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Review Fair Play

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Die schärfste Waffe ist das Wort
von D.S.

Ein bösartiger Film muß keiner sein, in dem ein maskierter Killer seinen Opfern von hinten einen Feuerhaken durch den Leib zieht. Nein, zumindest in der ersten Hälfte dieser kleinen Satire steckt vielleicht mehr Bösartigkeit als in allen Slasherfilmen eines durchschnittlichen FFF-Jahrgangs zusammen. Und das, obwohl hier alle Protagonisten adrett gekleidet sind, gute Manieren an den Tag legen und man zunächst auch keinerlei böse Taten selbst miterleben darf: man gewinnt den Eindruck, es mit eiskalt berechnenden, selbstsüchtigen und zynischen Teufeln in Menschengestalt zu tun zu haben.

Die Geschichte ist eigentlich keine große: wir erleben nur mit, wie vier Mitglieder eines Büro-Teams versuchen, ihre Karrierestrategien umzusetzen - immer auf Kosten von anderen. Und immer nur in Form hinterhältiger Wortwechsel, die am Ende einer Szene die jeweilige Situation in einem ganz anderen Licht dastehen lassen, als man es am Anfang annehmen konnte...

Da ist Alex, der dank der Mithilfe seines Freundes Jean-Claude gerade befördert wurde und von diesem während einer Ruderpartie in die Geheimnisse der Ellenbogenmentalität, äh, des Vorankommens im Job eingeweiht wird. In der nächsten, besten Sequenz wird Alex dann mit einem Squash-Match mit seinem Chef konfrontiert, in der es nur ums Siegen oder Besiegt werden, jedoch ganz sicher nicht um Fairplay geht... Es folgt eine Runde Joggen und Gymnastik von Alex’ Love Interest Nicole, bei der diese eine interessante Unterhaltung mit Jean-Claude führt... Und im Anschluß erleben wir mit Alex’ Chef beim Golfen, daß es auch nach oben immer noch Luft gibt.

Die Dialoge, die sich hier entspannen, sind teilweise wirklich grandios hinterhältig aufgezogen; die Charaktere werden fein und ab und an auch sehr überraschend gezeichnet; aus dem Ganzen trieft ein Zynismus, der jedem Spaß machen muß, der nur im entferntesten mal etwas mit dem Büroleben zu tun hatte.

Bis dahin also eine deutliche Empfehlung. Leider hat die zweite Hälfte des Films etwas andere Pläne und nimmt zwar, was den "Action"-Anteil angeht, deutlich Fahrt auf... verliert dabei aber zunehmend an Punch. Das gesamte Team begibt sich hier auf einen Canyoning-Trip, Survival im Wildwasser, und natürlich kommen alle angestauten Animositäten nun zum Ausbruch. Das zieht sich nur leider viel zu lange, Verhaltensweisen wirken mit einem Mal oft gar nicht mehr sehr glaubwürdig und werden vorhersehbar, wir treiben auf einen Höhepunkt zu, der eigentlich keiner ist.

Das ist schade, denn ein guter Teil der Bissigkeit geht so verloren und man ertappt sich fast dabei, immer mal wieder auf die Uhr zu schauen. Auch die Auflösung des Ganzen fand ich eher unbefriedigend und kann den Film insgesamt leider nur im besseren Mittelmaß ansiedeln. Erste Hälfte hui, zweite Pfui - gibt nur 5,5 Punkte von mir. Aber zumindest, wer aktuell im Büro arbeitet, sollte einen Blick riskieren.

verweste im Metropolis 8, Frankfurt

20 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Fair Play
  • Score [BETA]: 58
  • f3a.net: 5.8/10 20
Bewertungen von IMDb werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-28 22:38

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