale eskaliert.

Sehr gelungen!

goutierte im Cinema, München

62 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Divide
  • Score [BETA]: 74
  • f3a.net: 6.8/10 62
  • IMDb: 8.0/10
Bewertungen von IMDb werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-19 13:18

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