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Review Excess Flesh

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Das große Fressen
von Leimbacher-Mario

Ich hatte nicht viel gegessen & eigentlich noch fest vor, auf dem Heimweg nach dem Midnighter des Fantasy Filmfests am Dienstag durch eine Kleinigkeit mein Magengrummeln zu zähmen. Ratet mal, was ich nach dem schockierenden & aufwühlenden "Excess Flesh" noch essen konnte & wollte: Nichts, Zero, Nada! Als Horrorfan schockt einen ja wenig, aber "Excess Flesh" geht tief in den Magen, hinterlässt wahrhaftig einen vielfältigen, üblen Nachgeschmack. Genau das war das Ziel der Modewelt- & Frauenideal-Kritik, genau das wurde erreicht!

Im Film geht es um eine 2er-Frauen-WG im Herzen von Los Angeles, der Stadt des Schönheitswahns & der Versachlichung der Frau. In dem Apartment wohnen zwei konträre Freundinnen, eine dicklicher & introvertiert, eine modelmäßig, zickig & extrovertiert. Beide scheinen aber gerne zu essen, haben dabei aber leider kaum Manieren, um es mal vorsichtig auszudrücken. Zwischen den zwei unterschiedlichen Persönlichkeiten ***SPOILER***(oder doch nicht? ;) entwickelt sich ein Psychoduell, in dem gefressen, gefickt & festgehalten wird. Bis dass der Tod uns fresset, oder so ähnlich!

Von der L.A.-Atmosphäre, dem genialen Soundtrack sowie seiner Gesellschaftskritik her erinnert der Film stark an den letztjährigen Überraschungshit "Starry Eyes", ist aber weitaus extremer, schockierender, schwerfälliger. Teilweise auch langweilig & zum Kopfschütteln, aber in seiner finalen Message & Gesamteindruck sicher ein Schocker der eigenen Art. Bei den Warnungen vor dem Film erwartete ich visuell zwar noch mehr Ekel & Brutalität, seine Sog- & Schockwirkung verfehlt er aber auch so nicht. Food-Horror pur. Horror durch & über eine der schönsten Nebensachen der Welt - muss man auch erstmal schaffen, gerade deswegen wichtig, nachhaltig, bedrückend! Gerade für Frauen eigentlich ein Must-See, auch wenn er teilweise gar etwas frauenfeindlich gedeutet werden kann, durch die Darstellung der zwei typischen, oft nervigen, psychisch kaputten Frauen - in extrem versteht sich! Ich bin sehr gespannt, was die FSK zu dem Film sagt, ist er doch kaum blutig, pervers oder hart im klassischen Sinne - und doch so verstörend & ekelerregend!

Der Film ist ein kaum verdaulicher Klotz - wie ein riesiger, verschluckter Kaugummi. Aber ein Kaugummi mit Message. Und die haut der Regisseur einem mit dem Brech-Eisen (Wortwitz!) um die Ohren. Ich habe sogar den Twist nicht vorhergesehen, obwohl im Nachhinein schon auffällig. Seltsam, normalerweise erkenne ich sowas sofort, hier haben mich wohl Stil, Thema & Optik extrem abgelenkt. Dann muss ich wohl nochmal durch den Film & ihn mir vielleicht kaufen! Zeitweise war ich gelangweilt auf Grund etlicher Wiederholungen, dann amüsiert auf Grund von (oft wahren) Vorurteilen gegenüber Frauen & der Gesellschaft, oft schockiert über Kau-Nahaufnahmen & wie widerlich das sein kann. Und immer war ich beeindruckt von dem Duo mampfernale - was die Darstellerinnen hier abliefern ist ähnlich massiv wie die Berge an Essen, die während der Dreharbeiten verputzt & benutzt wurden. Hut ab! Hunger habe ich aber immer noch keinen ;) Ein Wort noch zum pumpenden Style: sowohl Garage-Elektro-Chor-Musik-Mix als auch der Look & die visuellen Spielereien sind, trotz nicht allzu hohem Budget, meisterhaft & faszinierend. Schon allein deswegen ist der Film sehenswert. Wenn man alles auf sich wirken lassen kann & drin behält, gibt das zusammen eine Wirkung, die einem Tiefschlag nach einem Mäckes-Besuch gleicht!

Fazit: verstörend, künstlerisch herausfordernd, eklig, aber trotzdem kein wirklich leckeres Menü! Wichtig in seiner Aussage & wuchtig in seinem Stil aber sicher!

war im Residenz, Köln

38 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Excess Flesh
  • Score [BETA]: 52
  • f3a.net: 3.6/10 38
  • IMDb: 6.7/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-19 23:48

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