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Review Extraterrestrial

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Unterirdisch außerirdisch
von D.S.

Für mich eine der ganz großen Enttäuschungen dieses Jahr: GRAVE ENCOUNTERS fand ich klasse, da er seinen Horror gnadenlos effektiv inszenierte sowie seinem Subgenre nebenbei ein paar tatsächlich originäre Ansätze hinzufügen konnte. Und der (lange) Trailer zu EXTRATERRESTRIAL wirkte verdammt vielversprechend, ließ stylische, harte Alien-Action samt Einblicken in fremde, bedrohliche Welten erwarten. Tja. Typischer Fall von "guter Trailer, der schon fast alle Höhepunkte aneinandergedrängt verbrät". Seine Atmosphäre von Terror und Ausgeliefertsein erreicht der Film selbst nur in ganz wenigen Momenten, über weite Strecken ist er langatmig, inkohärent, voller Klischees und auch noch mit einer Extraportion Kitsch versehen.

Nach der gelungenen Eröffnungssequenz präsentiert sich EXTRATERRESTRIAL erst mal als Abziehbild von Milliarden Genrefilmen, in denen eine Gruppe fast durchweg unsympathischer Twens für ein Party-Wochenende zu einer entlegenen Hütte im Wald aufbricht. Da gibt es dann reihenweise pseudolustige Sprüche zu hören, später etwas Beziehungsstress sowie ein paar Fake-Scares zu erleben. Eine Menge trendiges Handykamera-Herumgewackel nicht zu vergessen. Gut, wir sind hier nicht in einem Horror-, sondern in einem Alienfilm: darum drehen sich die bei der Begegnung mit dem verschrobenen, aber Bescheid wissenden lokalen Unikat (Michael Ironside) thematisierten Urban Legends in diesem Fall um Roswell und ähnliche Verschwörungstheorien statt um maskierte Killermonster, aber die Muster sind die gleichen. Weiter auszuholen lohnt nicht, denn ausnahmslos alles, was man in dieser Phase des Films geboten bekommt, kennt man als Nicht-mehr-15-Jähriger bereits in- und auswendig.

Als die Aliens dann nach einer halben Ewigkeit endlich aktiv ins Geschehen eingreifen, erweisen sie sich zwar als erfreulich tatkräftig und aggressiv, dennoch fühlt man sich wie im falschen Film: Dieser plump-archetypische AKTE X-Gedächtnis-Look kann doch unmöglich ernst gemeint sein?! Offensichtlich ist er es, denn die bemühte-Witzischkeit-Phase des Streifens ist vorbei; auf lässige Lacher wird nicht mehr abgezielt, vielmehr auf Spannung und Adrenalinausschüttung beim Publikum durch die Darstellung eines waschechten Überlebenskampfes unserer immer panischer reagierenden Protagonisten gegen die schier unbezwingbare Alien-Flotte. Leider ist dieser nicht eben fesselnd inszeniert und besteht vorwiegend aus viel Munkeln im Dunkeln: In schwach ausgeleuchteter Szenerie rennt man planlos von einem Ort zum nächsten und versucht, den allgegenwärtigen Außerirdischen zu entkommen.

Ab und an passiert zwar auch mal etwas anderes, noch seltener sogar etwas Überraschendes – so viel sei gesagt, die großen grauen Männchen erweisen sich als ziemlich, haha, unmenschliche Viecher –, aber in der Summe ist das viel zu wenig und vor allem viel zu unspektakulär, um wirklich Eindruck zu machen. Erst im letzten Drittel gibt es buchstäblich mehr zu sehen. Das kommt für ein gesteigertes Interesse des Zuschauers aber zu spät und ist dann auch nicht sonderlich außergewöhnlich; zudem wirkt diese Phase des Films in ihrer gedrängten Zusammenhanglosigkeit fast so, als habe man hier noch schnell eine Checkliste an Pflichtbestandteilen eines ordentlichen Alien-Abduction-Films abhaken wollen.

Geschenkt, dass sich schließlich auch noch eine klebrige Rührseligkeit breitmacht und das Drehbuch zuletzt besonders clever sein möchte, dabei aber besonders albern scheitert: In weiten Teilen ist EXTRATERRESTRIAL ein echtes Ärgernis, das wie abgegriffener Schund aus der C-Ebene wirkt. Hoch geflogen – tief gefallen. Gerade noch so 3,5 Punkte, der wenigen intensiven Momente wegen.

saß im Cinestar, Frankfurt

56 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Extraterrestrial
  • Score [BETA]: 54
  • f3a.net: 4.3/10 56
  • IMDb: 6.5/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-19 21:30

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