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Review Frankenstein

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Das Monster und wie es die Welt sah
von D.S.

Es ist nicht wirklich ein stimmiges Bild, das FRANKENSTEIN abgibt, der jüngste Film von Bernard Rose – einst Regisseur solcher B-Klassiker wie CANDYMAN. Einerseits ist er um Ernsthaftigkeit bemüht, etwa indem er das „Monster“ gleich zu Beginn und im weiteren Verlauf noch mehrfach als Erzähler Lyrik im besten viktorianischen Stil Mary Shelleys darbieten lässt. Andererseits begibt er sich in Set-Design und Ausstattung, bei den Nebendarstellern, bei der Zeichnung der Figuren und vor allem dem ihnen aufgegeben Verhalten oft auf tiefstes Trash-Niveau. Was es dann eben nicht leicht macht, ihn ernst zu nehmen.

Im Grundsatz ist der vom Film gewählte Ansatz allemal interessant. Die Handlung der großen Romanvorlage wird schlüssig in die Jetztzeit verlegt; das „Monster“ ist Resultat einer Art „Supersoldat“-Experiment: ein als ausgereifter junger Mann „geborenes“ Retortenbaby, das über schier grenzenlose Muskelkraft, Heilungsvermögen und Widerstandsfähigkeit verfügt – und die intellektuellen Fähigkeiten eines Einjährigen. Leider ist bei dem Experiment jedoch etwas schiefgelaufen, unser Kunstmensch leidet an einem genetischen Schaden, der seine Haut nach und nach bestialisch entstellt. Als seine Wissenschaftler-„Eltern“ ihr Versagen erkennen, wollen sie das Wesen beseitigen. Aber es entkommt, flieht aus der Klinik und wandert verwirrt durch das Umland von Los Angeles. Während es Schritt für Schritt ein Bewusstsein und ein Verständnis für seine Umgebung entwickelt, wird es immer wieder in Konfliktsituationen hineingezogen, die in blutigen Toden resultieren. Von niemandem verstanden, von allen gehasst muss es lernen, dass in unserer Welt auch Freundschaft und Liebe nicht von Dauer sind – und sucht Vergeltung bei denen, die Schuld an seinem Leben, seinem Leiden sind.

Der dem FFF-Publikum aus THE LOVED ONES bekannte Hauptdarsteller Xavier Samuel spielt das „Monster“ einfühlsam und überzeugend, seine Maske kann in ihrer abstoßenden Wirkung beeindrucken, die Gore-Szenen sind unerwartet brutal. Die Nebendarsteller sind jedoch weniger gut gewählt, fallen teils durch Overacting negativ auf (mal wieder vorne mit dabei: Tony Todd) und haben zudem vielfach eindeutig „geschrieben“ wirkende Dialoge von sich zu geben. Dass der Handlungsverlauf nicht wirklich überraschen kann, liegt in der Natur der Sache – in der zweiten Hälfte des Films fehlt es der Inszenierung jedoch außerdem oft eklatant an Tempo, was das Verfolgen des Geschehens zeitweilig zum Geduldsspiel macht.

Die entscheidende Schwäche von FRANKENSTEIN liegt aber aus meiner Sicht in der oben angesprochenen Diskrepanz aus seriösem Habitus und B-Movie-Umsetzung. So entsteht auf lange Sicht der Eindruck, es mit prätentiöser Exploitation zu tun zu haben: Genre-Unterhaltung, die im Kern auf niedrige Instinkte abzielt. Aber dabei so tut, als hätte sie etwas Wichtiges zu sagen.

Das kann ich dem Film nicht abnehmen, auch wenn er passabel unterhält. Dabei nach starkem Anfang aber merklich abbaut. Zusammengefasst: 5 Punkte.

war im Cinestar, Frankfurt

38 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Frankenstein
  • Score [BETA]: 61
  • f3a.net: 5.6/10 38
  • IMDb: 6.6/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-25 04:06

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