Reviewer
D.S. * 7.5
Thank you for watching
FAULTS ist für mich eine der positivsten Überraschungen beim FFF 2014: Ein kleiner Film, von dem ich nicht viel erwartet hatte, der jedoch durch seine bis in die letzte Faser ausgeprägte Eigentümlichkeit klar aus der Masse heraussticht.
Die Eröffnungsszene erinnert fast an etwas von Quentin Dupieux, als ein mittelalter Mann, der eindeutig schon bessere Zeiten gesehen hat, in einem abgewirtschafteten Hotelrestaurant dagegen rebelliert, sein Essen bezahlen zu sollen. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei dem sonderbaren Herrn um Ansel Roth: Einst hoch angesehener Sektenexperte, ist es mit seiner Karriere zu Ende, seit ein Kultmitglied in Folge seines Umerziehungsversuches zu Tode kam. Das hält ein verzweifeltes älteres Ehepaar jedoch nicht davon ab, ausgerechnet dieses zynische, demotivierte Wrack damit zu beauftragen, ihre Tochter Claire den Klauen einer obskuren neuen religiösen Gemeinschaft namens "Faults" zu entreißen – indem er einen Deprogrammierungsversuch unternimmt. Dessen Rahmenbedingungen allerdings von Anfang an maximal unprofessionell wirken, und bei dem dementsprechend vieles nicht ganz so verläuft, wie es geplant war...
Das heruntergekommene Setting, die schrulligen Figuren, die abstruse Entwicklung der Haupthandlung, die merkwürdigen Nebenhandlungsstränge, die vereinzelten heftigen Gewaltausbrüche: Vieles an FAULTS erinnert an frühere Werke der Coen-Brüder. Und wer diese mag, ist hier ganz sicher nicht falsch aufgehoben.
Die dem Film zugrundeliegende Thematik ist allerdings, aller Skurrilität im Geschehen zum Trotz, eine äußerst ernsthafte. Es geht um Manipulation, Kontrolle, Vertrauen und Vertrauensmissbrauch, die verschiedenen Formen von Autorität sowie den freien Willen – und das, was wir mitunter dafür halten. Je stärker diese Themen in den expliziten Mittelpunkt der Handlung rücken, desto ernsthafter wird auch der Ton des Films selbst: Seine absurden Ausbrüche werden langsam immer seltener, im letzten Drittel ist die Wandlung zum Psychodrama mit apokalyptischem Unterton dann komplett.
Das sorgt für ein seltsam mehrdimensionales Filmerlebnis, das aber ausnahmsweise nicht so wirkt, als hätten sich die Macher nicht ganz entscheiden können und disparate Genres bzw. Stimmungen einfach so zusammengepappt: Ob in der Ausprägung schräg oder schwer, die Atmosphäre von FAULTS ist von vorne bis hinten eine merkwürdige, abseitige; und die Unkalkulierbarkeit dessen, als was der Film sich als nächstes präsentieren wird, verleiht ihm eine ungeahnte Fesselkraft.
Was aber leider nicht bedeutet, dass auch der Verlauf der Handlung selbst völlig unvorhersehbar wäre: Ab einem gewissen Punkt ist ziemlich klar, worauf das Ganze hinauslaufen wird, oder zumindest scheint es so. Was dann am Ende daraus gemacht wird, ist allerdings wieder so konsequent und umfassend irre, dass es an den psychotischen Witz des ersten Filmdrittels anknüpft und so für einige „war ja klar“-Momente davor versöhnt.
Hinzu kommt dann noch, dass die im Rahmen der Deprogrammierungs-Sitzungen ausgebreiteten Thesen der „Faults“ nicht als wirrer hyperreligiöser Murks dargeboten werden, sondern durchaus interessante Gedankenansätze und Perspektiven enthalten. Ihre Bedeutung, ihre Konsequenzen sowie Ansels Gegenargumente verleihen dem Film einiges an Gewicht und addieren noch zu seiner intelligenten Vielschichtigkeit.
Zusammengefasst: FAULTS überzeugt durch eine durchgängig merkwürdige Oberfläche und überraschend viel inhaltlichen Tiefgang – und sei deshalb dringend empfohlen. 7,5 Punkte. Mit Sternchen für den extra-nüchternen Abspann.
Die Eröffnungsszene erinnert fast an etwas von Quentin Dupieux, als ein mittelalter Mann, der eindeutig schon bessere Zeiten gesehen hat, in einem abgewirtschafteten Hotelrestaurant dagegen rebelliert, sein Essen bezahlen zu sollen. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei dem sonderbaren Herrn um Ansel Roth: Einst hoch angesehener Sektenexperte, ist es mit seiner Karriere zu Ende, seit ein Kultmitglied in Folge seines Umerziehungsversuches zu Tode kam. Das hält ein verzweifeltes älteres Ehepaar jedoch nicht davon ab, ausgerechnet dieses zynische, demotivierte Wrack damit zu beauftragen, ihre Tochter Claire den Klauen einer obskuren neuen religiösen Gemeinschaft namens "Faults" zu entreißen – indem er einen Deprogrammierungsversuch unternimmt. Dessen Rahmenbedingungen allerdings von Anfang an maximal unprofessionell wirken, und bei dem dementsprechend vieles nicht ganz so verläuft, wie es geplant war...
Das heruntergekommene Setting, die schrulligen Figuren, die abstruse Entwicklung der Haupthandlung, die merkwürdigen Nebenhandlungsstränge, die vereinzelten heftigen Gewaltausbrüche: Vieles an FAULTS erinnert an frühere Werke der Coen-Brüder. Und wer diese mag, ist hier ganz sicher nicht falsch aufgehoben.
Die dem Film zugrundeliegende Thematik ist allerdings, aller Skurrilität im Geschehen zum Trotz, eine äußerst ernsthafte. Es geht um Manipulation, Kontrolle, Vertrauen und Vertrauensmissbrauch, die verschiedenen Formen von Autorität sowie den freien Willen – und das, was wir mitunter dafür halten. Je stärker diese Themen in den expliziten Mittelpunkt der Handlung rücken, desto ernsthafter wird auch der Ton des Films selbst: Seine absurden Ausbrüche werden langsam immer seltener, im letzten Drittel ist die Wandlung zum Psychodrama mit apokalyptischem Unterton dann komplett.
Das sorgt für ein seltsam mehrdimensionales Filmerlebnis, das aber ausnahmsweise nicht so wirkt, als hätten sich die Macher nicht ganz entscheiden können und disparate Genres bzw. Stimmungen einfach so zusammengepappt: Ob in der Ausprägung schräg oder schwer, die Atmosphäre von FAULTS ist von vorne bis hinten eine merkwürdige, abseitige; und die Unkalkulierbarkeit dessen, als was der Film sich als nächstes präsentieren wird, verleiht ihm eine ungeahnte Fesselkraft.
Was aber leider nicht bedeutet, dass auch der Verlauf der Handlung selbst völlig unvorhersehbar wäre: Ab einem gewissen Punkt ist ziemlich klar, worauf das Ganze hinauslaufen wird, oder zumindest scheint es so. Was dann am Ende daraus gemacht wird, ist allerdings wieder so konsequent und umfassend irre, dass es an den psychotischen Witz des ersten Filmdrittels anknüpft und so für einige „war ja klar“-Momente davor versöhnt.
Hinzu kommt dann noch, dass die im Rahmen der Deprogrammierungs-Sitzungen ausgebreiteten Thesen der „Faults“ nicht als wirrer hyperreligiöser Murks dargeboten werden, sondern durchaus interessante Gedankenansätze und Perspektiven enthalten. Ihre Bedeutung, ihre Konsequenzen sowie Ansels Gegenargumente verleihen dem Film einiges an Gewicht und addieren noch zu seiner intelligenten Vielschichtigkeit.
Zusammengefasst: FAULTS überzeugt durch eine durchgängig merkwürdige Oberfläche und überraschend viel inhaltlichen Tiefgang – und sei deshalb dringend empfohlen. 7,5 Punkte. Mit Sternchen für den extra-nüchternen Abspann.
staunte im Cinestar, Frankfurt
ArthurA * 6.5
Tolle Schauspieler, durchschnittliches Drehbuch
Sekten, Kulte und Gehirnwäsche haben etwas sehr Unheimliches an sich, da man ihre verheerenden Auswirkungen leider schon zu häufig beobachten konnte. Es ist aber vor allem diese Vorstellung, dass man nicht mehr Herr seiner eigenen Gedanken ist und blind einem Ideal folgt, die Sekten so erschreckend, aber zugleich so faszinierend macht. Denn die Versuchung, loszulassen und die Entscheidungen des Lebens einer größeren Leitfigur zu überlassen, hat auch etwas Düster-Verführerisches an sich. Zwar gab es schon einige Filme über Sekten, doch Regiedebütant Riley Stearns wagt sich mit Faults an ein selten behandeltes Thema – die Deprogrammierung. Es sind gerade diese Momente zwischen der hervorragend zwischen Angst, Dominanz und Wut sich aufspielenden Winstead (die bereits kürzlich in Smashed gezeigt hat, dass sie mehr als ein hübsches Gesicht ist) und dem von Zweifeln zerfressenen Orser, die zu den stärksten des Films gehören. Die Wortgefechte zwischen den beiden ziehen den Zuschauer in ihren Bann und bald weiß man nicht, auf wessen Seite man eigentlich sein sollte. Leider nimmt dieser Willenskampf zwischen den beiden keinen großen Teil des Films ein und ziemlich schnell ist die Machtdynamik und somit die Filmrichtung recht klar. Der Subplot über Ansels Manager und seinen Geldeintreiber lenkt von der Hauptgeschichte während der recht kurzen 90-minütigen Laufzeit zu sehr ab und man wünscht sich noch mehr kammerspielartige Szenen zwischen den beiden Hauptdarstellern.
verweste im Cinedom, Köln
Herr_Kees * 6.0
Can’t get you out of my head
Die düster-schwarze Psycho-Komödie ist atmosphärisch zwischen den Coen Brothers (BARTON FINK) und Quentin Dupieux (WRONG) angesiedelt und entwickelt sich schleichend von angenehm skurril zu unangenehm fatal – ungewöhnlich und interessant, auch wenn der ganz große Aha-Effekt ausbleibt.
33 Bewertungen auf f3a.net
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Bewertungen
Faults
- Score [BETA]: 71
- f3a.net: 6.5/10 33
- IMDb: 7.6/10