s Don’t Look Now (1973) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Leimbacher-Mario * 9.5

Wenn Vorahnungen Gänsehaut tragen

Hier passt der lyrische deutsche Titel sogar mal besser als der englische: "Wenn die Gondeln Trauer tragen" oder "Don’t Look Now" ist ein unumstrittenes Meisterwerk des psychologischen Grusels und wahrscheinlich Nicolas Roegs Magnus Opus. Irgendwo zwischen Familiendrama, Psychothriller und Giallo, hat dieser Chiller das Zeug dazu, ganz tief in einen einzudringen. Ins Mark, ins Herz, in den Kopf. Gerade wenn man ihn vielleicht etwas zu früh in seinem Leben sieht, als Kind verstört wird, obwohl man kaum etwas versteht... "Don’t Look Now" ist Kunstwerk, Gemälde, Mysterium, das einen nicht mehr loslässt und das von Mal zu Mal an Kontur und Faszination gewinnt. Geduld und ein geschultes Auge sind jedoch unumgänglich. Diesen Film kann man sowohl studieren, wie einfach fühlen.

Es geht um englisches Ehepaar, dessen Tochter zu Beginn im Gartenteich ertrinkt. Der Vater kommt trotz Vorahnung zu spät. Kurze Zeit später reist das Ehepaar nach Venedig, wo der Mann eine Kirchenrestaurierung leiten soll. Doch in der Grachtenstadt geschehen seltsame Dinge, die Atmsophäre wie Nackenhaare stellen sich auf und der sechste Sinn spielt verrückt. Mittendrin eine mysteriöse Mordserie, blinde Wahrsager-Schwestern und eine kleine Gestalt im roten Regenmantel... Antworten liefert Roegs Gänsehaut-Garant wenige, beim ersten Mal Gucken wechseln sich Langeweile und Faszination rege ab - doch schnell erkennt man die Sogwirkung, die Finten und die Schönheit auf allen Ebenen. Zumindest ging es mir so. Einer der wenigen Filme, die immer besser werden, egal wie oft man sie sieht.

Die wahrscheinlich echte Sexszene ist legendär, optisch lässt Roeg uns wenig Verschnaufpausen und Juli Christie + Donald Sutherland spielen das nicht wie ein Horrorfilm, sondern eher wie ein Oscardrama. Egal wie schön Venedig ist, danach sieht man es mit anderen Augen und die Romantik muss sich ihren Weg zurück erkämpfen. Rot sieht man seitdem ebenfalls anders in Filmen, Verlust und Anhnungen sind wesentlich ungemütlicher als pure Angst oder billiger Schock. Durch den Verlust ihres Kindes hat der Film einen emotionalen Anker, der anderen Gruslern abgeht. Ist man der langsamen Art und der unterschwelligen Bedrohung an jeder Ecke erst mal verfallen, gibt es kaum ein Zurück. Eine Parallele zu Sutherlands verwirrtem, verzweifeltem Charakter. Das passiert, wenn Meisterregisseure keinen Horrorfilm planen, sondern einfach ihr Ding durchziehen.

Fazit: Venedig wurde nie mehr so gruslig und unheilvoll eingefangen, Nicolas Roeg schafft eine der mysteriösesten und bösesten und traurigsten Buchverfilmungen aller Zeiten. Ganz großes Gruselkino!

12 Bewertungen auf f3a.net

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Don’t Look Now
  • f3a.net: 8.9/10 12
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-09-12 01:18

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