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Review Fashionista

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Kleider machen Leute
von D.S.

Eine der großen positiven Überraschungen des diesjährigen Festivals: Mit wenig Geld unabhängig produziert, baut FASHIONISTA eine faszinierend doppelbödige, düstere Welt auf, in die der Zuschauer immer tiefer hineingezogen wird. Dabei arbeitet der Film mit einer stellenweise erstaunlich komplexen non-linearen Erzählweise und unterbricht seinen offenbaren Haupthandlungsstrang immer wieder durch zunächst kurze, bald aber immer länger werdende hypnotische Traum(?)-Sequenzen, die bald schon eine Lynch-artige, alptraumhafte Qualität haben.

Getragen wird das Geschehen dabei fast komplett von Amanda Fuller (STARRY EYES) als modesüchtige April, die ihre Leistung in nahezu jeder Szene abrufen muss und dabei enorme Wandelbarkeit beweist – nicht nur hinsichtlich ihrer Kleidung, die, dem Filmthema angemessen, permanent wechselt. Daneben beeindruckt FASHIONISTA aber auch durch einen der besten Soundtracks des bisherigen Festivals, der hier äußerst präsent dargeboten wird und dessen Spektrum von Metal über Elektro bis Ambient reicht. Besonders gelungen ist hier bereits die Titelsequenz, in der über einen Zeitraum von zwei Minuten alle paar Sekunden das gezeigte Outfit der Hauptfigur wechselt – und, jeweils dazu passend, auch die musikalische Untermalung.

Die Handlung dieses erfrischend eigenständigen Films dreht sich um den zunehmenden Realitätsverlust der kompulsiv-obsessiven April, die gemeinsam mit ihrem Mann Eric (Ethan Embry, THE DEVIL’S CANDY) einen Vintage-Klamottenladen in Austin, Texas führt und sich immer mehr in paranoide Vorstellungen hineinsteigert. Wie zum Beispiel die, Eric ginge ihr fremd. Als sich diese Vorstellung aber – auf andere Weise als gedacht – als wahr erweist, brennen bei ihr final alle Sicherungen durch. Sie beschließt, mit ihrem bisherigen Leben abzuschließen und einen radikalen Neuanfang zu machen. Dabei trifft sie auf den zwielichtigen Geschäftsmann Randall (Eric Balfour, HAVEN), der ganz eigene, sehr dezidierte Vorstellungen davon hat, wie sich eine Frau kleiden sollte... und womit sie sich beschäftigen sollte.

Vorangetrieben von einem pumpenden Score, zerfließen in dieser Phase des Films endgültig die Grenzen zwischen Realität und flirrender, finsterer Halluzination. Erst im Finale ist für den Zuschauer wieder ein klares, eindeutiges Bild erkennbar. Und das sieht anders aus, als man zu Beginn vielleicht vermutet hatte.

Leider fand ich dieses Ende aber inhaltlich etwas plump, in seiner Symbolik zu direkt und simpel gehalten. Zudem schlägt sich das niedrige Budget phasenweise in einem nicht sehr filmisch wirkenden Produktionsdesign nieder. Das ändert aber nichts daran, dass FASHIONISTA über seine gesamte Laufzeit enorm fesseln und mit atmosphärischer Dichte punkten kann, von den überzeugenden Leistungen aller Hauptdarsteller einmal ganz abgesehen. Insbesondere gelingt es Amanda Fuller schmerzhaft gut, die Störungen, an denen ihre April leidet, intensiv auf die Leinwand zu bringen und nachvollziehbar zu machen.

Kurz gesagt: Ein finsterer Arthouse-Mystery-Thriller, der viel Sehens- und Hörenswertes zu bieten hat – und nicht nur Modeinteressierten absolut empfohlen werden kann. Überraschend stark, knappe 7 von 10 Punkten.

guckte im Cinestar, Frankfurt

23 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Fashionista
  • Score [BETA]: 65
  • f3a.net: 6.1/10 23
  • IMDb: 6.9/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-26 13:00

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