s Family Dinner (2022) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Family Dinner

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Reviewer

Leimbacher-Mario * 6.5

Mit Zoff ins Weekendfeeling

„Family Dinner“ wirkt wie ein bitterböses Fernsehspiel von unseren Nachbarn aus Österreich, mit klarer Genre- und Ekelkante, jedoch noch mehr schwarzem Humor. Ein augenzwinkernder Slowburner und ein ausgedehntes Kammerspiel über eine übergewichtige Teenagerin, die zu ihrer seltsamen Tante abseits von Wien fährt und dort die Osterwoche verbringen soll. Die Tante Claudia ist nämlich berühmte Köchin und Autorin und sollte dem schüchternen Mädchen eigentlich helfen können. Doch ihre extreme Diät und der raue Umgangston dort in einem bizarren Haushalt (inklusive sehnigem Stiefonkel und gestörtem Cousin) sind beileibe nicht ihr einziges Problem …

Allzu aufwändig, kreativ oder herausragend würde ich „Family Dinner“ nicht nennen. Und dennoch spürt man momentan die Kante und Kunst immerhin sowas zu erreichen und durchzuziehen viel eher aus Österreich, Holland oder Belgien als aus Deutschland. Das ist unfassbar ärgerlich und auf Dauer schwer erklärbar. Das müsste auch hier machbar sein. Vielleicht sollten mehr Nerds wie wir weniger schreiben, mäkeln und gucken, mehr mal selbst machen, wagen und Träume erfüllen?! Na ja, wie dem auch sei. Länderdebatte und germanischer Genrefrust beiseite. „Family Dinner“ hat Geschmack, Gewürz und Gelächter. Letzteres meist hoffentlich freiwillig, obwohl man sich da nicht immer 100 % sicher ist. Die junge Heldin spielt jedenfalls extrem mutig und solide. Der Rest ist eher comichaft überzeichnet und dadurch besonders amüsant. Insgesamt keine Genresterneküche. Nichtmal im deutschsprachigen Bereich. Aber ein garstig verdauliches Familientreffen, mit Haut und Haaren, mit Helikoptermutter und Osterfeuer, mit Knochen und Kummer. Coming-of-Age in kalorienarm und kalauerreich. Mia sin wa mia sin!

Fazit: Schwarzhumorig, lecker, gemein und köstlich - familiärer Zwischensnack aus Österreich. Fein und schmackhaft, würzig und warm. Kammerspiel in medium rare. Zwischen den Dursleys und Lecters.

war im Residenz, Köln

Herr_Kees * 7.0

Wie kam Simi bloß auf die Idee, die Osterferien bei ihrer Tante zu verbringen! Die entpuppt sich nämlich schnell als übergriffige Helikoptermutter, die ihrem halbwüchsigen Sohn Filip noch das Essen kleinschneidet und jeden Abend sein Handy kontrolliert.

Auch der verstockte Filip begrüßt Simi alles andere als warmherzig. Und dann ist da noch Onkel Stefan, ein abgemagerter Fitnessfreak, der ein etwas zwiegespaltenes Verhältnis zu seinem Stiefbub zu haben scheint.

Aber Tante Claudia ist eben auch eine prominente Diät-Kochbuchautorin und Simi will dringend abnehmen. Also lässt sie sich auf eine Ernährungsberatung der besonderen Art ein.

FAMILY DINNER gibt sich – wie viele österreichische Filme – reichlich spröde und trocken, was aber einen Großteil seines Reizes ausmacht. Viele Sätze und Situationen bleiben unkommentiert stehen und entfalten so eine ganz eigene Wirkung.

Regisseur und Autor Peter Hengl entscheidet sich letztlich zwar für die naheliegendste Genreauflösung, aber hier ist der Weg das Ziel und die Erziehungs-Psychospielchen der Eltern sind schön passiv-aggressiv, insbesondere Pia Hierzegger geht wunderbar in ihrer Rolle auf.

guckte im EM, Stuttgart

D.S. * 5.5

Gut abgehangen

Eine fast schon kammerspielartige kleine Produktion aus Österreich, in der hinter den Kulissen braver Bürgerlichkeit der pure Wahnsinn lauert – und durch deren Story Esoteriker und „Naturheilkundler“ gehörig ihr Fett wegbekommen: Das klingt nach einem fies satirischen Film-Snack im Haneke-Format, und irgendwo ist FAMILY DINNER das auch, jedoch geht sein Drehbuch zu nachlässig mit Logikproblemen um, präsentiert zu eindimensional gezeichnete Charaktere und wählt in seiner Auflösung den viel zu offensichtlichen Weg, um nachhaltig sättigend zu sein. Eine FFF-Zwischenmahlzeit, ja, aber keine Gourmet-Genreküche.

So fragt man sich gleich am Anfang, wie der Oster-Besuch der molligen Teenagerin Simi bei der ihrer Tante Claudia wohl vereinbart worden ist, da die beiden Seiten sehr unterschiedliche Ideen über Ankunftszeit und Aufenthaltsdauer offenbaren. Viel wichtiger noch, es wird überhaupt nicht klar, was Simi sich denn von ihrem Besuch bei der „Healthy Cooking“- und Diätexpertin genau erhofft. Ihre Bücher hat sie ohnehin bereits studiert, und die sollten eigentlich alle für ihr Ziel notwendigen Informationen enthalten – was insbesondere deshalb als seltsam aufstößt, da die einzige tatsächliche „ernährungsberatende“ Maßnahme ihrer Tante darin besteht, Simi auf Nulldiät zu setzen. Klar, ist alles wichtig für den Storyaufbau und -verlauf, nur eben leider ganz und gar nicht realistisch.

Wenn man über solche Aspekte hinwegsehen kann, wird man immerhin mit einer klinisch-kalten Atmosphäre der versteckten Aggression und einem Überbau lebensfeindlicher Ideen im angeblich naturverbundenen Haushalt der Tante und ihres muskelflexend maskulinen Partners belohnt, zu dem ansonsten noch Simis offenkundig psychisch labiler, von seiner Mutter wie ein Kleinkind behandelter Cousin Filipp gehört. Gemeinsam mit dem schüchternen, verunsicherten Hausgast bereitet sich die rustikale Esoterikerfamilie auf ein Osterfest vor, das wie schon bei unseren Urvätern ganz im Zeichen von Wiedergeburt und Erneuerung stehen soll …

… und dabei auf einen Story-Clou hinführt, der nicht nur alles andere als originell, sondern vor allem bereits im ersten Filmdrittel absolut vorhersehbar wird. Auf Spannung kann deshalb kaum gehofft werden, ebenso schöpft die Satire aber ihr Potential nicht ausreichend aus – da die Charaktere geradezu karikaturenhaft überzeichnet wirken, eindimensional, nicht ernstzunehmend. Und Spitzen gegen Klischeefiguren verpuffen eben gerne mal.

Im guten Mittelfeld des Festivalprogramms siedelt sich FAMILY DINNER dennoch an, handwerklich ist er souverän umgesetzt und löst einige Male durchaus ein Schmunzeln aus. Er hätte nur smarter zubereitet und interessanter gewürzt sein dürfen. 5,5 Punkte.

verweste im Harmonie, Frankfurt

23 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Family Dinner
  • Score [BETA]: 68
  • f3a.net: 6.8/10 23
  • IMDb: 6.7/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-27 02:09

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